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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Die weinende Rahel.
hat mit Weinen sich gemüsst
deines Grimmes Opfer nennen/
Schau so vieler armen Plag!
hör so vieler Weiber Klag!
Schau die Unschuld selbst ermorden/
hör wie wir zum Greuel worden.
Als das blank erhellte Schwert
mein Kind merket in der nähen'/
lächelt selbes ungefährt/
solches spielweis anzusehen.
Ach daß ich zu meiner Pein
hab verehlicht wollen seyn!
ach daß ich niemals geboren/
oder mein Kind nie verlohren.
Wo bleibt nun deß Vaters Amt?
der den Namen nicht wird tragen:
Weil man uns raubt ins Gesamt/
was der Mutter muß behagen.
Soldann Bethlehem allein
dieses Königs Furchte seyn?
" der nach ihm wird König werden/
" muß doch bleiben auf der Erden/
und was Gott verordnet hat/
kan Herodes nicht verhindern:
" Kein Mensch kan deß Höchsten Raht/
" durch vermeinte Klugheit mindern.
Vielleicht lebt deß Himmelspfand
dorten in dem fernen Land:
Un-
Die weinende Rahel.
hat mit Weinen ſich gemuͤſſt
deines Grimmes Opfer nennen/
Schau ſo vieler armen Plag!
hoͤr ſo vieler Weiber Klag!
Schau die Unſchuld ſelbſt ermorden/
hoͤr wie wir zum Greuel worden.
Als das blank erhellte Schwert
mein Kind merket in der naͤhen’/
laͤchelt ſelbes ungefaͤhrt/
ſolches ſpielweis anzuſehen.
Ach daß ich zu meiner Pein
hab verehlicht wollen ſeyn!
ach daß ich niemals geboren/
oder mein Kind nie verlohren.
Wo bleibt nun deß Vaters Amt?
der den Namen nicht wird tragen:
Weil man uns raubt ins Geſamt/
was der Mutter muß behagen.
Soldann Bethlehem allein
dieſes Koͤnigs Furchte ſeyn?
„ der nach ihm wird Koͤnig werden/
„ muß doch bleiben auf der Erden/
und was Gott verordnet hat/
kan Herodes nicht verhindern:
„ Kein Menſch kan deß Hoͤchſten Raht/
„ durch vermeinte Klugheit mindern.
Vielleicht lebt deß Himmelspfand
dorten in dem fernen Land:
Un-
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[536[534]/0566] Die weinende Rahel. hat mit Weinen ſich gemuͤſſt deines Grimmes Opfer nennen/ Schau ſo vieler armen Plag! hoͤr ſo vieler Weiber Klag! Schau die Unſchuld ſelbſt ermorden/ hoͤr wie wir zum Greuel worden. Als das blank erhellte Schwert mein Kind merket in der naͤhen’/ laͤchelt ſelbes ungefaͤhrt/ ſolches ſpielweis anzuſehen. Ach daß ich zu meiner Pein hab verehlicht wollen ſeyn! ach daß ich niemals geboren/ oder mein Kind nie verlohren. Wo bleibt nun deß Vaters Amt? der den Namen nicht wird tragen: Weil man uns raubt ins Geſamt/ was der Mutter muß behagen. Soldann Bethlehem allein dieſes Koͤnigs Furchte ſeyn? „ der nach ihm wird Koͤnig werden/ „ muß doch bleiben auf der Erden/ und was Gott verordnet hat/ kan Herodes nicht verhindern: „ Kein Menſch kan deß Hoͤchſten Raht/ „ durch vermeinte Klugheit mindern. Vielleicht lebt deß Himmelspfand dorten in dem fernen Land: Un-

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 536[534]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/566>, abgerufen am 22.11.2024.