Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

Bild:
<< vorherige Seite
Die weinende Rahel.
von den Milch-betriefften Brüsten/
in deß Kindes Speisgelüsten.
Jn dem es das Leben sucht/
muß es durch die Henkersbuben/
kosten dieses Todes Frucht
eilend zu deß Todes Gruben.
Were nur Herodes hier
ich wolt seines Purpurs Zier
mit der Kinder Blut besprützen/
ihn mit meinen Nägeln ritzen.
Jch wolt ihm ins Angesicht
sagen: Bluthund nag die Beine/
so du Mörder hingericht/
sauff das Blut/ das ich beweine!
von dem Löwen/ Leopart/
oder von der Tyger Art
hastu deine Milch gesogen/
von den Drachen auferzogen/
übst du solche Raserey.
Deine Händ'im Blute baden/
machet dich nicht der Schulde frey:
ja die Unschuld wird dir schaden.
Was hat dir mein Sohn gethan?
Wer klagt unsre Kinder an
daß dein Wort sie ins Gesamte
zu den Tod deß Schwerts verdamte?
Der das Leben lachend grüsst
und sich selbsten nicht kan kennen/
hat
L l iij
Die weinende Rahel.
von den Milch-betriefften Bruͤſten/
in deß Kindes Speisgeluͤſten.
Jn dem es das Leben ſucht/
muß es durch die Henkersbuben/
koſten dieſes Todes Frucht
eilend zu deß Todes Gruben.
Were nur Herodes hier
ich wolt ſeines Purpurs Zier
mit der Kinder Blut beſpruͤtzen/
ihn mit meinen Naͤgeln ritzen.
Jch wolt ihm ins Angeſicht
ſagen: Bluthund nag die Beine/
ſo du Moͤrder hingericht/
ſauff das Blut/ das ich beweine!
von dem Loͤwen/ Leopart/
oder von der Tyger Art
haſtu deine Milch geſogen/
von den Drachen auferzogen/
uͤbſt du ſolche Raſerey.
Deine Haͤnd’im Blute baden/
machet dich nicht der Schulde frey:
ja die Unſchuld wird dir ſchaden.
Was hat dir mein Sohn gethan?
Wer klagt unſre Kinder an
daß dein Wort ſie ins Geſamte
zu den Tod deß Schwerts verdamte?
Der das Leben lachend gruͤſſt
und ſich ſelbſten nicht kan kennen/
hat
L l iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0565" n="535[533]"/>
              <fw place="top" type="header">Die weinende Rahel.</fw><lb/>
              <l>von den Milch-betriefften Bru&#x0364;&#x017F;ten/</l><lb/>
              <l>in deß Kindes Speisgelu&#x0364;&#x017F;ten.</l><lb/>
              <l>Jn dem es das Leben &#x017F;ucht/</l><lb/>
              <l>muß es durch die Henkersbuben/</l><lb/>
              <l>ko&#x017F;ten die&#x017F;es Todes Frucht</l><lb/>
              <l>eilend zu deß Todes Gruben.</l><lb/>
              <l>Were nur Herodes hier</l><lb/>
              <l>ich wolt &#x017F;eines Purpurs Zier</l><lb/>
              <l>mit der Kinder Blut be&#x017F;pru&#x0364;tzen/</l><lb/>
              <l>ihn mit meinen Na&#x0364;geln ritzen.</l><lb/>
              <l>Jch wolt ihm ins Ange&#x017F;icht</l><lb/>
              <l>&#x017F;agen: Bluthund nag die Beine/</l><lb/>
              <l>&#x017F;o du Mo&#x0364;rder hingericht/</l><lb/>
              <l>&#x017F;auff das Blut/ das ich beweine!</l><lb/>
              <l>von dem Lo&#x0364;wen/ Leopart/</l><lb/>
              <l>oder von der Tyger Art</l><lb/>
              <l>ha&#x017F;tu deine Milch ge&#x017F;ogen/</l><lb/>
              <l>von den Drachen auferzogen/</l><lb/>
              <l>u&#x0364;b&#x017F;t du &#x017F;olche Ra&#x017F;erey.</l><lb/>
              <l>Deine Ha&#x0364;nd&#x2019;im Blute baden/</l><lb/>
              <l>machet dich nicht der Schulde frey:</l><lb/>
              <l>ja die <hi rendition="#aq">U</hi>n&#x017F;chuld wird dir &#x017F;chaden.</l><lb/>
              <l>Was hat dir mein Sohn gethan?</l><lb/>
              <l>Wer klagt un&#x017F;re Kinder an</l><lb/>
              <l>daß dein Wort &#x017F;ie ins Ge&#x017F;amte</l><lb/>
              <l>zu den Tod deß Schwerts verdamte?</l><lb/>
              <l>Der das Leben lachend gru&#x0364;&#x017F;&#x017F;t</l><lb/>
              <l>und &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten nicht kan kennen/</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">L l iij</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">hat</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[535[533]/0565] Die weinende Rahel. von den Milch-betriefften Bruͤſten/ in deß Kindes Speisgeluͤſten. Jn dem es das Leben ſucht/ muß es durch die Henkersbuben/ koſten dieſes Todes Frucht eilend zu deß Todes Gruben. Were nur Herodes hier ich wolt ſeines Purpurs Zier mit der Kinder Blut beſpruͤtzen/ ihn mit meinen Naͤgeln ritzen. Jch wolt ihm ins Angeſicht ſagen: Bluthund nag die Beine/ ſo du Moͤrder hingericht/ ſauff das Blut/ das ich beweine! von dem Loͤwen/ Leopart/ oder von der Tyger Art haſtu deine Milch geſogen/ von den Drachen auferzogen/ uͤbſt du ſolche Raſerey. Deine Haͤnd’im Blute baden/ machet dich nicht der Schulde frey: ja die Unſchuld wird dir ſchaden. Was hat dir mein Sohn gethan? Wer klagt unſre Kinder an daß dein Wort ſie ins Geſamte zu den Tod deß Schwerts verdamte? Der das Leben lachend gruͤſſt und ſich ſelbſten nicht kan kennen/ hat L l iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/565
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 535[533]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/565>, abgerufen am 22.11.2024.