Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

Bild:
<< vorherige Seite
Die betrübte Mara.
11.
Purpurmund du musst verbleichen/
du Corall musst werden Schnee:
Reine Haar' ihr müsset weichen.
Jn dem letzten Seufftzerweh.
Zartes Aug die trübe Nacht
nahet sich/ und deine Macht
die verdunklet so viel weinen/
wird die Sonn nicht mehr bescheinen.
12.
Liebe Schwestern und Gespielen/
nehmet hin den letzten Kuß.
Ach was Schmertzen muß ich fühlen|
bey dem lieben Abschied Gruß.
Schauet meines Hertzens Grund/
durch die Augen/ Hand und Mund!
Jch wünsch' euch viel guter Tage:
die ich ende mit der Klage.
13.
Nun der Tod muß seyn gelitten/
Liebe Schwestern gute Nacht.
Der vor Ammon hat bestritten
hat mich zu dem Fluch gemacht.
Schaut die Lippen werden Stein/
und der Threnen Perlenschein/
stopfet nun zu dieser Stunde/
meine Wort in meinem Munde.
14. Eines
Die betruͤbte Mara.
11.
Purpurmund du muſſt verbleichen/
du Corall muſſt werden Schnee:
Reine Haar’ ihr muͤſſet weichen.
Jn dem letzten Seufftzerweh.
Zartes Aug die truͤbe Nacht
nahet ſich/ und deine Macht
die verdunklet ſo viel weinen/
wird die Sonn nicht mehr beſcheinen.
12.
Liebe Schweſtern und Geſpielen/
nehmet hin den letzten Kuß.
Ach was Schmertzen muß ich fuͤhlen|
bey dem lieben Abſchied Gruß.
Schauet meines Hertzens Grund/
durch die Augen/ Hand und Mund!
Jch wuͤnſch’ euch viel guter Tage:
die ich ende mit der Klage.
13.
Nun der Tod muß ſeyn gelitten/
Liebe Schweſtern gute Nacht.
Der vor Ammon hat beſtritten
hat mich zu dem Fluch gemacht.
Schaut die Lippen werden Stein/
und der Threnen Perlenſchein/
ſtopfet nun zu dieſer Stunde/
meine Wort in meinem Munde.
14. Eines
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0557" n="527[525]"/>
              <fw place="top" type="header">Die betru&#x0364;bte Mara.</fw><lb/>
              <lg n="11">
                <head> <hi rendition="#c">11.</hi> </head><lb/>
                <l>Purpurmund du mu&#x017F;&#x017F;t verbleichen/</l><lb/>
                <l>du Corall mu&#x017F;&#x017F;t werden Schnee:</l><lb/>
                <l>Reine Haar&#x2019; ihr mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et weichen.</l><lb/>
                <l>Jn dem letzten Seufftzerweh.</l><lb/>
                <l>Zartes Aug die tru&#x0364;be Nacht</l><lb/>
                <l>nahet &#x017F;ich/ und deine Macht</l><lb/>
                <l>die verdunklet &#x017F;o viel weinen/</l><lb/>
                <l>wird die Sonn nicht mehr be&#x017F;cheinen.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="12">
                <head> <hi rendition="#c">12.</hi> </head><lb/>
                <l>Liebe Schwe&#x017F;tern und Ge&#x017F;pielen/</l><lb/>
                <l>nehmet hin den letzten Kuß.</l><lb/>
                <l>Ach was Schmertzen muß ich fu&#x0364;hlen|</l><lb/>
                <l>bey dem lieben Ab&#x017F;chied Gruß.</l><lb/>
                <l>Schauet meines Hertzens Grund/</l><lb/>
                <l>durch die Augen/ Hand und Mund!</l><lb/>
                <l>Jch wu&#x0364;n&#x017F;ch&#x2019; euch viel guter Tage:</l><lb/>
                <l>die ich ende mit der Klage.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="13">
                <head> <hi rendition="#c">13.</hi> </head><lb/>
                <l>Nun der Tod muß &#x017F;eyn gelitten/</l><lb/>
                <l>Liebe Schwe&#x017F;tern gute Nacht.</l><lb/>
                <l>Der vor Ammon hat be&#x017F;tritten</l><lb/>
                <l>hat mich zu dem Fluch gemacht.</l><lb/>
                <l>Schaut die Lippen werden Stein/</l><lb/>
                <l>und der Threnen Perlen&#x017F;chein/</l><lb/>
                <l>&#x017F;topfet nun zu die&#x017F;er Stunde/</l><lb/>
                <l>meine Wort in meinem Munde.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">14. Eines</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[527[525]/0557] Die betruͤbte Mara. 11. Purpurmund du muſſt verbleichen/ du Corall muſſt werden Schnee: Reine Haar’ ihr muͤſſet weichen. Jn dem letzten Seufftzerweh. Zartes Aug die truͤbe Nacht nahet ſich/ und deine Macht die verdunklet ſo viel weinen/ wird die Sonn nicht mehr beſcheinen. 12. Liebe Schweſtern und Geſpielen/ nehmet hin den letzten Kuß. Ach was Schmertzen muß ich fuͤhlen| bey dem lieben Abſchied Gruß. Schauet meines Hertzens Grund/ durch die Augen/ Hand und Mund! Jch wuͤnſch’ euch viel guter Tage: die ich ende mit der Klage. 13. Nun der Tod muß ſeyn gelitten/ Liebe Schweſtern gute Nacht. Der vor Ammon hat beſtritten hat mich zu dem Fluch gemacht. Schaut die Lippen werden Stein/ und der Threnen Perlenſchein/ ſtopfet nun zu dieſer Stunde/ meine Wort in meinem Munde. 14. Eines

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/557
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 527[525]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/557>, abgerufen am 22.11.2024.