Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.Der gefallne Adam. "in die verdammte Qual. Jch folgte seinen Raht" und gleicher Missethat: Jch wolt/ aus Frevelmut mich meinem Schöpfer glei- chen/ biß an die Wolken reichen/ und setzte GOTtes Wort aus meines Hertzens Sinn: daher ich leider bin [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]lustigt alles Lusts. Wie sol ich mich entladen der Sünd? von GOttes Gnaden trug ich JEHOVAH Bild/ das nun in Unverstand verwandelt/ samt dem Land erbaut durch meine Müh: Ach/ die mich hat verführet/ so viel als ich verlieret am edlen Paradeis. Jch solte klüger seyn: Mein ist die Schuld allein. Jch/ als deß Weibes Haubt/ ließ mich vom Rieb be- trügen/ zu glauben Satans Lügen. Jch aller Thiere Herr/ der ersten Sünde Knecht/ erdulte nun mit Recht/ was ich verdienet hab. Die von mir hat das Leben/ hat mir den Tod gegeben. Jch wurd ohn Arbeit satt; nun kostet meine Kost Müh'/ Angst/ Sorg/ Hitz und Frost. Jch muß das brache Feld mit Wurtzelscharen pflügen/ den Hunger zu vergnügen. Der Himmel und die Erd/ so mich vor angelacht sind mir zum Feind gemacht. Die Thiere so zu vor gehorsamt meiner Stimm/ sind voll entbrandem Grimm/ entnommen meiner Zucht. Das Wasser und die Flam- men verbinden sich zusammen und werden mir zur Qual. O Engelgleiche Zier/ du düsterst fast in mir/ und
Der gefallne Adam. „in die verdammte Qual. Jch folgte ſeinen Raht„ und gleicher Miſſethat: Jch wolt/ aus Frevelmut mich meinem Schoͤpfer glei- chen/ biß an die Wolken reichen/ und ſetzte GOTtes Wort aus meines Hertzens Sinn: daher ich leider bin [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]luſtigt alles Luſts. Wie ſol ich mich entladen der Suͤnd? von GOttes Gnaden trug ich JEHOVAH Bild/ das nun in Unverſtand verwandelt/ ſamt dem Land erbaut durch meine Muͤh: Ach/ die mich hat verfuͤhret/ ſo viel als ich verlieret am edlen Paradeis. Jch ſolte kluͤger ſeyn: Mein iſt die Schuld allein. Jch/ als deß Weibes Haubt/ ließ mich vom Rieb be- truͤgen/ zu glauben Satans Luͤgen. Jch aller Thiere Herr/ der erſten Suͤnde Knecht/ erdulte nun mit Recht/ was ich verdienet hab. Die von mir hat das Leben/ hat mir den Tod gegeben. Jch wurd ohn Arbeit ſatt; nun koſtet meine Koſt Muͤh’/ Angſt/ Sorg/ Hitz und Froſt. Jch muß das brache Feld mit Wurtzelſcharen pfluͤgen/ den Hunger zu vergnuͤgen. Der Himmel und die Erd/ ſo mich vor angelacht ſind mir zum Feind gemacht. Die Thiere ſo zu vor gehorſamt meiner Stimm/ ſind voll entbrandem Grimm/ entnommen meiner Zucht. Das Waſſer und die Flam- men verbinden ſich zuſammen und werden mir zur Qual. O Engelgleiche Zier/ du duͤſterſt faſt in mir/ und
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biß an die Wolken reichen/
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daher ich leider bin
___luſtigt alles Luſts. Wie ſol ich mich entladen
der Suͤnd? von GOttes Gnaden
trug ich JEHOVAH Bild/ das nun in Unverſtand
verwandelt/ ſamt dem Land
erbaut durch meine Muͤh: Ach/ die mich hat verfuͤhret/
ſo viel als ich verlieret
am edlen Paradeis. Jch ſolte kluͤger ſeyn:
Mein iſt die Schuld allein.
Jch/ als deß Weibes Haubt/ ließ mich vom Rieb be-
truͤgen/
zu glauben Satans Luͤgen.
Jch aller Thiere Herr/ der erſten Suͤnde Knecht/
erdulte nun mit Recht/
was ich verdienet hab. Die von mir hat das Leben/
hat mir den Tod gegeben.
Jch wurd ohn Arbeit ſatt; nun koſtet meine Koſt
Muͤh’/ Angſt/ Sorg/ Hitz und Froſt.
Jch muß das brache Feld mit Wurtzelſcharen pfluͤgen/
den Hunger zu vergnuͤgen.
Der Himmel und die Erd/ ſo mich vor angelacht
ſind mir zum Feind gemacht.
Die Thiere ſo zu vor gehorſamt meiner Stimm/
ſind voll entbrandem Grimm/
entnommen meiner Zucht. Das Waſſer und die Flam-
men
verbinden ſich zuſammen
und werden mir zur Qual. O Engelgleiche Zier/
du duͤſterſt faſt in mir/
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