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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Fasten.
Mühlwerk seines Munds hat fast den Trieb ver-
gessen. Schertzweis sagt man: Sein Magen hält
darfür/ man hab ihn nun allhier die Zähn' in
Hals geschlagen. Fasten nennet man auch/
wann man sich mit wenigen Speisen zu dem Ge-
bet und GOttesdienst bereitet/ und ist solches
Fasten ein feine eusserliche Zucht/ und jederzeit
mit dem Gebet verbunden gewesen. Besihe hier-
von das XXIII. Andachts Gemähl in den II.
Theil der Sonntags Andachten. Der Schwaan
versüsst die Trauerstimm durch das Fasten und
Kasteyen: Der Löw kan seines Hungersgrimm/
und von Krankheit sich befreyen/ wie deß Ele-
phanten Stärk' in dem Fasten wird gemehret/
daß er seines Feindes Werk/ als deß Drachen-
Thiers verzehret.| Fasten macht Raben fliegen/
und die Schlange lässet ligen in dem Fasten ihre
Haut etc. Die Ausbildung deß Fastens ist oben
bey der Busse vermeldet.

Nüchtern.

110. Faul.

Träg/ lässig/ müssig/ langweilig/ die Arbeit ist
sein Feind/ der Feyertag macht er viel/ gewinnet
den Bettelstab in solcher Armut spiel. Er hat
durch das gantze Jahr lange Tage/ und ist seines
Lebens Plage. Beschäfftigt wie die todten die
ligen dar und schlaffen/ der ist lebendig todt der
nichts nicht pflegt zu schaffen/ der faule muß ver-

fau-

Faſten.
Muͤhlwerk ſeines Munds hat faſt den Trieb ver-
geſſen. Schertzweis ſagt man: Sein Magen haͤlt
darfuͤr/ man hab ihn nun allhier die Zaͤhn’ in
Hals geſchlagen. Faſten nennet man auch/
wann man ſich mit wenigen Speiſen zu dem Ge-
bet und GOttesdienſt bereitet/ und iſt ſolches
Faſten ein feine euſſerliche Zucht/ und jederzeit
mit dem Gebet verbunden geweſen. Beſihe hier-
von das XXIII. Andachts Gemaͤhl in den II.
Theil der Sonntags Andachten. Der Schwaan
verſuͤſſt die Trauerſtimm durch das Faſten und
Kaſteyen: Der Loͤw kan ſeines Hungersgrimm/
und von Krankheit ſich befreyen/ wie deß Ele-
phanten Staͤrk’ in dem Faſten wird gemehret/
daß er ſeines Feindes Werk/ als deß Drachen-
Thiers verzehret.| Faſten macht Raben fliegen/
und die Schlange laͤſſet ligen in dem Faſten ihre
Haut ꝛc. Die Ausbildung deß Faſtens iſt oben
bey der Buſſe vermeldet.

☞Nuͤchtern.

110. Faul.

Traͤg/ laͤſſig/ muͤſſig/ langweilig/ die Arbeit iſt
ſein Feind/ der Feyertag macht er viel/ gewinnet
den Bettelſtab in ſolcher Armut ſpiel. Er hat
durch das gantze Jahr lange Tage/ und iſt ſeines
Lebens Plage. Beſchaͤfftigt wie die todten die
ligen dar und ſchlaffen/ der iſt lebendig todt der
nichts nicht pflegt zu ſchaffen/ der faule muß ver-

fau-
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[194[192]/0224] Faſten. Muͤhlwerk ſeines Munds hat faſt den Trieb ver- geſſen. Schertzweis ſagt man: Sein Magen haͤlt darfuͤr/ man hab ihn nun allhier die Zaͤhn’ in Hals geſchlagen. Faſten nennet man auch/ wann man ſich mit wenigen Speiſen zu dem Ge- bet und GOttesdienſt bereitet/ und iſt ſolches Faſten ein feine euſſerliche Zucht/ und jederzeit mit dem Gebet verbunden geweſen. Beſihe hier- von das XXIII. Andachts Gemaͤhl in den II. Theil der Sonntags Andachten. Der Schwaan verſuͤſſt die Trauerſtimm durch das Faſten und Kaſteyen: Der Loͤw kan ſeines Hungersgrimm/ und von Krankheit ſich befreyen/ wie deß Ele- phanten Staͤrk’ in dem Faſten wird gemehret/ daß er ſeines Feindes Werk/ als deß Drachen- Thiers verzehret.| Faſten macht Raben fliegen/ und die Schlange laͤſſet ligen in dem Faſten ihre Haut ꝛc. Die Ausbildung deß Faſtens iſt oben bey der Buſſe vermeldet. ☞Nuͤchtern. 110. Faul. Traͤg/ laͤſſig/ muͤſſig/ langweilig/ die Arbeit iſt ſein Feind/ der Feyertag macht er viel/ gewinnet den Bettelſtab in ſolcher Armut ſpiel. Er hat durch das gantze Jahr lange Tage/ und iſt ſeines Lebens Plage. Beſchaͤfftigt wie die todten die ligen dar und ſchlaffen/ der iſt lebendig todt der nichts nicht pflegt zu ſchaffen/ der faule muß ver- fau-

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 194[192]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/224>, abgerufen am 30.11.2024.