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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Begierd-
Hertzens-Neigung/ aller Gedanken Abzielung
und Abschen/ fassen die Begierd/ widersetzt sich der
Gebühr. Das Hönig deß Verlangens/ deß Flei-
sches Gierlichkeit. Die Göttliche Begierden
werden gebildet in der Person eines Jünglings/
in feuerroter Bekleidung/ geflügelt mit einer
Hand auf den Himmel/ mit der andern auf sein
brennendes Hertz deutend: nechst ihm ist ein Hirsch
bey einer Wasserquelle.

39. Beredsamkeit.

Kunstmässig und gewieß setzt sie die zarten
Wort/ erfasset die Gedanken mit Art und Füg-
lichkeit. Das Reden ist bey ihm dem überreden
gleich. Den Machtspruch den er führt/ wird mit
Bestürtzung der Ungelehrten/ und mit Verwun-
derung der Gelehrten angehört. Die Kunstbe-
redsamkeit ist den Jungfrauen gleich an Schmuck
den Nymphen gleich an Pracht/ den Heldinnen
an Macht/ die Fürsten Wort mit Majestät/ die
Königin mit kluger Red'. Der groben Pövel-
sprach siegt diese leichtlich ob. Sie gleisset wie ein
Hiacinth/ bey dem Burger/ grünet wie ein Sma-
ragd bey dem Adel/ prangt wie ein Jaspis an den
Fürsten. Die Zunge schmucket er/ und redet mit
künstlicher Verwunderung. Die Schwester der
Natur/ die Mutter aller Lehre/ die Pforten aller
Ehre/ die rechte Himmelsspur.

Die Beredsamkeit wird gebildet durch eine

schöne

Begierd-
Hertzens-Neigung/ aller Gedanken Abzielung
und Abſchen/ faſſen die Begierd/ widerſetzt ſich der
Gebuͤhr. Das Hoͤnig deß Verlangens/ deß Flei-
ſches Gierlichkeit. Die Goͤttliche Begierden
werden gebildet in der Perſon eines Juͤnglings/
in feuerroter Bekleidung/ gefluͤgelt mit einer
Hand auf den Himmel/ mit der andern auf ſein
breñendes Heꝛtz deutend: nechſt ihm iſt ein Hirſch
bey einer Waſſerquelle.

39. Beredſamkeit.

Kunſtmaͤſſig und gewieß ſetzt ſie die zarten
Wort/ erfaſſet die Gedanken mit Art und Fuͤg-
lichkeit. Das Reden iſt bey ihm dem uͤberreden
gleich. Den Machtſpruch den er fuͤhrt/ wird mit
Beſtuͤrtzung der Ungelehrten/ und mit Verwun-
derung der Gelehrten angehoͤrt. Die Kunſtbe-
redſamkeit iſt den Jungfrauẽ gleich an Schmuck
den Nymphen gleich an Pracht/ den Heldinnen
an Macht/ die Fuͤrſten Wort mit Majeſtaͤt/ die
Koͤnigin mit kluger Red’. Der groben Poͤvel-
ſprach ſiegt dieſe leichtlich ob. Sie gleiſſet wie ein
Hiacinth/ bey dem Burger/ gruͤnet wie ein Sma-
ragd bey dem Adel/ prangt wie ein Jaſpis an den
Fuͤrſten. Die Zunge ſchmucket er/ und redet mit
kuͤnſtlicher Verwunderung. Die Schweſter der
Natur/ die Mutter aller Lehre/ die Pforten aller
Ehre/ die rechte Himmelsſpur.

Die Beredſamkeit wird gebildet durch eine

ſchoͤne
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[142/0174] Begierd- Hertzens-Neigung/ aller Gedanken Abzielung und Abſchen/ faſſen die Begierd/ widerſetzt ſich der Gebuͤhr. Das Hoͤnig deß Verlangens/ deß Flei- ſches Gierlichkeit. Die Goͤttliche Begierden werden gebildet in der Perſon eines Juͤnglings/ in feuerroter Bekleidung/ gefluͤgelt mit einer Hand auf den Himmel/ mit der andern auf ſein breñendes Heꝛtz deutend: nechſt ihm iſt ein Hirſch bey einer Waſſerquelle. 39. Beredſamkeit. Kunſtmaͤſſig und gewieß ſetzt ſie die zarten Wort/ erfaſſet die Gedanken mit Art und Fuͤg- lichkeit. Das Reden iſt bey ihm dem uͤberreden gleich. Den Machtſpruch den er fuͤhrt/ wird mit Beſtuͤrtzung der Ungelehrten/ und mit Verwun- derung der Gelehrten angehoͤrt. Die Kunſtbe- redſamkeit iſt den Jungfrauẽ gleich an Schmuck den Nymphen gleich an Pracht/ den Heldinnen an Macht/ die Fuͤrſten Wort mit Majeſtaͤt/ die Koͤnigin mit kluger Red’. Der groben Poͤvel- ſprach ſiegt dieſe leichtlich ob. Sie gleiſſet wie ein Hiacinth/ bey dem Burger/ gruͤnet wie ein Sma- ragd bey dem Adel/ prangt wie ein Jaſpis an den Fuͤrſten. Die Zunge ſchmucket er/ und redet mit kuͤnſtlicher Verwunderung. Die Schweſter der Natur/ die Mutter aller Lehre/ die Pforten aller Ehre/ die rechte Himmelsſpur. Die Beredſamkeit wird gebildet durch eine ſchoͤne

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/174>, abgerufen am 28.11.2024.