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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648.

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Die zehende Stund.
Warüm ist dann deine Lieb/
wie ein altes Gersten-Sieb?

14. Also ist auch die Rähtsel nichts anders/
als eine gar dunkle Gleichniß/ welche man zu er-
rahten aufgiebet. Zum Exempel:

1.
Sagt mir: Kennt ihr allzumal
Eine Jungfer in dem Thal/
die memals kein Wort gesagt/
wann man sie nicht hat gefragt.
sie bewohnt der Mauren Grufft/
und lebt in dem leichten Lufft. [fremdsprachliches Material - 3 Zeichen fehlen].
2
Jch bin die leichtste Last/ ohn Leid und ohn Beha-
gen/
was man mir anvertraut/ vermag ich nicht zu sa-
gen/
es ist kein reicher Mann/ der mich nicht pflegt zu
tragen. Annulus signatorius.
3.
Mein Herr verwahret mich und ich verwahr' den
Herrn/
als sein getreuer Knecht/ mein Bart hat manchen
Stern/
man mahlet mich in Wachs/ wann man mich
träget fern/ Clavis
Eine

Die zehende Stund.
Waruͤm iſt dann deine Lieb/
wie ein altes Gerſten-Sieb?

14. Alſo iſt auch die Raͤhtſel nichts anders/
als eine gar dunkle Gleichniß/ welche man zu er-
rahten aufgiebet. Zum Exempel:

1.
Sagt mir: Kennt ihr allzumal
Eine Jungfer in dem Thal/
die memals kein Wort geſagt/
wann man ſie nicht hat gefragt.
ſie bewohnt der Mauren Grufft/
und lebt in dem leichten Lufft. [fremdsprachliches Material – 3 Zeichen fehlen].
2
Jch bin die leichtſte Laſt/ ohn Leid und ohn Beha-
gen/
was man mir anvertraut/ vermag ich nicht zu ſa-
gen/
es iſt kein reicher Mann/ der mich nicht pflegt zu
tragen. Annulus ſignatorius.
3.
Mein Herr verwahret mich und ich verwahr’ den
Herrn/
als ſein getreuer Knecht/ mein Bart hat manchen
Stern/
man mahlet mich in Wachs/ wann man mich
traͤget fern/ Clavis
Eine
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[65/0079] Die zehende Stund. Waruͤm iſt dann deine Lieb/ wie ein altes Gerſten-Sieb? 14. Alſo iſt auch die Raͤhtſel nichts anders/ als eine gar dunkle Gleichniß/ welche man zu er- rahten aufgiebet. Zum Exempel: 1. Sagt mir: Kennt ihr allzumal Eine Jungfer in dem Thal/ die memals kein Wort geſagt/ wann man ſie nicht hat gefragt. ſie bewohnt der Mauren Grufft/ und lebt in dem leichten Lufft. ___. 2 Jch bin die leichtſte Laſt/ ohn Leid und ohn Beha- gen/ was man mir anvertraut/ vermag ich nicht zu ſa- gen/ es iſt kein reicher Mann/ der mich nicht pflegt zu tragen. Annulus ſignatorius. 3. Mein Herr verwahret mich und ich verwahr’ den Herrn/ als ſein getreuer Knecht/ mein Bart hat manchen Stern/ man mahlet mich in Wachs/ wann man mich traͤget fern/ Clavis Eine

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/79>, abgerufen am 28.04.2024.