Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648.Die siebende Stunde. Festgedichte nennen/) Geburtsgedichte/Traumgedichte/ Liebsgedichte/ Lustge- dichte/ Heldenlieder/ Siegslieder/ Win- tzerlieder/ Trinklieder/ Klaglieder/ Feld- liedlein/ Hirten-und Schäferlieder/ etc. o- der weiset den Jnhalt des Gedichts absonderlich/ dahin der Leser seine Gedanken richten sol/ als da ist die Ruhe des Gemüts/ des Gekrönten/ die Sicherheit der Frommen/ in der 3. Stun- de §. 21. Werke des Glaubens/ in der ersten Stund §. 19. und in den Andachts- Gemählen hin und wieder. Es kan aber auch zu Zeiten der Titel oder Obschrift/ die Form und den Jnhalt zu- gleich belangen/ als in den Letter- oder Buch- stabwechslen/ Sinnbildern/ Wortgrif- lein/ etc. und ist dieses nicht zu vergessen/ daß das Wörtlein Reim eigentlich auf das Gebänd/ das Wörtlein Gedicht auf den Jnhalt/ das Wört- lein Lied auf das Gesang zielet/ welcher Vnter- schied von sehr wenigen bißhero geachtet worden. 9. Wie nun ein jedes Buch oder jede Schrift der
Die ſiebende Stunde. Feſtgedichte nennen/) Geburtsgedichte/Traumgedichte/ Liebsgedichte/ Luſtge- dichte/ Heldenlieder/ Siegslieder/ Win- tzerlieder/ Trinklieder/ Klaglieder/ Feld- liedlein/ Hirten-und Schaͤferlieder/ etc. o- der weiſet den Jnhalt des Gedichts abſonderlich/ dahin der Leſer ſeine Gedanken richten ſol/ als da iſt die Ruhe des Gemuͤts/ des Gekroͤnten/ die Sicherheit der From̃en/ in der 3. Stun- de §. 21. Werke des Glaubens/ in der erſten Stund §. 19. und in den Andachts- Gemaͤhlen hin und wieder. Es kan aber auch zu Zeiten der Titel oder Obſchrift/ die Form und den Jnhalt zu- gleich belangen/ als in den Letter- oder Buch- ſtabwechslen/ Sinnbildern/ Wortgrif- lein/ etc. und iſt dieſes nicht zu vergeſſen/ daß das Woͤrtlein Reim eigentlich auf das Gebaͤnd/ das Woͤrtlein Gedicht auf den Jnhalt/ das Woͤrt- lein Lied auf das Geſang zielet/ welcher Vnter- ſchied von ſehr wenigen bißhero geachtet worden. 9. Wie nun ein jedes Buch oder jede Schrift der
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Die ſiebende Stunde.
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tzerlieder/ Trinklieder/ Klaglieder/ Feld-
liedlein/ Hirten-und Schaͤferlieder/ etc. o-
der weiſet den Jnhalt des Gedichts abſonderlich/
dahin der Leſer ſeine Gedanken richten ſol/ als da
iſt die Ruhe des Gemuͤts/ des Gekroͤnten/
die Sicherheit der From̃en/ in der 3. Stun-
de §. 21. Werke des Glaubens/ in der erſten
Stund §. 19. und in den Andachts- Gemaͤhlen
hin und wieder. Es kan aber auch zu Zeiten der
Titel oder Obſchrift/ die Form und den Jnhalt zu-
gleich belangen/ als in den Letter- oder Buch-
ſtabwechslen/ Sinnbildern/ Wortgrif-
lein/ etc. und iſt dieſes nicht zu vergeſſen/ daß das
Woͤrtlein Reim eigentlich auf das Gebaͤnd/ das
Woͤrtlein Gedicht auf den Jnhalt/ das Woͤrt-
lein Lied auf das Geſang zielet/ welcher Vnter-
ſchied von ſehr wenigen bißhero geachtet worden.
9. Wie nun ein jedes Buch oder jede Schrift
ſeinen Titel und Obſchrift haben ſol/ alſo wird
auch zu einem jeden Gedicht ein gewiſſer Titel er-
fordert/ und der Name deſſelben/ welchem es zu
Ehren verfaſſet/ und gleichſam zugeſchrieben
worden. Die Buͤchertitel nimmt man her von
ihrem Jnhalt/ den ſie behandlen/ und nicht von
der
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