Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648.Die zwölffte Stund. Für Wasser hat niemand dem Höchsten gedankt/durch welches er alles in allem erhält/ durch welches er Völker und Länder beschrankt/ durch welches sich mehret die sichtbare Welt. 5. Die Felder bekräntzen im Lentzen dein Bett:dich decken die Wälder mit Schattigten Thro- nen: Es lauffen die Bäche von fernen die Wett' und eilen im schaumigten Meere zu wohnen. 6. Nun weile nicht ferners hellglentzender Fluß!durchnasse die Wurtzel der grunenden Wäl- der; so rausche/ so prause mit stärkerem Guß/ dich ehren und lieben die tragbaren Felder. Dieses ist also die kurtze Verfassung der überi- liänern
Die zwoͤlffte Stund. Fuͤr Waſſer hat niemand dem Hoͤchſten gedankt/durch welches er alles in allem erhaͤlt/ durch welches er Voͤlker und Laͤnder beſchrankt/ durch welches ſich mehret die ſichtbare Welt. 5. Die Felder bekraͤntzen im Lentzen dein Bett:dich decken die Waͤlder mit Schattigten Thro- nen: Es lauffen die Baͤche von fernen die Wett’ und eilen im ſchaumigten Meere zu wohnen. 6. Nun weile nicht ferners hellglentzender Fluß!durchnaſſe die Wurtzel der grunenden Waͤl- der; ſo rauſche/ ſo prauſe mit ſtaͤrkerem Guß/ dich ehren und lieben die tragbaren Felder. Dieſes iſt alſo die kurtze Verfaſſung der uͤberi- liaͤnern
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="4"> <pb facs="#f0125" n="111"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die zwoͤlffte Stund.</hi> </fw><lb/> <l>Fuͤr Waſſer hat niemand dem Hoͤchſten gedankt/</l><lb/> <l>durch welches er alles in allem erhaͤlt/</l><lb/> <l>durch welches er Voͤlker und Laͤnder beſchrankt/</l><lb/> <l>durch welches ſich mehret die ſichtbare Welt.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <head> <hi rendition="#c">5.</hi> </head><lb/> <l>Die Felder bekraͤntzen im Lentzen dein Bett:</l><lb/> <l>dich decken die Waͤlder mit Schattigten Thro-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">nen:</hi> </l><lb/> <l>Es lauffen die Baͤche von fernen die Wett’</l><lb/> <l>und eilen im ſchaumigten Meere zu wohnen.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <head> <hi rendition="#c">6.</hi> </head><lb/> <l>Nun weile nicht ferners hellglentzender Fluß!</l><lb/> <l>durchnaſſe die Wurtzel der grunenden Waͤl-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">der;</hi> </l><lb/> <l>ſo rauſche/ ſo prauſe mit ſtaͤrkerem Guß/</l><lb/> <l>dich ehren und lieben die tragbaren Felder.</l> </lg> </lg><lb/> <p>Dieſes iſt alſo die kurtze Verfaſſung der uͤberi-<lb/> gen ſechs Stunden/ zu welchen noch viel ein<lb/> mehrers koͤnte geſetzet weꝛden/ wann man aus den<lb/> fremden Scribenten das in unſrer Sprache noch<lb/> unbekante verteutſchen wolte/ welches vielleicht/<lb/> mit andrer Gelegenheit geſchehen kan/ das Latein<lb/> kan uns in den Reimgebaͤnden wenig Nachrich-<lb/> tung geben/ ſondern wir muͤſſen ſolche von den<lb/> Niederlaͤndern/ Frantzoſen/ Spaniern und Jta-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">liaͤnern</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [111/0125]
Die zwoͤlffte Stund.
Fuͤr Waſſer hat niemand dem Hoͤchſten gedankt/
durch welches er alles in allem erhaͤlt/
durch welches er Voͤlker und Laͤnder beſchrankt/
durch welches ſich mehret die ſichtbare Welt.
5.
Die Felder bekraͤntzen im Lentzen dein Bett:
dich decken die Waͤlder mit Schattigten Thro-
nen:
Es lauffen die Baͤche von fernen die Wett’
und eilen im ſchaumigten Meere zu wohnen.
6.
Nun weile nicht ferners hellglentzender Fluß!
durchnaſſe die Wurtzel der grunenden Waͤl-
der;
ſo rauſche/ ſo prauſe mit ſtaͤrkerem Guß/
dich ehren und lieben die tragbaren Felder.
Dieſes iſt alſo die kurtze Verfaſſung der uͤberi-
gen ſechs Stunden/ zu welchen noch viel ein
mehrers koͤnte geſetzet weꝛden/ wann man aus den
fremden Scribenten das in unſrer Sprache noch
unbekante verteutſchen wolte/ welches vielleicht/
mit andrer Gelegenheit geſchehen kan/ das Latein
kan uns in den Reimgebaͤnden wenig Nachrich-
tung geben/ ſondern wir muͤſſen ſolche von den
Niederlaͤndern/ Frantzoſen/ Spaniern und Jta-
liaͤnern
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/125 |
Zitationshilfe: | Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/125>, abgerufen am 29.07.2024. |