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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648.

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Die zwölffte Stund.
werden sie von den Freudenspielen nicht ausge-
schlossen/ wann die Geschichte fröliche Händel
betreffen. Diese Personen sollen alle aus ihrer
Kleidung erkannt und also ausgetheilt werden/
daß eines jeden Angesicht mit seinen Worten/
Sitten/ und Ambt übereinstimme.

6. Die Handlungen werden in den Freuden-
spielen mit der Music ohn Gesang unterschieden,
Wann aber die gantze Verfassung in ungebunde-
ner Rede/ so könte man wol darzu gewidmete Lie-
der singen lassen: sonsten aber/ wann es durch und
durch Verse und keine Lehren beygebracht/ so ist
die Musicallein gnung/ jedoch/ daß sie nach Be-
schaffenheit des Jnhalts bald traurig/ bald frölich
sey.

7. Wie nun des Menschen Leben vielen Be-
trübnissen und Ergötzlichkeiten ergeben/ als ist da-
her entstanden eine Mittelart/ so theils den Trauer-
theils den Freudenspielen * gleichet/ oder auch ei-
nen frölichen Anfang hat/ und traurig endet: O-
der auch eine traurige Geschichte mit lustigen
Schalthandlungen unterbricht. Gleicher gestalt
ist auch eine Mittelart zwischen den Freuden und
Hirtenspielen/ wann aus der Bildkunst die Per-
sonen einge führet und darunter Königreiche/ Län-
der/ und Herrschaften verstanden werden. Ein

Ex-
* Trago-Comoedia.

Die zwoͤlffte Stund.
werden ſie von den Freudenſpielen nicht ausge-
ſchloſſen/ wann die Geſchichte froͤliche Haͤndel
betreffen. Dieſe Perſonen ſollen alle aus ihrer
Kleidung erkannt und alſo ausgetheilt werden/
daß eines jeden Angeſicht mit ſeinen Worten/
Sitten/ und Ambt uͤbereinſtimme.

6. Die Handlungen werden in den Freuden-
ſpielen mit der Muſic ohn Geſang unterſchieden,
Wann aber die gantze Verfaſſung in ungebunde-
ner Rede/ ſo koͤnte man wol darzu gewidmete Lie-
der ſingen laſſen: ſonſten aber/ wann es durch und
durch Verſe und keine Lehren beygebracht/ ſo iſt
die Muſicallein gnung/ jedoch/ daß ſie nach Be-
ſchaffenheit des Jnhalts bald traurig/ bald froͤlich
ſey.

7. Wie nun des Menſchen Leben vielen Be-
truͤbniſſen und Ergoͤtzlichkeiten ergeben/ als iſt da-
her entſtanden eine Mittelart/ ſo theils dẽ Trauer-
theils den Freudenſpielen * gleichet/ oder auch ei-
nen froͤlichen Anfang hat/ und traurig endet: O-
der auch eine traurige Geſchichte mit luſtigen
Schalthandlungen unterbricht. Gleicher geſtalt
iſt auch eine Mittelart zwiſchen den Freuden und
Hirtenſpielen/ wann aus der Bildkunſt die Per-
ſonẽ einge fuͤhret und darunter Koͤnigreiche/ Laͤn-
der/ und Herrſchaften verſtanden werden. Ein

Ex-
* Trago-Comœdia.
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[97/0111] Die zwoͤlffte Stund. werden ſie von den Freudenſpielen nicht ausge- ſchloſſen/ wann die Geſchichte froͤliche Haͤndel betreffen. Dieſe Perſonen ſollen alle aus ihrer Kleidung erkannt und alſo ausgetheilt werden/ daß eines jeden Angeſicht mit ſeinen Worten/ Sitten/ und Ambt uͤbereinſtimme. 6. Die Handlungen werden in den Freuden- ſpielen mit der Muſic ohn Geſang unterſchieden, Wann aber die gantze Verfaſſung in ungebunde- ner Rede/ ſo koͤnte man wol darzu gewidmete Lie- der ſingen laſſen: ſonſten aber/ wann es durch und durch Verſe und keine Lehren beygebracht/ ſo iſt die Muſicallein gnung/ jedoch/ daß ſie nach Be- ſchaffenheit des Jnhalts bald traurig/ bald froͤlich ſey. 7. Wie nun des Menſchen Leben vielen Be- truͤbniſſen und Ergoͤtzlichkeiten ergeben/ als iſt da- her entſtanden eine Mittelart/ ſo theils dẽ Trauer- theils den Freudenſpielen * gleichet/ oder auch ei- nen froͤlichen Anfang hat/ und traurig endet: O- der auch eine traurige Geſchichte mit luſtigen Schalthandlungen unterbricht. Gleicher geſtalt iſt auch eine Mittelart zwiſchen den Freuden und Hirtenſpielen/ wann aus der Bildkunſt die Per- ſonẽ einge fuͤhret und darunter Koͤnigreiche/ Laͤn- der/ und Herrſchaften verſtanden werden. Ein Ex- * Trago-Comœdia.

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/111>, abgerufen am 22.11.2024.