Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite
Die eilffte Stund.
und seinen Lispelton der reinen Fluß Kryst-
allen
gestimmet mit dem Klang der freyen Nach-
tigallen.
Nechst war ein Sommerhaus mit Ro-
sen übesdacht/
gleich einem grünen Zelt; darinnen auf-
gemacht
ein Bett von Helffenbein/ bedecket mit
Tappeten/
von Atlas und Damast. Man band ihn
mit Erröhten
auf solche Lagerstell'. Es hielte seine
Hand/
mit sanftgeschrenkten Zwang ein seiden-
fessel Band/
die Füsse waren beed' auf gleiche Weis'
ümbunden:
er must gefangen seyn/ doch noch nicht ü-
berwunden.
Ein geiles Frauenbild mit frechentblö-
ster Zier/
schön/ aber halb bekleid/ verschleust des
Zimmers Thür.
und reitzt mit süssem Kuß/ mit Reden und
Betasten
Ni-
Die eilffte Stund.
und ſeinen Liſpelton der reinẽ Fluß Kryſt-
allen
geſtim̃et mit dem Klang der freyen Nach-
tigallen.
Nechſt war ein Som̃erhaus mit Ro-
ſen uͤbesdacht/
gleich einem gruͤnen Zelt; darinnen auf-
gemacht
ein Bett von Helffenbein/ bedecket mit
Tappeten/
von Atlas und Damaſt. Man band ihn
mit Erroͤhten
auf ſolche Lagerſtell’. Es hielte ſeine
Hand/
mit ſanftgeſchrenktẽ Zwang ein ſeiden-
feſſel Band/
die Fuͤſſe waren beed’ auf gleiche Weiſ’
uͤmbunden:
er muſt gefangen ſeyn/ doch noch nicht uͤ-
berwunden.
Ein geiles Frauenbild mit frechentbloͤ-
ſter Zier/
ſchoͤn/ aber halb bekleid/ verſchleuſt des
Zimmers Thuͤr.
und reitzt mit ſuͤſſem Kuß/ mit Reden und
Betaſten
Ni-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0104" n="90"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die eilffte Stund.</hi> </fw><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">und &#x017F;einen Li&#x017F;pelton der reine&#x0303; Fluß Kry&#x017F;t-</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">allen</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">ge&#x017F;tim&#x0303;et mit dem Klang der freyen Nach-</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">tigallen.</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Nech&#x017F;t war ein Som&#x0303;erhaus mit Ro-</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">&#x017F;en u&#x0364;besdacht/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">gleich einem gru&#x0364;nen Zelt; darinnen auf-</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">gemacht</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">ein Bett von Helffenbein/ bedecket mit</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">Tappeten/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">von Atlas und Dama&#x017F;t. Man band ihn</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">mit Erro&#x0364;hten</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">auf &#x017F;olche Lager&#x017F;tell&#x2019;. Es hielte &#x017F;eine</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">Hand/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">mit &#x017F;anftge&#x017F;chrenkte&#x0303; Zwang ein &#x017F;eiden-</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">fe&#x017F;&#x017F;el Band/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">die Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e waren beed&#x2019; auf gleiche Wei&#x017F;&#x2019;</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">u&#x0364;mbunden:</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">er mu&#x017F;t gefangen &#x017F;eyn/ doch noch nicht u&#x0364;-</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">berwunden.</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Ein geiles Frauenbild mit frechentblo&#x0364;-</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">&#x017F;ter Zier/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;cho&#x0364;n/ aber halb bekleid/ ver&#x017F;chleu&#x017F;t des</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">Zimmers Thu&#x0364;r.</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">und reitzt mit &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;em Kuß/ mit Reden und</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">Beta&#x017F;ten</hi> </hi> </l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ni-</hi> </fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[90/0104] Die eilffte Stund. und ſeinen Liſpelton der reinẽ Fluß Kryſt- allen geſtim̃et mit dem Klang der freyen Nach- tigallen. Nechſt war ein Som̃erhaus mit Ro- ſen uͤbesdacht/ gleich einem gruͤnen Zelt; darinnen auf- gemacht ein Bett von Helffenbein/ bedecket mit Tappeten/ von Atlas und Damaſt. Man band ihn mit Erroͤhten auf ſolche Lagerſtell’. Es hielte ſeine Hand/ mit ſanftgeſchrenktẽ Zwang ein ſeiden- feſſel Band/ die Fuͤſſe waren beed’ auf gleiche Weiſ’ uͤmbunden: er muſt gefangen ſeyn/ doch noch nicht uͤ- berwunden. Ein geiles Frauenbild mit frechentbloͤ- ſter Zier/ ſchoͤn/ aber halb bekleid/ verſchleuſt des Zimmers Thuͤr. und reitzt mit ſuͤſſem Kuß/ mit Reden und Betaſten Ni-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/104
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/104>, abgerufen am 03.05.2024.