Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650.Die dritte Stund. 1. Die Reimen sind gleichsam die Riemen/ Knab/ C
Die dritte Stund. 1. Die Reimen ſind gleichſam die Riemen/ Knab/ C
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Die dritte Stund.
1. Die Reimen ſind gleichſam die Riemen/
durch welche das Gedicht verbunden wird; und
ſollen erſtlich von den Rednern ſeyn abgeſehen
worden/ wann ſie die Gleichheit der Woͤrter/ ihre
Rede zu zieren/ ausgeſuchet; als: mit Raht und
That beyſtehen/ und an die Hand gehen. Die
Treue erneuen/ mit Macht und Pracht/
Kriegen und Siegen ꝛc. in welchem letzten
Exempel wol zu beobachten iſt/ daß wann zwey
Woͤrter/ als dieſes Orts Macht und Pracht/
zu ſtehen kommen/ wieder zwey Woͤrter darauf
folgen muͤſſen/ deren das erſte auf Macht/ als
Kriegen/ das zweyte auf Pracht/ als dieſes
Orts Siegen iſt/ das Abſehen hat. Der Reim-
ſchluß kan ſeyn einſyllbig/ zweyſyllbig/ und
dreyſyllbig/ wiewol dieſe letzte Art/ als liebli-
che/ uͤbliche/ ſtehenden/ gehenden/ Phoͤni-
cier/ Cilicier/ Wichtigkeit/ Nichtigkeit ꝛc.
faſt ungebraͤuchlich iſt. Die einſyllbigen Reim-
wort werden genennet maͤnnliche oder ſteigende:
die zweyſyllbigen weibliche oder fallende: deutli-
cher aber der einſyllbige Reimſchluß/ der
zweyſyllbige Reimſchluß/ beſtehend in Uber-
einſtimmung der letzten Syllben/ welche man
deßwegen nennet die Reimſyllben/ als wann
ich ſage/ ab/ auf/ uñ ab/ daraufreimet/ die Gab/
der Schab/ ein Schwab/ Grab/ Haab/
Knab/
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