Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650.Die zweyte Stund. derleicht/ felsenschwer/ oder centnerschwer/sonnenhell/ flügelschnell/ pfeilgeschwind/ hönigsüß/ kreitenweiß/ kohlschwartz/ und was dergleichen bekante und unbekante zusam- mengesetzte Wörter mehr sind/ und von den Po- eten nach eingepflantzter Eigenschaft vnsrer Sprache kunstrichtig erdacht werden können. Dieses Sprachstücks (von welchem mehr zu le- sen in der VI. Stunde) haben sich alle Teutsche Scribenten gebraucht/ und zu Ausdruckung ihrer Gedanken gebrauchen müssen. Jn der heiligen Schrift findet man der Mahlstein/ Jsa. 19/ 19. der Schalksraht/ Nahum. 1./ 11. Zedergeschrey/ Judith. 14/17. wunder- froh/ Sirach 40/7. Diensthaus/ 4. Esr. 2/ 1. rosenfrüchtig/ 3. Esr. 7/ 16. 23. Hier fehlen nun die jenigen/ welche das so
Die zweyte Stund. derleicht/ felſenſchwer/ oder centneꝛſchwer/ſoñenhell/ fluͤgelſchnell/ pfeilgeſchwind/ hoͤnigſuͤß/ kreitenweiß/ kohlſchwartz/ und was dergleichen bekante und unbekante zuſam- mengeſetzte Woͤrter mehr ſind/ und von den Po- eten nach eingepflantzter Eigenſchaft vnſrer Sprache kunſtrichtig erdacht werden koͤnnen. Dieſes Sprachſtuͤcks (von welchem mehr zu le- ſen in der VI. Stunde) haben ſich alle Teutſche Scribenten gebraucht/ und zu Ausdruckung ihrer Gedanken gebrauchen muͤſſen. Jn der heiligen Schrift findet man der Mahlſtein/ Jſa. 19/ 19. der Schalksraht/ Nahum. 1./ 11. Zedergeſchrey/ Judith. 14/17. wunder- froh/ Sirach 40/7. Dienſthaus/ 4. Eſr. 2/ 1. roſenfruͤchtig/ 3. Eſr. 7/ 16. 23. Hier fehlen nun die jenigen/ welche das ſo
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Die zweyte Stund.
derleicht/ felſenſchwer/ oder centneꝛſchwer/
ſoñenhell/ fluͤgelſchnell/ pfeilgeſchwind/
hoͤnigſuͤß/ kreitenweiß/ kohlſchwartz/ und
was dergleichen bekante und unbekante zuſam-
mengeſetzte Woͤrter mehr ſind/ und von den Po-
eten nach eingepflantzter Eigenſchaft vnſrer
Sprache kunſtrichtig erdacht werden koͤnnen.
Dieſes Sprachſtuͤcks (von welchem mehr zu le-
ſen in der VI. Stunde) haben ſich alle Teutſche
Scribenten gebraucht/ und zu Ausdruckung
ihrer Gedanken gebrauchen muͤſſen. Jn der
heiligen Schrift findet man der Mahlſtein/
Jſa. 19/ 19. der Schalksraht/ Nahum. 1./
11. Zedergeſchrey/ Judith. 14/17. wunder-
froh/ Sirach 40/7. Dienſthaus/ 4. Eſr. 2/ 1.
roſenfruͤchtig/ 3. Eſr. 7/ 16.
23. Hier fehlen nun die jenigen/ welche das
Mittelſtrichlein(-)darzwiſchen ſetzen/ daß ſeinen
Gebrauch hat/ in den Woͤrtern/ ſo von dreyen/
vieren oder mehren/ zuſammengeſetzet ſind/ als
wann ich ſage: die Vor- und Nachſorge/ der
Schau- und Dantzplatz/ die Geld- und
Leibsſtraffe/ die Lentzen-Sommer- und
Herbſtzeit/ mein Stadt-Haus- und Tiſch-
genoß/ das Zimmer-Schnitz- und Mahl-
werk ꝛc. Da das Mittelſtrichlein (-) die vor-
hergehende Woͤrter mit dem letzten bindet/ und
ſo
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