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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650.

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Die erste Stund.
geschändet und beraubt durch eine Fre-
velhand/
die mir bey düstrer Nacht mein holdes
Säitenband
zerschnitten und zerstückt. Komm doch/
mich zu verbrennen/
komm/ komm/ bring deine Flamm/ weil ich bin
tod zu nennen/
nachdem mein Sternendach/ mein Dach
von Helffenbein/
(Zu helffen mancher Pein erbaut) geris-
sen ein.
Mein Zweck ist ohne Zweck/ mein Steg ist
gantz zerstücket;
Jch bin ein eitles Nichts verstummt/ und
eingedrücket.
Zuvor hatmeinen Ton der Himmelselbst
begehrt/
nun bin ich nimmer nicht so hoher Mil-
de wehrt.

20. Hier ist zu beobachten/ daß die Laute mit al-
len Umständen poetisch beschrieben/ und darbey
der Buchstabwechsel Lied und Leid/ die Wort-
gleichheit Helffenbein/ und zu helffen der Pein/
samt dem zweydeutigen Wort Stern/ Dach/
Zweck/
etc. miteingebracht. Ohne solche poetische
Ausrede/* ist das Gedicht saft- und kraftloß. Nun

folget
* Elocutio poetica.
Die erſte Stund.
geſchaͤndet und beraubt durch eine Fre-
velhand/
die mir bey duͤſtrer Nacht mein holdes
Saͤitenband
zerſchnitten und zerſtuͤckt. Komm doch/
mich zu verbrennen/
kom̃/ kom̃/ bring deine Flamm/ weil ich bin
tod zu nennen/
nachdem mein Sternendach/ mein Dach
von Helffenbein/
(Zu helffen mancher Pein erbaut) geriſ-
ſen ein.
Mein Zweck iſt ohne Zweck/ mein Steg iſt
gantz zerſtuͤcket;
Jch bin ein eitles Nichts verſtummt/ und
eingedruͤcket.
Zuvor hatmeinen Ton der Himmelſelbſt
begehrt/
nun bin ich nimmer nicht ſo hoher Mil-
de wehrt.

20. Hier iſt zu beobachten/ daß die Laute mit al-
len Umſtaͤnden poetiſch beſchrieben/ und darbey
der Buchſtabwechſel Lied und Leid/ die Wort-
gleichheit Helffenbein/ und zu helffen der Pein/
ſamt dem zweydeutigen Wort Stern/ Dach/
Zweck/
ꝛc. miteingebracht. Ohne ſolche poetiſche
Ausrede/* iſt das Gedicht ſaft- und kraftloß. Nun

folget
* Elocutio poëtica.
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[14/0032] Die erſte Stund. geſchaͤndet und beraubt durch eine Fre- velhand/ die mir bey duͤſtrer Nacht mein holdes Saͤitenband zerſchnitten und zerſtuͤckt. Komm doch/ mich zu verbrennen/ kom̃/ kom̃/ bring deine Flamm/ weil ich bin tod zu nennen/ nachdem mein Sternendach/ mein Dach von Helffenbein/ (Zu helffen mancher Pein erbaut) geriſ- ſen ein. Mein Zweck iſt ohne Zweck/ mein Steg iſt gantz zerſtuͤcket; Jch bin ein eitles Nichts verſtummt/ und eingedruͤcket. Zuvor hatmeinen Ton der Himmelſelbſt begehrt/ nun bin ich nimmer nicht ſo hoher Mil- de wehrt. 20. Hier iſt zu beobachten/ daß die Laute mit al- len Umſtaͤnden poetiſch beſchrieben/ und darbey der Buchſtabwechſel Lied und Leid/ die Wort- gleichheit Helffenbein/ und zu helffen der Pein/ ſamt dem zweydeutigen Wort Stern/ Dach/ Zweck/ ꝛc. miteingebracht. Ohne ſolche poetiſche Ausrede/ * iſt das Gedicht ſaft- und kraftloß. Nun folget * Elocutio poëtica.

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter01_1650/32>, abgerufen am 24.11.2024.