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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650.

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Die sechste Stunde.
lich/ was sie nicht wissen und verstehen/ das doch
bey guten Scribenten gefunden wird/ also sagt
Herr Lutherus/ es widert meine Seele/ Job 6/
26. Wellen/ Ps. 104/ 3. Wehmütig/ Sprüch.
7/ 7. Unwege/ Job 12/ 24. ritten/ Matth. 8/
14. dir greuelt/ Rom. 2/ 22. etc.

13. Es ist auch eine sondere Zierlichkeit deß
Gedichts/ wann alle Wörter leicht/ und unge-
zwungen fliessen/ und daß der Reime ungenöhti-
get mehrmals an gehörigen Stellen wiederholet
wird. Sonsten hat der Poet viel/ ja fast alle Figu-
ren mit den Rednern gemein.

14. Hierbey ist nicht zu vergessen/ daß sich der
Poet bemühet/ die Stimmen der Thiere/ oder
den Ton eines Falls/ Schlages/ Schusses/
Sprunges/ Stosses oder anders/ was einen Laut/
oder eine Stimme von sich giebet/ auf das ver-
nemlichste auszudrucken. Bey der zweyten Stund
haben wir ein Exempel in der Nachtigallen Ge-
sang beobachtet/ da das Wörtlein dir zum sech-
sten mal wiederholet/ wie auch in folgenden Zei-
len die Thiere/ führen etc. auf das tireliren
das Absehen gerichtet. Also bildet folgendes den
Gegenhall:

Echo ächtzet Trauerlieder/
seufftzend aus der Felsengrufft
durch die weitgebreite Lufft/
wie-

Die ſechſte Stunde.
lich/ was ſie nicht wiſſen und verſtehen/ das doch
bey guten Scribenten gefunden wird/ alſo ſagt
Herr Lutherus/ es widert meine Seele/ Job 6/
26. Wellen/ Pſ. 104/ 3. Wehmuͤtig/ Spruͤch.
7/ 7. Unwege/ Job 12/ 24. ritten/ Matth. 8/
14. dir greuelt/ Rom. 2/ 22. ꝛc.

13. Es iſt auch eine ſondere Zierlichkeit deß
Gedichts/ wann alle Woͤrter leicht/ und unge-
zwungen flieſſen/ und daß der Reime ungenoͤhti-
get mehrmals an gehoͤrigen Stellen wiederholet
wird. Sonſten hat der Poet viel/ ja faſt alle Figu-
ren mit den Rednern gemein.

14. Hierbey iſt nicht zu vergeſſen/ daß ſich der
Poet bemuͤhet/ die Stimmen der Thiere/ oder
den Ton eines Falls/ Schlages/ Schuſſes/
Sprunges/ Stoſſes oder anders/ was einẽ Laut/
oder eine Stimme von ſich giebet/ auf das ver-
nemlichſte auszudrucken. Bey deꝛ zweytẽ Stund
haben wir ein Exempel in der Nachtigallen Ge-
ſang beobachtet/ da das Woͤrtlein dir zum ſech-
ſten mal wiederholet/ wie auch in folgenden Zei-
len die Thiere/ fuͤhren ꝛc. auf das tireliren
das Abſehen gerichtet. Alſo bildet folgendes den
Gegenhall:

Echo aͤchtzet Trauerlieder/
ſeufftzend aus der Felſengrufft
durch die weitgebreite Lufft/
wie-
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[110[106]/0124] Die ſechſte Stunde. lich/ was ſie nicht wiſſen und verſtehen/ das doch bey guten Scribenten gefunden wird/ alſo ſagt Herr Lutherus/ es widert meine Seele/ Job 6/ 26. Wellen/ Pſ. 104/ 3. Wehmuͤtig/ Spruͤch. 7/ 7. Unwege/ Job 12/ 24. ritten/ Matth. 8/ 14. dir greuelt/ Rom. 2/ 22. ꝛc. 13. Es iſt auch eine ſondere Zierlichkeit deß Gedichts/ wann alle Woͤrter leicht/ und unge- zwungen flieſſen/ und daß der Reime ungenoͤhti- get mehrmals an gehoͤrigen Stellen wiederholet wird. Sonſten hat der Poet viel/ ja faſt alle Figu- ren mit den Rednern gemein. 14. Hierbey iſt nicht zu vergeſſen/ daß ſich der Poet bemuͤhet/ die Stimmen der Thiere/ oder den Ton eines Falls/ Schlages/ Schuſſes/ Sprunges/ Stoſſes oder anders/ was einẽ Laut/ oder eine Stimme von ſich giebet/ auf das ver- nemlichſte auszudrucken. Bey deꝛ zweytẽ Stund haben wir ein Exempel in der Nachtigallen Ge- ſang beobachtet/ da das Woͤrtlein dir zum ſech- ſten mal wiederholet/ wie auch in folgenden Zei- len die Thiere/ fuͤhren ꝛc. auf das tireliren das Abſehen gerichtet. Alſo bildet folgendes den Gegenhall: Echo aͤchtzet Trauerlieder/ ſeufftzend aus der Felſengrufft durch die weitgebreite Lufft/ wie-

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650, S. 110[106]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter01_1650/124>, abgerufen am 23.11.2024.