Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.

Bild:
<< vorherige Seite

Griechenland gestellet wurde, setzte so gar die Ziegen und Thiere in eine Verzückung. (e) Dieses hatten spitzfindige und listige Menschen angemercket, und solches nachhero zu ihrem Vortheil gemisbrauchet. Insonderheit befördern einige natürliche Dinge die Unrichtigkeit der Einbildungs-Kraft. Dieses siehet man an den Leuten, so in dicker und verdickter Luft wohnen oder arbeiten, so sich auf hohen und kalten Gebürgen aufhalten, so allen frölichen Umgang der Menschen scheuen, so grobe Speisen, und kalte, blähende Geträncke zu sich nehmen, auch dabey wenig arbeiten: Ferner diejenigen, so viele gedorrete Hülsen-Früchte, Bonpurnickel, starck-gehopfte Biere, und viel Schweine-Fleisch, geniessen, dabey aber keine schwere Arbeit haben, und der gehörigen Bewegung ermangeln. Die Berg-Männleins und Kobolden sind lediglich in dem Gehirn der Berg-Leute gebohren. Man hat den Berg-Mönch erdacht, als die Walckenroder Mönche viele Kuxen auf dem Hartze besessen. Die dicke Luft unter der Erden, der stete Gebrauch des Schweine-Fleisches, die unreinen und verkältenden Ausdünstungen, die viele Einsamkeit, sind allerdings fähig, daß die Gruben-Leute auf gleiche Weise, wie die Hexen, in der Einbildung von ihren Gedancken gerühret werden. Die eigene Erfahrung lehret mich, daß dieses nicht allein möglich, sondern auch bey gewissen

(e) IVSTINVS L. XXIV. c. 6. STRABO L. IX. p. 419. DIODORVS Siculus L. XVI. c. 26. Mr. SCHOTT en Explication nouvelle de l'Apotheose d'Homere p. 100. sqq.

Griechenland gestellet wurde, setzte so gar die Ziegen und Thiere in eine Verzückung. (e) Dieses hatten spitzfindige und listige Menschen angemercket, und solches nachhero zu ihrem Vortheil gemisbrauchet. Insonderheit befördern einige natürliche Dinge die Unrichtigkeit der Einbildungs-Kraft. Dieses siehet man an den Leuten, so in dicker und verdickter Luft wohnen oder arbeiten, so sich auf hohen und kalten Gebürgen aufhalten, so allen frölichen Umgang der Menschen scheuen, so grobe Speisen, und kalte, blähende Geträncke zu sich nehmen, auch dabey wenig arbeiten: Ferner diejenigen, so viele gedorrete Hülsen-Früchte, Bonpurnickel, starck-gehopfte Biere, und viel Schweine-Fleisch, geniessen, dabey aber keine schwere Arbeit haben, und der gehörigen Bewegung ermangeln. Die Berg-Männleins und Kobolden sind lediglich in dem Gehirn der Berg-Leute gebohren. Man hat den Berg-Mönch erdacht, als die Walckenroder Mönche viele Kuxen auf dem Hartze besessen. Die dicke Luft unter der Erden, der stete Gebrauch des Schweine-Fleisches, die unreinen und verkältenden Ausdünstungen, die viele Einsamkeit, sind allerdings fähig, daß die Gruben-Leute auf gleiche Weise, wie die Hexen, in der Einbildung von ihren Gedancken gerühret werden. Die eigene Erfahrung lehret mich, daß dieses nicht allein möglich, sondern auch bey gewissen

(e) IVSTINVS L. XXIV. c. 6. STRABO L. IX. p. 419. DIODORVS Siculus L. XVI. c. 26. Mr. SCHOTT en Explication nouvelle de l’Apotheose d’Homere p. 100. sqq.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0090" n="92"/>
Griechenland gestellet wurde, setzte so gar die Ziegen und Thiere in eine Verzückung. <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">IVSTINVS</hi> L. XXIV. c. 6. <hi rendition="#i">STRABO</hi> L. IX. p. 419. <hi rendition="#i">DIODORVS Siculus</hi> L. XVI. c. 26. Mr. <hi rendition="#i">SCHOTT</hi> en <hi rendition="#i">Explication nouvelle de l&#x2019;Apotheose d&#x2019;Homere</hi> p. 100. sqq.</hi></note> Dieses hatten spitzfindige und listige Menschen angemercket, und solches nachhero zu ihrem Vortheil gemisbrauchet. Insonderheit befördern einige natürliche Dinge die Unrichtigkeit der Einbildungs-Kraft. Dieses siehet man an den Leuten, so in dicker und verdickter Luft wohnen oder arbeiten, so sich auf hohen und kalten Gebürgen aufhalten, so allen frölichen Umgang der Menschen scheuen, so grobe Speisen, und kalte, blähende Geträncke zu sich nehmen, auch dabey wenig arbeiten: Ferner diejenigen, so viele gedorrete Hülsen-Früchte, Bonpurnickel, starck-gehopfte Biere, und viel Schweine-Fleisch, geniessen, dabey aber keine schwere Arbeit haben, und der gehörigen Bewegung ermangeln. Die Berg-Männleins und Kobolden sind lediglich in dem Gehirn der Berg-Leute gebohren. Man hat den <hi rendition="#fr">Berg-Mönch</hi> erdacht, als die Walckenroder Mönche viele Kuxen auf dem Hartze besessen. Die dicke Luft unter der Erden, der stete Gebrauch des Schweine-Fleisches, die unreinen und verkältenden Ausdünstungen, die viele Einsamkeit, sind allerdings fähig, daß die Gruben-Leute auf gleiche Weise, wie die Hexen, in der Einbildung von ihren Gedancken gerühret werden. Die eigene Erfahrung lehret mich, daß dieses nicht allein möglich, sondern auch bey gewissen
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0090] Griechenland gestellet wurde, setzte so gar die Ziegen und Thiere in eine Verzückung. (e) Dieses hatten spitzfindige und listige Menschen angemercket, und solches nachhero zu ihrem Vortheil gemisbrauchet. Insonderheit befördern einige natürliche Dinge die Unrichtigkeit der Einbildungs-Kraft. Dieses siehet man an den Leuten, so in dicker und verdickter Luft wohnen oder arbeiten, so sich auf hohen und kalten Gebürgen aufhalten, so allen frölichen Umgang der Menschen scheuen, so grobe Speisen, und kalte, blähende Geträncke zu sich nehmen, auch dabey wenig arbeiten: Ferner diejenigen, so viele gedorrete Hülsen-Früchte, Bonpurnickel, starck-gehopfte Biere, und viel Schweine-Fleisch, geniessen, dabey aber keine schwere Arbeit haben, und der gehörigen Bewegung ermangeln. Die Berg-Männleins und Kobolden sind lediglich in dem Gehirn der Berg-Leute gebohren. Man hat den Berg-Mönch erdacht, als die Walckenroder Mönche viele Kuxen auf dem Hartze besessen. Die dicke Luft unter der Erden, der stete Gebrauch des Schweine-Fleisches, die unreinen und verkältenden Ausdünstungen, die viele Einsamkeit, sind allerdings fähig, daß die Gruben-Leute auf gleiche Weise, wie die Hexen, in der Einbildung von ihren Gedancken gerühret werden. Die eigene Erfahrung lehret mich, daß dieses nicht allein möglich, sondern auch bey gewissen (e) IVSTINVS L. XXIV. c. 6. STRABO L. IX. p. 419. DIODORVS Siculus L. XVI. c. 26. Mr. SCHOTT en Explication nouvelle de l’Apotheose d’Homere p. 100. sqq.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-31T14:52:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-31T14:52:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-31T14:52:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • ſz, ſ sowie ſſ werden durch ß, s bzw. ss transkribiert.
  • Ligaturen wie z.B. Æ und Œ, werden zu zwei getrennten Zeichen transkribiert, im Beispiel also zu Ae und Oe.
  • Die Buchstaben mit dem kleinen e darüber werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Die Transkription folgt dem Original.
  • Trennungsstriche (=) werden als - wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/90
Zitationshilfe: Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/90>, abgerufen am 24.11.2024.