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Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.

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Bluhts in den todten Cörpern und die empfundene Würgung, oder Ertödtung, demselben zuzuschreiben gewesen. Ich habe im hellen Mittage a. 1708. 12. Maji. einen gantzen Cörper nach menschlicher und mir bekanter Gestalt auf einem Garten gesehen, dem ich nahe gekommen bin, willens mit ihm zu reden, bis ich die Hopfenstangen dadurch hervorschimmern gesehen, so da hinter aufgerichtet waren. Der alte achtzigjährige Mann, den ich zu erblicken vermeinte, und dessen der Garte war, war um gleiche Zeit, welches ich gar nicht wußte, gestorben, und zwar an den natürlichsten Uhrsachen. Ich bitte mir demnach von dem geneigten Leser dieses aus, daß er mich zu keinen Beckerianer oder Thomasianer machen wolle, wenn er befindet, daß ich von der Art der Weltweisheit des Thales abgehe, als welcher alles mit Geistern erfüllete, damit er so gleich einige vorrähtig hätte, wenn eine schwere Sache aus dem Reiche der Natur auf das Tapet gebracht wurde. Wie richtig es sonst mit dem gemeinen Wahn von den Vampirs (a) beschaf-

(a) Es läßt sich vermuhten, daß das Wort zusammen gesetzet sey aus aima Bluht draus Vam geworden, und piren, das ist, be-

Bluhts in den todten Cörpern und die empfundene Würgung, oder Ertödtung, demselben zuzuschreiben gewesen. Ich habe im hellen Mittage a. 1708. 12. Maji. einen gantzen Cörper nach menschlicher und mir bekanter Gestalt auf einem Garten gesehen, dem ich nahe gekommen bin, willens mit ihm zu reden, bis ich die Hopfenstangen dadurch hervorschimmern gesehen, so da hinter aufgerichtet waren. Der alte achtzigjährige Mann, den ich zu erblicken vermeinte, und dessen der Garte war, war um gleiche Zeit, welches ich gar nicht wußte, gestorben, und zwar an den natürlichsten Uhrsachen. Ich bitte mir demnach von dem geneigten Leser dieses aus, daß er mich zu keinen Beckerianer oder Thomasianer machen wolle, wenn er befindet, daß ich von der Art der Weltweisheit des Thales abgehe, als welcher alles mit Geistern erfüllete, damit er so gleich einige vorrähtig hätte, wenn eine schwere Sache aus dem Reiche der Natur auf das Tapet gebracht wurde. Wie richtig es sonst mit dem gemeinen Wahn von den Vampirs (a) beschaf-

(a) Es läßt sich vermuhten, daß das Wort zusammen gesetzet sey aus αἱμα Bluht draus Vam geworden, und piren, das ist, be-
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[11/0009] Bluhts in den todten Cörpern und die empfundene Würgung, oder Ertödtung, demselben zuzuschreiben gewesen. Ich habe im hellen Mittage a. 1708. 12. Maji. einen gantzen Cörper nach menschlicher und mir bekanter Gestalt auf einem Garten gesehen, dem ich nahe gekommen bin, willens mit ihm zu reden, bis ich die Hopfenstangen dadurch hervorschimmern gesehen, so da hinter aufgerichtet waren. Der alte achtzigjährige Mann, den ich zu erblicken vermeinte, und dessen der Garte war, war um gleiche Zeit, welches ich gar nicht wußte, gestorben, und zwar an den natürlichsten Uhrsachen. Ich bitte mir demnach von dem geneigten Leser dieses aus, daß er mich zu keinen Beckerianer oder Thomasianer machen wolle, wenn er befindet, daß ich von der Art der Weltweisheit des Thales abgehe, als welcher alles mit Geistern erfüllete, damit er so gleich einige vorrähtig hätte, wenn eine schwere Sache aus dem Reiche der Natur auf das Tapet gebracht wurde. Wie richtig es sonst mit dem gemeinen Wahn von den Vampirs (a) beschaf- (a) Es läßt sich vermuhten, daß das Wort zusammen gesetzet sey aus αἱμα Bluht draus Vam geworden, und piren, das ist, be-

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Zitationshilfe: Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/9>, abgerufen am 29.03.2024.