Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.ein Geist sey, oder einen Geist in sich habe. Aber die Uhrwercke, und die mit Uhrwercken versehene Bradtenwenders sind Ertz-Feinde dieses Grund-Satzes. Wenigstens ist es eine feine Sache, daß der Geist des Bradtenwenders die Brate nicht zuvor verzehret, ehe sie auf dem Tisch gebracht wird. Wenn eine Würckung, welche einen Endzweck erreichet, oder zu dessen Erreichung etwas beyträgt, allemahl von einem Geiste unmittelbahr abstammet; so kan man keine eintzige Würckung setzen, welche nicht von einem Geiste ausgeübet würde. Allein wie mancherley Würckungen entstehen nicht von der Zusammensetzung, Vermischung oder Versetzung der Theile? Warum läuft eine wohl-abgerundete Kugel auf einem abhängigen Boden so geschwind und so leicht? wenn ein Würffel von gleichem Durchmesser kaum aus der Stäte weichet? Ists nicht lediglich die Figur, welche hieselbst den Unterscheid der Bewegung machet? Worzu braucht man nun die Beyhülffe des Geistes in dieser Bewegung? Vielleicht zum gauckeln oder zum radschlagen? Der gröste Haufe der Menschen ist leyder also geartet, daß sie ihre Güter grösser angeben, als solche in der That sind. Man beleget diese Schwachheit mit verschiedenen Nahmen, unter welchen das Wort: Windmacherey, endlich den Platz behalten hat. Diese Windmacherey hat das fatum Astronomicum ausgehecket. Denn die Sternkündiger waren nicht zufrieden mit derjenigen Wissenschaft, welche sie aus der sorgfältigen Beschauung und ein Geist sey, oder einen Geist in sich habe. Aber die Uhrwercke, und die mit Uhrwercken versehene Bradtenwenders sind Ertz-Feinde dieses Grund-Satzes. Wenigstens ist es eine feine Sache, daß der Geist des Bradtenwenders die Brate nicht zuvor verzehret, ehe sie auf dem Tisch gebracht wird. Wenn eine Würckung, welche einen Endzweck erreichet, oder zu dessen Erreichung etwas beyträgt, allemahl von einem Geiste unmittelbahr abstammet; so kan man keine eintzige Würckung setzen, welche nicht von einem Geiste ausgeübet würde. Allein wie mancherley Würckungen entstehen nicht von der Zusammensetzung, Vermischung oder Versetzung der Theile? Warum läuft eine wohl-abgerundete Kugel auf einem abhängigen Boden so geschwind und so leicht? wenn ein Würffel von gleichem Durchmesser kaum aus der Stäte weichet? Ists nicht lediglich die Figur, welche hieselbst den Unterscheid der Bewegung machet? Worzu braucht man nun die Beyhülffe des Geistes in dieser Bewegung? Vielleicht zum gauckeln oder zum radschlagen? Der gröste Haufe der Menschen ist leyder also geartet, daß sie ihre Güter grösser angeben, als solche in der That sind. Man beleget diese Schwachheit mit verschiedenen Nahmen, unter welchen das Wort: Windmacherey, endlich den Platz behalten hat. Diese Windmacherey hat das fatum Astronomicum ausgehecket. Denn die Sternkündiger waren nicht zufrieden mit derjenigen Wissenschaft, welche sie aus der sorgfältigen Beschauung und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0071" n="73"/> ein Geist sey, oder einen Geist in sich habe. Aber die Uhrwercke, und die mit Uhrwercken versehene Bradtenwenders sind Ertz-Feinde dieses Grund-Satzes. Wenigstens ist es eine feine Sache, daß der Geist des Bradtenwenders die Brate nicht zuvor verzehret, ehe sie auf dem Tisch gebracht wird. Wenn eine Würckung, welche einen Endzweck erreichet, oder zu dessen Erreichung etwas beyträgt, allemahl von einem Geiste unmittelbahr abstammet; so kan man keine eintzige Würckung setzen, welche nicht von einem Geiste ausgeübet würde. Allein wie mancherley Würckungen entstehen nicht von der Zusammensetzung, Vermischung oder Versetzung der Theile? Warum läuft eine wohl-abgerundete Kugel auf einem abhängigen Boden so geschwind und so leicht? wenn ein Würffel von gleichem Durchmesser kaum aus der Stäte weichet? Ists nicht lediglich die Figur, welche hieselbst den Unterscheid der Bewegung machet? Worzu braucht man nun die Beyhülffe des Geistes in dieser Bewegung? Vielleicht zum gauckeln oder zum radschlagen? Der gröste Haufe der Menschen ist leyder also geartet, daß sie ihre Güter grösser angeben, als solche in der That sind. Man beleget diese Schwachheit mit verschiedenen Nahmen, unter welchen das Wort: <hi rendition="#fr">Windmacherey,</hi> endlich den Platz behalten hat. Diese Windmacherey hat das <hi rendition="#aq">fatum Astronomicum</hi> ausgehecket. Denn die Sternkündiger waren nicht zufrieden mit derjenigen Wissenschaft, welche sie aus der sorgfältigen Beschauung und </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0071]
ein Geist sey, oder einen Geist in sich habe. Aber die Uhrwercke, und die mit Uhrwercken versehene Bradtenwenders sind Ertz-Feinde dieses Grund-Satzes. Wenigstens ist es eine feine Sache, daß der Geist des Bradtenwenders die Brate nicht zuvor verzehret, ehe sie auf dem Tisch gebracht wird. Wenn eine Würckung, welche einen Endzweck erreichet, oder zu dessen Erreichung etwas beyträgt, allemahl von einem Geiste unmittelbahr abstammet; so kan man keine eintzige Würckung setzen, welche nicht von einem Geiste ausgeübet würde. Allein wie mancherley Würckungen entstehen nicht von der Zusammensetzung, Vermischung oder Versetzung der Theile? Warum läuft eine wohl-abgerundete Kugel auf einem abhängigen Boden so geschwind und so leicht? wenn ein Würffel von gleichem Durchmesser kaum aus der Stäte weichet? Ists nicht lediglich die Figur, welche hieselbst den Unterscheid der Bewegung machet? Worzu braucht man nun die Beyhülffe des Geistes in dieser Bewegung? Vielleicht zum gauckeln oder zum radschlagen? Der gröste Haufe der Menschen ist leyder also geartet, daß sie ihre Güter grösser angeben, als solche in der That sind. Man beleget diese Schwachheit mit verschiedenen Nahmen, unter welchen das Wort: Windmacherey, endlich den Platz behalten hat. Diese Windmacherey hat das fatum Astronomicum ausgehecket. Denn die Sternkündiger waren nicht zufrieden mit derjenigen Wissenschaft, welche sie aus der sorgfältigen Beschauung und
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