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Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.

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cken des Dorfs folgender massen vorgenommen, welche denn, da sie abgehöret worden, einhellig ausgesagt, daß vor ohngefehr fünf Jahren ein hiesiger Heyduck, nahmens Arnond Parle, sich durch einen Fall von einem Heuwagen den Halß gebrochen. Dieser hatte bey seiner Lebens-Zeit sich öfters verlauten lassen, daß er bey Gossowa in dem Türckischen Servien von einem Vampir geplaget worden sey; Dahero er von der Erde des Grabs eines Vampirs gegessen und sich mit dessen Bluht geschmieret habe, um von der erlittenen Plage entlediget zu werden. In 20. oder 30. Tagen nach seinem Tod-Falle haben sich einige Leute beklaget, daß sie von dem gedachten Arnond Parle geplaget würden, wie denn würcklich 4. Persohnen umgebracht worden. Um nun dieses Ubel einzustellen, haben sie auf Einrahten ihres Hadnucks, welcher schon vorhin bey dergleichen Begebenheiten gewesen, diesen Arnond Parle in beyläuffig 40. Tagen nach seinem Tode ausgegraben, und gefunden, daß er gantz vollkommen und unverweset sey, auch ihm das frische Bluht zu den Augen, Nasen und Ohren herausgeflossen, das Hembd, Ubertuch und Tücher gantz bluhtig gewesen, die alten Nägel an Händen und Füssen samt der Haut abgefallen, und dargegen andere neue gewachsen seyn. Weil sie nun daraus ersehen, daß er ein würcklicher Vampir sey, so haben sie demselben nach ihrer Gewohnheit einen Pfahl durchs Hertz geschlagen, worbey er nen wohlvernehmliches Geächzen gethan, und ein häuffiges Geblühte von sich gelassen. Worauf sie den Cörper noch selbiges Tages gleich zur A-

cken des Dorfs folgender massen vorgenommen, welche denn, da sie abgehöret worden, einhellig ausgesagt, daß vor ohngefehr fünf Jahren ein hiesiger Heyduck, nahmens Arnond Parle, sich durch einen Fall von einem Heuwagen den Halß gebrochen. Dieser hatte bey seiner Lebens-Zeit sich öfters verlauten lassen, daß er bey Gossowa in dem Türckischen Servien von einem Vampir geplaget worden sey; Dahero er von der Erde des Grabs eines Vampirs gegessen und sich mit dessen Bluht geschmieret habe, um von der erlittenen Plage entlediget zu werden. In 20. oder 30. Tagen nach seinem Tod-Falle haben sich einige Leute beklaget, daß sie von dem gedachten Arnond Parle geplaget würden, wie denn würcklich 4. Persohnen umgebracht worden. Um nun dieses Ubel einzustellen, haben sie auf Einrahten ihres Hadnucks, welcher schon vorhin bey dergleichen Begebenheiten gewesen, diesen Arnond Parle in beyläuffig 40. Tagen nach seinem Tode ausgegraben, und gefunden, daß er gantz vollkommen und unverweset sey, auch ihm das frische Bluht zu den Augen, Nasen und Ohren herausgeflossen, das Hembd, Ubertuch und Tücher gantz bluhtig gewesen, die alten Nägel an Händen und Füssen samt der Haut abgefallen, und dargegen andere neue gewachsen seyn. Weil sie nun daraus ersehen, daß er ein würcklicher Vampir sey, so haben sie demselben nach ihrer Gewohnheit einen Pfahl durchs Hertz geschlagen, worbey er nen wohlvernehmliches Geächzen gethan, und ein häuffiges Geblühte von sich gelassen. Worauf sie den Cörper noch selbiges Tages gleich zur A-

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[28/0026] cken des Dorfs folgender massen vorgenommen, welche denn, da sie abgehöret worden, einhellig ausgesagt, daß vor ohngefehr fünf Jahren ein hiesiger Heyduck, nahmens Arnond Parle, sich durch einen Fall von einem Heuwagen den Halß gebrochen. Dieser hatte bey seiner Lebens-Zeit sich öfters verlauten lassen, daß er bey Gossowa in dem Türckischen Servien von einem Vampir geplaget worden sey; Dahero er von der Erde des Grabs eines Vampirs gegessen und sich mit dessen Bluht geschmieret habe, um von der erlittenen Plage entlediget zu werden. In 20. oder 30. Tagen nach seinem Tod-Falle haben sich einige Leute beklaget, daß sie von dem gedachten Arnond Parle geplaget würden, wie denn würcklich 4. Persohnen umgebracht worden. Um nun dieses Ubel einzustellen, haben sie auf Einrahten ihres Hadnucks, welcher schon vorhin bey dergleichen Begebenheiten gewesen, diesen Arnond Parle in beyläuffig 40. Tagen nach seinem Tode ausgegraben, und gefunden, daß er gantz vollkommen und unverweset sey, auch ihm das frische Bluht zu den Augen, Nasen und Ohren herausgeflossen, das Hembd, Ubertuch und Tücher gantz bluhtig gewesen, die alten Nägel an Händen und Füssen samt der Haut abgefallen, und dargegen andere neue gewachsen seyn. Weil sie nun daraus ersehen, daß er ein würcklicher Vampir sey, so haben sie demselben nach ihrer Gewohnheit einen Pfahl durchs Hertz geschlagen, worbey er nen wohlvernehmliches Geächzen gethan, und ein häuffiges Geblühte von sich gelassen. Worauf sie den Cörper noch selbiges Tages gleich zur A-

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Zitationshilfe: Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/26>, abgerufen am 24.04.2024.