Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.sich desto mehr Menschen dadurch regieren, je grösser der Hauffe ist, welche den Grund ihrer Handlungen von der Nachahmung hernehmen, und so weit sich nach den Empfindungen der Thiere richten. (bb) §. XXX. Hieraus erhellet nun so viel, daß durch die verdorbene Einbildung die Gedancken selbst in Unordnung gerahten können, so gar daß der Mensch ihm solche Sachen vorstellet, dergleichen weder würcklich zugegen sind, noch seyn können. Wenn nun die Würgung und Absaugung des Bluhts bey den Serviern lediglich in der Phantasey bestehet, (§. 20.) so lernen wir aus beygebrachten Exempeln leichtlich, daß eine Verdickung und Erstarrung der Leibes-Säfte die Einbildungs-Kraft in eine grosse Unordnung gebracht habe. Die Servier sind eine geraume Zeit unter den Türcken gestanden, und haben von denselben den häufigen Gebrauch des Opiums angenommen. Daher sind ihre Cörper schon zu dergleichen Verdickung der Lebens-Geister geschickt gemacht. (§. 26.) Uberdem ist es eine alte, und unter dem gemeinen der himmlischen Freude des Vergnügens in GOTT etc. bey einfältigen und ungelehrten Leuten. (bb) M. GEORGIVS HENRICVS RIBOVIVS, doctor eeclesiae in paucissimis solidissimus, in Diss. de Anima brutorum, quam Hieronymo Rorario subiuoxit, §. 254. p. 808. sqq.
sich desto mehr Menschen dadurch regieren, je grösser der Hauffe ist, welche den Grund ihrer Handlungen von der Nachahmung hernehmen, und so weit sich nach den Empfindungen der Thiere richten. (bb) §. XXX. Hieraus erhellet nun so viel, daß durch die verdorbene Einbildung die Gedancken selbst in Unordnung gerahten können, so gar daß der Mensch ihm solche Sachen vorstellet, dergleichen weder würcklich zugegen sind, noch seyn können. Wenn nun die Würgung und Absaugung des Bluhts bey den Serviern lediglich in der Phantasey bestehet, (§. 20.) so lernen wir aus beygebrachten Exempeln leichtlich, daß eine Verdickung und Erstarrung der Leibes-Säfte die Einbildungs-Kraft in eine grosse Unordnung gebracht habe. Die Servier sind eine geraume Zeit unter den Türcken gestanden, und haben von denselben den häufigen Gebrauch des Opiums angenommen. Daher sind ihre Cörper schon zu dergleichen Verdickung der Lebens-Geister geschickt gemacht. (§. 26.) Uberdem ist es eine alte, und unter dem gemeinen der himmlischen Freude des Vergnügens in GOTT etc. bey einfältigen und ungelehrten Leuten. (bb) M. GEORGIVS HENRICVS RIBOVIVS, doctor eeclesiæ in paucissimis solidissimus, in Diss. de Anima brutorum, quam Hieronymo Rorario subiuoxit, §. 254. p. 808. sqq.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0109" n="111"/> sich desto mehr Menschen dadurch regieren, je grösser der Hauffe ist, welche den Grund ihrer Handlungen von der Nachahmung hernehmen, und so weit sich nach den Empfindungen der Thiere richten. <note place="foot" n="(bb)"><hi rendition="#aq">M. <hi rendition="#i">GEORGIVS HENRICVS RIBOVIVS</hi>, doctor eeclesiæ in paucissimis solidissimus, in Diss. de <hi rendition="#i">Anima brutorum</hi>, quam Hieronymo Rorario subiuoxit, §. 254. p. 808. sqq.</hi></note></p> </div> <div n="2"> <head>§. XXX.</head><lb/> <p>Hieraus erhellet nun so viel, daß durch die verdorbene Einbildung die Gedancken selbst in Unordnung gerahten können, so gar daß der Mensch ihm solche Sachen vorstellet, dergleichen weder würcklich zugegen sind, noch seyn können. Wenn nun die Würgung und Absaugung des Bluhts bey den Serviern lediglich in der Phantasey bestehet, <ref target="#f0078"><hi rendition="#aq">(§. 20.)</hi></ref> so lernen wir aus beygebrachten Exempeln leichtlich, daß eine Verdickung und Erstarrung der Leibes-Säfte die Einbildungs-Kraft in eine grosse Unordnung gebracht habe. Die Servier sind eine geraume Zeit unter den Türcken gestanden, und haben von denselben den häufigen Gebrauch des Opiums angenommen. Daher sind ihre Cörper schon zu dergleichen Verdickung der Lebens-Geister geschickt gemacht. <ref target="#f0093"><hi rendition="#aq">(§. 26.)</hi></ref> Uberdem ist es eine alte, und unter dem gemeinen <note prev="note-0108" place="foot" n="note-0109">der himmlischen Freude des Vergnügens in GOTT <hi rendition="#aq">etc.</hi> bey einfältigen und ungelehrten Leuten.</note> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [111/0109]
sich desto mehr Menschen dadurch regieren, je grösser der Hauffe ist, welche den Grund ihrer Handlungen von der Nachahmung hernehmen, und so weit sich nach den Empfindungen der Thiere richten. (bb)
§. XXX.
Hieraus erhellet nun so viel, daß durch die verdorbene Einbildung die Gedancken selbst in Unordnung gerahten können, so gar daß der Mensch ihm solche Sachen vorstellet, dergleichen weder würcklich zugegen sind, noch seyn können. Wenn nun die Würgung und Absaugung des Bluhts bey den Serviern lediglich in der Phantasey bestehet, (§. 20.) so lernen wir aus beygebrachten Exempeln leichtlich, daß eine Verdickung und Erstarrung der Leibes-Säfte die Einbildungs-Kraft in eine grosse Unordnung gebracht habe. Die Servier sind eine geraume Zeit unter den Türcken gestanden, und haben von denselben den häufigen Gebrauch des Opiums angenommen. Daher sind ihre Cörper schon zu dergleichen Verdickung der Lebens-Geister geschickt gemacht. (§. 26.) Uberdem ist es eine alte, und unter dem gemeinen note-0109
(bb) M. GEORGIVS HENRICVS RIBOVIVS, doctor eeclesiæ in paucissimis solidissimus, in Diss. de Anima brutorum, quam Hieronymo Rorario subiuoxit, §. 254. p. 808. sqq.
note-0109 der himmlischen Freude des Vergnügens in GOTT etc. bey einfältigen und ungelehrten Leuten.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/109 |
Zitationshilfe: | Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/109>, abgerufen am 16.07.2024. |