Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans II. Buch. mehr da/ wohin er sie gehänget hatte. Er warff zwarseinen Rock geschwind über den Leib/ lieff aber unten im blossem Hembd umher/ und fluchte gewaltig auf den/ der ihm seine Hosen gestohlen hatte. Sie lache- ten seiner alle mit einander/ weil kein einziger war/ der sich seiner Schelt-Worten annehmen wolte/ die- ses bewog ihn zu grossem Zorn/ daß er in seiner seltza- men Kleidung nach dem Dorff-Schultzen lieff. Wie er aber in das Dorff kam/ da sahe er bald einen gros- sen Hauffen Jungen hinter ihm daher lauffen/ welche meyneten/ der Mensch sey nicht recht bey Sinnen. Er fassete aber Koth auf/ und warff denselben unter sie/ traff auch einen mit einem ungefähr ergriffenen Stein so wol vor die Brust/ daß er als ein halb-Tod- ter alsobald zur Erden nieder fiel/ worüber die Bau- ren mit Stangen und Heu-Gabeln auf ihn loßgien- gen/ und ihn erwürget hätten/ wann er sich nicht noch kümmerlich in deß Schultzen-Hauß/ zu seinem Glück/ retiriret hätte. Der gute Bauer-Schultz war noch nicht aufgestanden/ dann er hatte vorigen Tages eine Kirmeß auf der Nachbarschafft besuchet/ da er ein ehrliches Räuschlein bekommen hatte. Als nun Troll nach ihm fragte/ lachet ihn die Magd auß/ und lieff in die Küche/ welche sie nach sich zuriegelte/ daß Troll sehr böse ward/ und im Hauß gewaltig umherschwer- mete/ biß er in einer kleinen Kammer ein Paar rothe Hosen erblickete/ solche nahm er vom Nagel/ und steckte seinen Unter-Leib behende hinein. Er merckete aber nicht/ daß der Schultheiß mit seiner Frauen all- da in einem Bette beysammen lagen/ welcher behende aufsprang/ und seine Hosen forderte. Troll lieff vor ihm her/ der Schultz nach/ und kriegten einander bey den Köpffen/ da sie sich wacker zauseten/ die Magd und Frau machten die Hauß-Thür auf/ und rieffen die L l l 4
Romans II. Buch. mehr da/ wohin er ſie gehaͤnget hatte. Er warff zwarſeinen Rock geſchwind uͤber den Leib/ lieff aber unten im bloſſem Hembd umher/ und fluchte gewaltig auf den/ der ihm ſeine Hoſen geſtohlen hatte. Sie lache- ten ſeiner alle mit einander/ weil kein einziger war/ der ſich ſeiner Schelt-Worten annehmen wolte/ die- ſes bewog ihn zu groſſem Zorn/ daß er in ſeiner ſeltza- men Kleidung nach dem Dorff-Schultzen lieff. Wie er aber in das Dorff kam/ da ſahe er bald einen groſ- ſen Hauffen Jungen hinter ihm daher lauffen/ welche meyneten/ der Menſch ſey nicht recht bey Sinnen. Er faſſete aber Koth auf/ und warff denſelben unter ſie/ traff auch einen mit einem ungefaͤhr ergriffenen Stein ſo wol vor die Bruſt/ daß er als ein halb-Tod- ter alſobald zur Erden nieder fiel/ woruͤber die Bau- ren mit Stangen und Heu-Gabeln auf ihn loßgien- gen/ und ihn erwuͤrget haͤtten/ wann er ſich nicht noch kuͤmmerlich in deß Schultzen-Hauß/ zu ſeinem Gluͤck/ retiriret haͤtte. Der gute Bauer-Schultz war noch nicht aufgeſtanden/ dann er hatte vorigen Tages eine Kirmeß auf der Nachbarſchafft beſuchet/ da er ein ehrliches Raͤuſchlein bekommen hatte. Als nun Troll nach ihm fragte/ lachet ihn die Magd auß/ und lieff in die Kuͤche/ welche ſie nach ſich zuriegelte/ daß Troll ſehr boͤſe ward/ und im Hauß gewaltig umherſchwer- mete/ biß er in einer kleinen Kammer ein Paar rothe Hoſen erblickete/ ſolche nahm er vom Nagel/ und ſteckte ſeinen Unter-Leib behende hinein. Er merckete aber nicht/ daß der Schultheiß mit ſeiner Frauen all- da in einem Bette beyſammen lagen/ welcher behende aufſprang/ und ſeine Hoſen forderte. Troll lieff vor ihm her/ der Schultz nach/ und kriegten einander bey den Koͤpffen/ da ſie ſich wacker zauſeten/ die Magd und Frau machten die Hauß-Thuͤr auf/ und rieffen die L l l 4
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Romans II. Buch.
mehr da/ wohin er ſie gehaͤnget hatte. Er warff zwar
ſeinen Rock geſchwind uͤber den Leib/ lieff aber unten
im bloſſem Hembd umher/ und fluchte gewaltig auf
den/ der ihm ſeine Hoſen geſtohlen hatte. Sie lache-
ten ſeiner alle mit einander/ weil kein einziger war/
der ſich ſeiner Schelt-Worten annehmen wolte/ die-
ſes bewog ihn zu groſſem Zorn/ daß er in ſeiner ſeltza-
men Kleidung nach dem Dorff-Schultzen lieff. Wie
er aber in das Dorff kam/ da ſahe er bald einen groſ-
ſen Hauffen Jungen hinter ihm daher lauffen/ welche
meyneten/ der Menſch ſey nicht recht bey Sinnen. Er
faſſete aber Koth auf/ und warff denſelben unter ſie/
traff auch einen mit einem ungefaͤhr ergriffenen
Stein ſo wol vor die Bruſt/ daß er als ein halb-Tod-
ter alſobald zur Erden nieder fiel/ woruͤber die Bau-
ren mit Stangen und Heu-Gabeln auf ihn loßgien-
gen/ und ihn erwuͤrget haͤtten/ wann er ſich nicht noch
kuͤmmerlich in deß Schultzen-Hauß/ zu ſeinem Gluͤck/
retiriret haͤtte. Der gute Bauer-Schultz war noch
nicht aufgeſtanden/ dann er hatte vorigen Tages eine
Kirmeß auf der Nachbarſchafft beſuchet/ da er ein
ehrliches Raͤuſchlein bekommen hatte. Als nun Troll
nach ihm fragte/ lachet ihn die Magd auß/ und lieff
in die Kuͤche/ welche ſie nach ſich zuriegelte/ daß Troll
ſehr boͤſe ward/ und im Hauß gewaltig umherſchwer-
mete/ biß er in einer kleinen Kammer ein Paar rothe
Hoſen erblickete/ ſolche nahm er vom Nagel/ und
ſteckte ſeinen Unter-Leib behende hinein. Er merckete
aber nicht/ daß der Schultheiß mit ſeiner Frauen all-
da in einem Bette beyſammen lagen/ welcher behende
aufſprang/ und ſeine Hoſen forderte. Troll lieff vor
ihm her/ der Schultz nach/ und kriegten einander bey
den Koͤpffen/ da ſie ſich wacker zauſeten/ die Magd
und Frau machten die Hauß-Thuͤr auf/ und rieffen
die
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Zitationshilfe: | Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 903. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/923>, abgerufen am 22.07.2024. |