Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen (Docere,) bekommen/ nicht/ daß sie würcklich dociren/sondern darzu billich capabel seyn sollen. Hierbey kommen dreyerley zu betrachten vor/ nemlich die An- tecedentia, Concomitantia und Sequentia promotio- nem. Was die Antecedentia belanget/ sollen solche Leute mit guten Sitten und Lehre wol versehen seyn. I. Magistros 7. C. de Profess. & Medic. und solches wird bey allen erfordert/ sie mögen in Theologia, Jure oder Medicina Doctores werden wollen. Von dem Jure Civili ist hierbey mit wenigem zu berichten/ daß solches von Heydnischen Gesetzgebern gegeben/ aber gar billich ist/ deßwegen man es auch in den meisten Ländern Europae hat eingeführet/ und spricht Lutherus selber in Sympos. p. 397. wann man der Heyden Recht im Römischen Reich nicht hätte/ so wären un- sere Fürsten/ Käyser und Könige alle zu Narren wor- den. Also gibt es auch in Franckreich/ Spanien und Jtalien/ jedoch so fern es ist angenommen worden. Ja/ die Türcken haben den Codicem in ihrer Sprach/ und richten sich im Urtheilen darnach. Und man schreibet von den Sinesen/ daß sie ihre Rechte nach dem Juri Civili grossen Theils eingerichtet haben. Es kommet aber dieser ehe als Jener zu solcher Wissen- schafft/ daß er ein Doctor werden könne. Also schreibet Estienne Posquier Livre 5. des Recherches de la France chap. 38. p. 698. Anno 1445. kam ein Jüngling von etwa 20. Jahren/ welcher alle 7. freyen Künste ver- stund/ wie die Gelehrten zu Pariß bezeugeten. Er verstunde und wuste zugebrauchen die Vocal- und Instrumental-Music so wol/ als irgend einer zu Pariß oder sonsten. Jn Kriegs-Sachen hatte er schier seines Gleichen nicht/ und das Schlacht-Schwerdt/ wel- ches man mit beyden Armen führet/ wuste er also zu regieren/ daß es ihm keiner nachthäte/ dann wann er seinen
Deß Academiſchen (Docere,) bekommen/ nicht/ daß ſie wuͤrcklich dociren/ſondern darzu billich capabel ſeyn ſollen. Hierbey kommen dreyerley zu betrachten vor/ nemlich die An- tecedentia, Concomitantia und Sequentia promotio- nem. Was die Antecedentia belanget/ ſollen ſolche Leute mit guten Sitten und Lehre wol verſehen ſeyn. I. Magiſtros 7. C. de Profeſſ. & Medic. und ſolches wird bey allen erfordert/ ſie moͤgen in Theologia, Jure oder Medicina Doctores werden wollen. Von dem Jure Civili iſt hierbey mit wenigem zu berichten/ daß ſolches von Heydniſchen Geſetzgebern gegeben/ aber gar billich iſt/ deßwegen man es auch in den meiſten Laͤndern Europæ hat eingefuͤhret/ und ſpricht Lutherus ſelber in Sympoſ. p. 397. wann man der Heyden Recht im Roͤmiſchen Reich nicht haͤtte/ ſo waͤren un- ſere Fuͤrſten/ Kaͤyſer und Koͤnige alle zu Narren wor- den. Alſo gibt es auch in Franckreich/ Spanien und Jtalien/ jedoch ſo fern es iſt angenommen worden. Ja/ die Tuͤrcken haben den Codicem in ihrer Sprach/ und richten ſich im Urtheilen darnach. Und man ſchreibet von den Sineſen/ daß ſie ihre Rechte nach dem Juri Civili groſſen Theils eingerichtet haben. Es kommet aber dieſer ehe als Jener zu ſolcher Wiſſen- ſchafft/ daß er ein Doctor werden koͤnne. Alſo ſchreibet Eſtienne Poſquier Livre 5. des Recherches de la France chap. 38. p. 698. Anno 1445. kam ein Juͤngling von etwa 20. Jahren/ welcher alle 7. freyen Kuͤnſte ver- ſtund/ wie die Gelehrten zu Pariß bezeugeten. Er verſtunde und wuſte zugebrauchen die Vocal- und Inſtrumental-Muſic ſo wol/ als irgend einer zu Pariß oder ſonſten. Jn Kriegs-Sachen hatte er ſchier ſeines Gleichen nicht/ und das Schlacht-Schwerdt/ wel- ches man mit beyden Armen fuͤhret/ wuſte er alſo zu regieren/ daß es ihm keiner nachthaͤte/ dann wann er ſeinen
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Deß Academiſchen
(Docere,) bekommen/ nicht/ daß ſie wuͤrcklich dociren/
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kommen dreyerley zu betrachten vor/ nemlich die An-
tecedentia, Concomitantia und Sequentia promotio-
nem. Was die Antecedentia belanget/ ſollen ſolche
Leute mit guten Sitten und Lehre wol verſehen ſeyn.
I. Magiſtros 7. C. de Profeſſ. & Medic. und ſolches
wird bey allen erfordert/ ſie moͤgen in Theologia, Jure
oder Medicina Doctores werden wollen. Von dem
Jure Civili iſt hierbey mit wenigem zu berichten/ daß
ſolches von Heydniſchen Geſetzgebern gegeben/ aber
gar billich iſt/ deßwegen man es auch in den meiſten
Laͤndern Europæ hat eingefuͤhret/ und ſpricht Lutherus
ſelber in Sympoſ. p. 397. wann man der Heyden
Recht im Roͤmiſchen Reich nicht haͤtte/ ſo waͤren un-
ſere Fuͤrſten/ Kaͤyſer und Koͤnige alle zu Narren wor-
den. Alſo gibt es auch in Franckreich/ Spanien und
Jtalien/ jedoch ſo fern es iſt angenommen worden.
Ja/ die Tuͤrcken haben den Codicem in ihrer Sprach/
und richten ſich im Urtheilen darnach. Und man
ſchreibet von den Sineſen/ daß ſie ihre Rechte nach
dem Juri Civili groſſen Theils eingerichtet haben. Es
kommet aber dieſer ehe als Jener zu ſolcher Wiſſen-
ſchafft/ daß er ein Doctor werden koͤnne. Alſo ſchreibet
Eſtienne Poſquier Livre 5. des Recherches de la France
chap. 38. p. 698. Anno 1445. kam ein Juͤngling von
etwa 20. Jahren/ welcher alle 7. freyen Kuͤnſte ver-
ſtund/ wie die Gelehrten zu Pariß bezeugeten. Er
verſtunde und wuſte zugebrauchen die Vocal- und
Inſtrumental-Muſic ſo wol/ als irgend einer zu Pariß
oder ſonſten. Jn Kriegs-Sachen hatte er ſchier ſeines
Gleichen nicht/ und das Schlacht-Schwerdt/ wel-
ches man mit beyden Armen fuͤhret/ wuſte er alſo zu
regieren/ daß es ihm keiner nachthaͤte/ dann wann er
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Zitationshilfe: | Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 870. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/890>, abgerufen am 22.07.2024. |