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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
Vergnügen und Weißheit in irrdischen und nichti-
gen Dingen; Die Lehr-Sätze aber in der Bibel sind
die rechte güldene Verse/ weil dieselbige uns lehren/
wie man die Seelen erkennen/ fangen und seelig
machen soll. Die Liebe/ welche jene grosse Leute zu
allen guten Büchern getragen/ solte billich grösser
seyn in uns/ gegen die H. Schrifft/ damit uns die Hey-
den nicht überzeugen können. Alexander hatte alle-
zeit die Bücher deß Homeri unter seinem Haupt-
Küssen ligen/ bey Tag führete er dieselbe in einem
köstlichen Küstlein eingeschlossen mit sich herum.
Als Codrus gefraget wurde/ wornach er so schleunig
zugienge? Sagte er: Nach meinem Liebling zu/
wordurch er die Bücher deß Homeri verstunde. So
solte ein Christ gegen die Bibel gesinnet seyn/ dieses
Buch ist unser rechter Liebling. König Alphonsus
hatte zu seinem Zeichen ein offenes Buch. Auß den
eroberten Städten begehrte er vor seine Beute nichts
anders/ als die Bücher. Seine Leß-Stunden ver-
säumte er nirgends um/ und hatte allezeit Bücher
auf seinem Bette ligen/ offtmahls sagte er: Er wolte
lieber alle seine Schätze/ dann ein einiges von seinen
Büchern verlieren. Ein offenes Buch ist ein rech-
tes Zeichen eines weisen Manns/ absonderlich vor
einen Christen eine offene Bibel/ massen man von
allen Büchern/ also auch von der Bibel keinen Nutzen
hat/ wann man dieselbe nicht aufschläget. Sehr wol
redete Laurentius Medices: Picus und andere gelehrte
Männer musten mich dergestalt aufmuntern/ Bücher
zu kauffen/ daß ich auch/ als ich kein Geld mehr ge-
habt/ meinen eigenen Haußrath darfür verpfändete.
Das Kauffen aber ist nicht gnug/ man muß dieselbe
auch lesen. Ein solcher Liebhaber war Alphonsus, er
kauffte und lase/ er liebte die Bücher dergestalt/ daß

er sie
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Romans II. Buch.
Vergnuͤgen und Weißheit in irꝛdiſchen und nichti-
gen Dingen; Die Lehr-Saͤtze aber in der Bibel ſind
die rechte guͤldene Verſe/ weil dieſelbige uns lehren/
wie man die Seelen erkennen/ fangen und ſeelig
machen ſoll. Die Liebe/ welche jene groſſe Leute zu
allen guten Buͤchern getragen/ ſolte billich groͤſſer
ſeyn in uns/ gegen die H. Schrifft/ damit uns die Hey-
den nicht uͤberzeugen koͤnnen. Alexander hatte alle-
zeit die Buͤcher deß Homeri unter ſeinem Haupt-
Kuͤſſen ligen/ bey Tag fuͤhrete er dieſelbe in einem
koͤſtlichen Kuͤſtlein eingeſchloſſen mit ſich herum.
Als Codrus gefraget wurde/ wornach er ſo ſchleunig
zugienge? Sagte er: Nach meinem Liebling zu/
wordurch er die Buͤcher deß Homeri verſtunde. So
ſolte ein Chriſt gegen die Bibel geſinnet ſeyn/ dieſes
Buch iſt unſer rechter Liebling. Koͤnig Alphonſus
hatte zu ſeinem Zeichen ein offenes Buch. Auß den
eroberten Staͤdten begehrte er vor ſeine Beute nichts
anders/ als die Buͤcher. Seine Leß-Stunden ver-
ſaͤumte er nirgends um/ und hatte allezeit Buͤcher
auf ſeinem Bette ligen/ offtmahls ſagte er: Er wolte
lieber alle ſeine Schaͤtze/ dann ein einiges von ſeinen
Buͤchern verlieren. Ein offenes Buch iſt ein rech-
tes Zeichen eines weiſen Manns/ abſonderlich vor
einen Chriſten eine offene Bibel/ maſſen man von
allen Buͤchern/ alſo auch von der Bibel keinen Nutzen
hat/ wann man dieſelbe nicht aufſchlaͤget. Sehr wol
redete Laurentius Medices: Picus und andere gelehrte
Maͤñer muſten mich dergeſtalt aufmuntern/ Buͤcher
zu kauffen/ daß ich auch/ als ich kein Geld mehr ge-
habt/ meinen eigenen Haußrath darfuͤr verpfaͤndete.
Das Kauffen aber iſt nicht gnug/ man muß dieſelbe
auch leſen. Ein ſolcher Liebhaber war Alphonſus, er
kauffte und laſe/ er liebte die Buͤcher dergeſtalt/ daß

er ſie
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[817/0837] Romans II. Buch. Vergnuͤgen und Weißheit in irꝛdiſchen und nichti- gen Dingen; Die Lehr-Saͤtze aber in der Bibel ſind die rechte guͤldene Verſe/ weil dieſelbige uns lehren/ wie man die Seelen erkennen/ fangen und ſeelig machen ſoll. Die Liebe/ welche jene groſſe Leute zu allen guten Buͤchern getragen/ ſolte billich groͤſſer ſeyn in uns/ gegen die H. Schrifft/ damit uns die Hey- den nicht uͤberzeugen koͤnnen. Alexander hatte alle- zeit die Buͤcher deß Homeri unter ſeinem Haupt- Kuͤſſen ligen/ bey Tag fuͤhrete er dieſelbe in einem koͤſtlichen Kuͤſtlein eingeſchloſſen mit ſich herum. Als Codrus gefraget wurde/ wornach er ſo ſchleunig zugienge? Sagte er: Nach meinem Liebling zu/ wordurch er die Buͤcher deß Homeri verſtunde. So ſolte ein Chriſt gegen die Bibel geſinnet ſeyn/ dieſes Buch iſt unſer rechter Liebling. Koͤnig Alphonſus hatte zu ſeinem Zeichen ein offenes Buch. Auß den eroberten Staͤdten begehrte er vor ſeine Beute nichts anders/ als die Buͤcher. Seine Leß-Stunden ver- ſaͤumte er nirgends um/ und hatte allezeit Buͤcher auf ſeinem Bette ligen/ offtmahls ſagte er: Er wolte lieber alle ſeine Schaͤtze/ dann ein einiges von ſeinen Buͤchern verlieren. Ein offenes Buch iſt ein rech- tes Zeichen eines weiſen Manns/ abſonderlich vor einen Chriſten eine offene Bibel/ maſſen man von allen Buͤchern/ alſo auch von der Bibel keinen Nutzen hat/ wann man dieſelbe nicht aufſchlaͤget. Sehr wol redete Laurentius Medices: Picus und andere gelehrte Maͤñer muſten mich dergeſtalt aufmuntern/ Buͤcher zu kauffen/ daß ich auch/ als ich kein Geld mehr ge- habt/ meinen eigenen Haußrath darfuͤr verpfaͤndete. Das Kauffen aber iſt nicht gnug/ man muß dieſelbe auch leſen. Ein ſolcher Liebhaber war Alphonſus, er kauffte und laſe/ er liebte die Buͤcher dergeſtalt/ daß er ſie F f f

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 817. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/837>, abgerufen am 23.11.2024.