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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
than haben. Labienus schrieb verschiedene Bücher/
worinnen er diese und jene tapffer durch die Hechel
zohe/ daß man ihn deßhalben Rabienum, den Rasen-
den genennet. Der Römis. Rath liesse seine Bücher
verbrennen/ welches ihn dermassen verdroß/ daß er
sich in einen tieffen Keller sperrete/ und darinnen
Hungers starb. Wie nun sein Freund/ Severus, seine
Bücher verbrennen sahe/ sagte er: Jch müste auch le-
bendig verbrennet werden/ dann ich habe auß diesen
Büchern viel Ding gelernet und nachgethan.

Der andere sprach dargegen: Diese Halßstar-
rigkeit war nicht allein bey den Heyden; Der Christ-
liche Bischoff Heliodorus hatte ein Buch gemacht
von Mohrenland/ in welchem sehr viel der Jugend
nachtheilige Sachen stunden. Die geistliche Ver-
sammlung von Thessalonich/ stellete ihm frey/ ob er
entweder das Bisthum verlieren/ oder gestatten wol-
te/ daß man sein Buch solte verbrennen. Er erwählte
den Verlust seines Bisthums/ weil er lieber das
Bisthum/ als sein Buch verlieren wolte. Dieses sind
die Früchte deß Bösen. Die Liebe der eigenen Ehre
und Weißheit.

Darauf sprach Cavina: Die Heyden sind sehr
fleissig gewesen/ schädliche Bücher zu dämpffen. Die
Bücher deß Epicuri sind verbrennet worden/ wie in-
gleichem zu Athen die Bücher deß Protagorae, weil
darinnen diese Wort stunden: Ob Götter sind oder
nicht/ kan ich nicht sagen. Er selbst wurde verbannet/
und alle seine Güther eingezogen. Der Käyser Augu-
stus
ließ einsmahls mehr dann 2000. Bücher ver-
brennen. Merck-würdig ist auch das Jenige/ was
von den Büchern deß Numae erzehlet wird: Es gru-
ben etliche Gräber in der Erden/ und fanden etliche
Bücher/ die Numa Pompilius vor langer Zeit gemacht

hatte;

Romans II. Buch.
than haben. Labienus ſchrieb verſchiedene Buͤcher/
worinnen er dieſe und jene tapffer durch die Hechel
zohe/ daß man ihn deßhalben Rabienum, den Raſen-
den genennet. Der Roͤmiſ. Rath lieſſe ſeine Buͤcher
verbrennen/ welches ihn dermaſſen verdroß/ daß er
ſich in einen tieffen Keller ſperrete/ und darinnen
Hungers ſtarb. Wie nun ſein Freund/ Severus, ſeine
Buͤcher verbrennen ſahe/ ſagte er: Jch muͤſte auch le-
bendig verbrennet werden/ dann ich habe auß dieſen
Buͤchern viel Ding gelernet und nachgethan.

Der andere ſprach dargegen: Dieſe Halßſtar-
rigkeit war nicht allein bey den Heyden; Der Chriſt-
liche Biſchoff Heliodorus hatte ein Buch gemacht
von Mohrenland/ in welchem ſehr viel der Jugend
nachtheilige Sachen ſtunden. Die geiſtliche Ver-
ſammlung von Theſſalonich/ ſtellete ihm frey/ ob er
entweder das Biſthum verlieren/ oder geſtatten wol-
te/ daß man ſein Buch ſolte verbrennen. Er erwaͤhlte
den Verluſt ſeines Biſthums/ weil er lieber das
Biſthum/ als ſein Buch verlieren wolte. Dieſes ſind
die Fruͤchte deß Boͤſen. Die Liebe der eigenen Ehre
und Weißheit.

Darauf ſprach Cavina: Die Heyden ſind ſehr
fleiſſig geweſen/ ſchaͤdliche Buͤcher zu daͤmpffen. Die
Buͤcher deß Epicuri ſind verbrennet worden/ wie in-
gleichem zu Athen die Buͤcher deß Protagoræ, weil
darinnen dieſe Wort ſtunden: Ob Goͤtter ſind oder
nicht/ kan ich nicht ſagen. Er ſelbſt wurde verbannet/
und alle ſeine Guͤther eingezogen. Der Kaͤyſer Augu-
ſtus
ließ einsmahls mehr dann 2000. Buͤcher ver-
brennen. Merck-wuͤrdig iſt auch das Jenige/ was
von den Buͤchern deß Numæ erzehlet wird: Es gru-
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Buͤcher/ die Numa Pompilius vor langer Zeit gemacht

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[811/0831] Romans II. Buch. than haben. Labienus ſchrieb verſchiedene Buͤcher/ worinnen er dieſe und jene tapffer durch die Hechel zohe/ daß man ihn deßhalben Rabienum, den Raſen- den genennet. Der Roͤmiſ. Rath lieſſe ſeine Buͤcher verbrennen/ welches ihn dermaſſen verdroß/ daß er ſich in einen tieffen Keller ſperrete/ und darinnen Hungers ſtarb. Wie nun ſein Freund/ Severus, ſeine Buͤcher verbrennen ſahe/ ſagte er: Jch muͤſte auch le- bendig verbrennet werden/ dann ich habe auß dieſen Buͤchern viel Ding gelernet und nachgethan. Der andere ſprach dargegen: Dieſe Halßſtar- rigkeit war nicht allein bey den Heyden; Der Chriſt- liche Biſchoff Heliodorus hatte ein Buch gemacht von Mohrenland/ in welchem ſehr viel der Jugend nachtheilige Sachen ſtunden. Die geiſtliche Ver- ſammlung von Theſſalonich/ ſtellete ihm frey/ ob er entweder das Biſthum verlieren/ oder geſtatten wol- te/ daß man ſein Buch ſolte verbrennen. Er erwaͤhlte den Verluſt ſeines Biſthums/ weil er lieber das Biſthum/ als ſein Buch verlieren wolte. Dieſes ſind die Fruͤchte deß Boͤſen. Die Liebe der eigenen Ehre und Weißheit. Darauf ſprach Cavina: Die Heyden ſind ſehr fleiſſig geweſen/ ſchaͤdliche Buͤcher zu daͤmpffen. Die Buͤcher deß Epicuri ſind verbrennet worden/ wie in- gleichem zu Athen die Buͤcher deß Protagoræ, weil darinnen dieſe Wort ſtunden: Ob Goͤtter ſind oder nicht/ kan ich nicht ſagen. Er ſelbſt wurde verbannet/ und alle ſeine Guͤther eingezogen. Der Kaͤyſer Augu- ſtus ließ einsmahls mehr dann 2000. Buͤcher ver- brennen. Merck-wuͤrdig iſt auch das Jenige/ was von den Buͤchern deß Numæ erzehlet wird: Es gru- ben etliche Graͤber in der Erden/ und fanden etliche Buͤcher/ die Numa Pompilius vor langer Zeit gemacht hatte;

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 811. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/831>, abgerufen am 23.11.2024.