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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
nem reinen Hemd/ und was darzu gehöret/ welches
ihm die gantze Gemeinde verehret hatte. Er legete
dieses alles behende an/ und erschien zu bestimmter Zeit
auf der Hochzeit in einem ansehnlichen grossen Hauß/
woselbst sich die Gäste setzeten/ und nachdem der Herr
Pastor das Seinige gethan/ und die Gäste sich zu
Tisch gesetzet/ betete man/ und darauf sprach der
Pfarrer: Herr Rector, nun müsset ihr die Gäste be-
willkommen. Troll wuste nicht/ was er hierauf sa-
gen solte/ er schüttelte Kopff und Mantel/ er zog sei-
nen breiten Kragen an beyden Seiten zurecht/ und
sprach mit leiser Stimme zum Pfarrer: Herrchen/
warum habt ihr mir das nicht eine halbe Stunde zu-
vor gesagt? Das müsset ihr wissen/ war die Antwort/
dann wer hier Rector seyn wil/ muß allenthalben so
wol schrifft- als mündlich das Wort führen. Jn wes-
sen Namen aber/ forschete er weiter/ soll ich die Hoch-
zeit Gäste empfangen? Nicht in meinem/ replicirte
der Prediger/ noch in eurem/ sondern in deß Herrn
Bräutigams Namen/ darum stellet euch an dessen
Stelle/ und redet in seiner Person/ als ob ihr selber
der rechte Bräutigam wäret/ der Gäste gebetten hät-
te. Also stellete sich Troll zur Braut/ stieß den Bräu-
tigam an die Seite/ und sprach:

Allerseits lieb-werthe Freunde/ Nachbarn
und Herren und Frauen.

JCh sage euch gebührlichen Danck/ daß ihr euch nicht ent-
blödet/ auf meinem Hochzeitlichen Ehren-Tag zu erschei-
nen. Es ist ja so eine alte Weise/ sonst wolte ich der Mühe
gern überhoben blieben seyn. Aber ich gedencke/ man be-
kommt noch etwas verehret/ so setzet euch demnach nieder/
und wann die gelbe Brühe/ samt dem Pfeffer/ verzehret/ so
stellet euch bey unserm Herrn Schul-Rector ein/ alsdann mö-
get ihr so lange essen und trincken/ als es euch schmecket/ ich
wil im übrigen schon zusehen/ wie ich mich mit meiner Braut

allein

Deß Academiſchen
nem reinen Hemd/ und was darzu gehoͤret/ welches
ihm die gantze Gemeinde verehret hatte. Er legete
dieſes alles behende an/ und erſchien zu beſtim̃ter Zeit
auf der Hochzeit in einem anſehnlichen groſſen Hauß/
woſelbſt ſich die Gaͤſte ſetzeten/ und nachdem der Herꝛ
Paſtor das Seinige gethan/ und die Gaͤſte ſich zu
Tiſch geſetzet/ betete man/ und darauf ſprach der
Pfarrer: Herꝛ Rector, nun muͤſſet ihr die Gaͤſte be-
willkommen. Troll wuſte nicht/ was er hierauf ſa-
gen ſolte/ er ſchuͤttelte Kopff und Mantel/ er zog ſei-
nen breiten Kragen an beyden Seiten zurecht/ und
ſprach mit leiſer Stimme zum Pfarrer: Herꝛchen/
warum habt ihr mir das nicht eine halbe Stunde zu-
vor geſagt? Das muͤſſet ihr wiſſen/ war die Antwort/
dann wer hier Rector ſeyn wil/ muß allenthalben ſo
wol ſchrifft- als muͤndlich das Wort fuͤhren. Jn weſ-
ſen Namen aber/ forſchete er weiter/ ſoll ich die Hoch-
zeit Gaͤſte empfangen? Nicht in meinem/ replicirte
der Prediger/ noch in eurem/ ſondern in deß Herꝛn
Braͤutigams Namen/ darum ſtellet euch an deſſen
Stelle/ und redet in ſeiner Perſon/ als ob ihr ſelber
der rechte Braͤutigam waͤret/ der Gaͤſte gebetten haͤt-
te. Alſo ſtellete ſich Troll zur Braut/ ſtieß den Braͤu-
tigam an die Seite/ und ſprach:

Allerſeits lieb-werthe Freunde/ Nachbarn
und Herren und Frauen.

JCh ſage euch gebuͤhrlichen Danck/ daß ihr euch nicht ent-
bloͤdet/ auf meinem Hochzeitlichen Ehren-Tag zu erſchei-
nen. Es iſt ja ſo eine alte Weiſe/ ſonſt wolte ich der Muͤhe
gern uͤberhoben blieben ſeyn. Aber ich gedencke/ man be-
kommt noch etwas verehret/ ſo ſetzet euch demnach nieder/
und wann die gelbe Bruͤhe/ ſamt dem Pfeffer/ verzehret/ ſo
ſtellet euch bey unſerm Herꝛn Schul-Rector ein/ alsdann moͤ-
get ihr ſo lange eſſen und trincken/ als es euch ſchmecket/ ich
wil im uͤbrigen ſchon zuſehen/ wie ich mich mit meiner Braut

allein
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[792/0812] Deß Academiſchen nem reinen Hemd/ und was darzu gehoͤret/ welches ihm die gantze Gemeinde verehret hatte. Er legete dieſes alles behende an/ und erſchien zu beſtim̃ter Zeit auf der Hochzeit in einem anſehnlichen groſſen Hauß/ woſelbſt ſich die Gaͤſte ſetzeten/ und nachdem der Herꝛ Paſtor das Seinige gethan/ und die Gaͤſte ſich zu Tiſch geſetzet/ betete man/ und darauf ſprach der Pfarrer: Herꝛ Rector, nun muͤſſet ihr die Gaͤſte be- willkommen. Troll wuſte nicht/ was er hierauf ſa- gen ſolte/ er ſchuͤttelte Kopff und Mantel/ er zog ſei- nen breiten Kragen an beyden Seiten zurecht/ und ſprach mit leiſer Stimme zum Pfarrer: Herꝛchen/ warum habt ihr mir das nicht eine halbe Stunde zu- vor geſagt? Das muͤſſet ihr wiſſen/ war die Antwort/ dann wer hier Rector ſeyn wil/ muß allenthalben ſo wol ſchrifft- als muͤndlich das Wort fuͤhren. Jn weſ- ſen Namen aber/ forſchete er weiter/ ſoll ich die Hoch- zeit Gaͤſte empfangen? Nicht in meinem/ replicirte der Prediger/ noch in eurem/ ſondern in deß Herꝛn Braͤutigams Namen/ darum ſtellet euch an deſſen Stelle/ und redet in ſeiner Perſon/ als ob ihr ſelber der rechte Braͤutigam waͤret/ der Gaͤſte gebetten haͤt- te. Alſo ſtellete ſich Troll zur Braut/ ſtieß den Braͤu- tigam an die Seite/ und ſprach: Allerſeits lieb-werthe Freunde/ Nachbarn und Herren und Frauen. JCh ſage euch gebuͤhrlichen Danck/ daß ihr euch nicht ent- bloͤdet/ auf meinem Hochzeitlichen Ehren-Tag zu erſchei- nen. Es iſt ja ſo eine alte Weiſe/ ſonſt wolte ich der Muͤhe gern uͤberhoben blieben ſeyn. Aber ich gedencke/ man be- kommt noch etwas verehret/ ſo ſetzet euch demnach nieder/ und wann die gelbe Bruͤhe/ ſamt dem Pfeffer/ verzehret/ ſo ſtellet euch bey unſerm Herꝛn Schul-Rector ein/ alsdann moͤ- get ihr ſo lange eſſen und trincken/ als es euch ſchmecket/ ich wil im uͤbrigen ſchon zuſehen/ wie ich mich mit meiner Braut allein

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 792. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/812>, abgerufen am 23.11.2024.