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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
[Spaltenumbruch]
[Beginn Spaltensatz]
10.
Drum noch länger so zu blei-
ben/
Kan ich nicht erschwingen/
Jch wil mich wied'rum bewei-
ben/
Wann mirs wil gelingen;
[Spaltenumbruch] Wil sie dann ihr Glück ver-
schleudern/
Und mag keinen Schöppen/
Mag sie sich mit Hunger-ley-
den
All ihr Tage schleppen.
[Ende Spaltensatz]

Dieses Liedgen gefiel dem alten Narren über
die Massen wol/ darum spendirte er dem Herrn
Rector diesen Abend auch ein Maaß Bier/ und erzei-
gete sich recht frölich. Aber am folgenden Morgen
kam die junge Magd zu unserm Troll/ und klagete
ihm/ daß sie den alten Krachbein durchauß nicht mehr
leyden könte/ weil er gar zu ein geiler Bock wäre. Er
plage sie immerdar mit seinen Ducaten/ dardurch er
sie zur Einwilligung und Ja-Wort verführen wolte.
Aber seithero sie mit deß Burgermeisters Knecht in
Kundschafft gerathen/ hätte sie gar kein Belieben
mehr zu dem alten Gecken/ ob er gleich noch so reich/
ja wann er auch ein doppelter Schöppe wäre/ darum
ersuchte sie ihn/ weil er ausser Zweiffel Urheber deß
Liedleins/ so ihr der Alte in den Rock gestecket/ er
möchte doch auch eines dargegen nach ihrem Willen
aufsetzen/ und dem alten Freyer darinn nur öffentlich
zu Gemüth führen/ daß sie gantz und gar keine Belie-
bung zu seinem grauen Bart hätte/ darfür wolle sie
ihm ein schönes Schnup-Tuch verehren/ auch gern
alles thun/ was er von ihr verlangen würde. Troll
sprach sie zufrieden/ und machte ihr Hoffnung/ dem
Alten ein solches durch ein ander Liedlein gnugsam
zu erkennen zu geben/ er gieng auch so fort zum Ein-
nehmer/ der etliche Bücher hatte/ darinn blätterte er
ein wenig/ und fand ein artiges Stücklein zu seinem
Vorhaben/ welches er ein wenig verändert/ machte es
doch bald fertig/ und überliefferte es ihr Gesprächs-
Weise/ wie folget:

Er:
Deß Academiſchen
[Spaltenumbruch]
[Beginn Spaltensatz]
10.
Drum noch laͤnger ſo zu blei-
ben/
Kan ich nicht erſchwingen/
Jch wil mich wied’rum bewei-
ben/
Wann mirs wil gelingen;
[Spaltenumbruch] Wil ſie dann ihr Gluͤck ver-
ſchleudern/
Und mag keinen Schoͤppen/
Mag ſie ſich mit Hunger-ley-
den
All ihr Tage ſchleppen.
[Ende Spaltensatz]

Dieſes Liedgen gefiel dem alten Narren uͤber
die Maſſen wol/ darum ſpendirte er dem Herꝛn
Rector dieſen Abend auch ein Maaß Bier/ und erzei-
gete ſich recht froͤlich. Aber am folgenden Morgen
kam die junge Magd zu unſerm Troll/ und klagete
ihm/ daß ſie den alten Krachbein durchauß nicht mehr
leyden koͤnte/ weil er gar zu ein geiler Bock waͤre. Er
plage ſie immerdar mit ſeinen Ducaten/ dardurch er
ſie zur Einwilligung und Ja-Wort verfuͤhren wolte.
Aber ſeithero ſie mit deß Burgermeiſters Knecht in
Kundſchafft gerathen/ haͤtte ſie gar kein Belieben
mehr zu dem alten Gecken/ ob er gleich noch ſo reich/
ja wann er auch ein doppelter Schoͤppe waͤre/ darum
erſuchte ſie ihn/ weil er auſſer Zweiffel Urheber deß
Liedleins/ ſo ihr der Alte in den Rock geſtecket/ er
moͤchte doch auch eines dargegen nach ihrem Willen
aufſetzen/ und dem alten Freyer darinn nur oͤffentlich
zu Gemuͤth fuͤhren/ daß ſie gantz und gar keine Belie-
bung zu ſeinem grauen Bart haͤtte/ darfuͤr wolle ſie
ihm ein ſchoͤnes Schnup-Tuch verehren/ auch gern
alles thun/ was er von ihr verlangen wuͤrde. Troll
ſprach ſie zufrieden/ und machte ihr Hoffnung/ dem
Alten ein ſolches durch ein ander Liedlein gnugſam
zu erkennen zu geben/ er gieng auch ſo fort zum Ein-
nehmer/ der etliche Buͤcher hatte/ darinn blaͤtterte er
ein wenig/ und fand ein artiges Stuͤcklein zu ſeinem
Vorhaben/ welches er ein wenig veraͤndert/ machte es
doch bald fertig/ und uͤberliefferte es ihr Geſpraͤchs-
Weiſe/ wie folget:

Er:
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[786/0806] Deß Academiſchen 10.Drum noch laͤnger ſo zu blei- ben/ Kan ich nicht erſchwingen/ Jch wil mich wied’rum bewei- ben/ Wann mirs wil gelingen; Wil ſie dann ihr Gluͤck ver- ſchleudern/ Und mag keinen Schoͤppen/ Mag ſie ſich mit Hunger-ley- den All ihr Tage ſchleppen. Dieſes Liedgen gefiel dem alten Narren uͤber die Maſſen wol/ darum ſpendirte er dem Herꝛn Rector dieſen Abend auch ein Maaß Bier/ und erzei- gete ſich recht froͤlich. Aber am folgenden Morgen kam die junge Magd zu unſerm Troll/ und klagete ihm/ daß ſie den alten Krachbein durchauß nicht mehr leyden koͤnte/ weil er gar zu ein geiler Bock waͤre. Er plage ſie immerdar mit ſeinen Ducaten/ dardurch er ſie zur Einwilligung und Ja-Wort verfuͤhren wolte. Aber ſeithero ſie mit deß Burgermeiſters Knecht in Kundſchafft gerathen/ haͤtte ſie gar kein Belieben mehr zu dem alten Gecken/ ob er gleich noch ſo reich/ ja wann er auch ein doppelter Schoͤppe waͤre/ darum erſuchte ſie ihn/ weil er auſſer Zweiffel Urheber deß Liedleins/ ſo ihr der Alte in den Rock geſtecket/ er moͤchte doch auch eines dargegen nach ihrem Willen aufſetzen/ und dem alten Freyer darinn nur oͤffentlich zu Gemuͤth fuͤhren/ daß ſie gantz und gar keine Belie- bung zu ſeinem grauen Bart haͤtte/ darfuͤr wolle ſie ihm ein ſchoͤnes Schnup-Tuch verehren/ auch gern alles thun/ was er von ihr verlangen wuͤrde. Troll ſprach ſie zufrieden/ und machte ihr Hoffnung/ dem Alten ein ſolches durch ein ander Liedlein gnugſam zu erkennen zu geben/ er gieng auch ſo fort zum Ein- nehmer/ der etliche Buͤcher hatte/ darinn blaͤtterte er ein wenig/ und fand ein artiges Stuͤcklein zu ſeinem Vorhaben/ welches er ein wenig veraͤndert/ machte es doch bald fertig/ und uͤberliefferte es ihr Geſpraͤchs- Weiſe/ wie folget: Er:

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 786. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/806>, abgerufen am 23.11.2024.