Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Romans II. Buch.
auß/ und weinete von gantzem Hertzen. Jnzwischen
forschete Jener/ ob ihm dann wol zu helffen stünde?
Und welcher Gestalt er wol von der Geburt könte be-
freyet bleiben/ dann er besorge/ wann es mit ihm zur
Geburt käme/ so sey es mit ihm gethan. Onello sprach:
Was wollet ihr mir geben/ wann ich eine Kunst an
euch beweise/ die euch auß aller Gefahr setzet? Tor-
renti
sagte ihm 100. Kronen zu/ womit Jener zufrie-
den nach seiner Herberge gieng/ und etwas holete/ das
ein Erbrechen würckete. Er bekam aber auch einen
grossen Frosch/ welchen er zu sich steckete/ und/ zusamt
Trollen/ dem er nicht trauete/ und besorgete/ er möchte
ihm mit dem Pferd durchgehen/ sich wider zu dem Pa-
tient
en/ vel quasi, erhub/ diesem gab er das Brech-
Pulver ein/ hielt ihm ein Becken vor/ und wie sich
Torrenti einmahl starck erbrach/ warff Onello unver-
mercket den Frosch ins Becken/ zeigete ihm denselben/
und sprach: Nun haben wir gewonnen Spiel/ hier
sehet ihr die lebendige Frucht eures Leibes/ es wäre
ein Söhnlein worden/ aber ein Vatter-Mörder/ weil
er euch in der Geburt das Leben genommen hätte/ dar-
um ist es besser/ daß es sterbe/ als daß ihr/ mein wer-
ther Freund/ umkommet. Hiermit lieff er mit dem
Becken nach dem vorüberfliessenden kleinen Bach/
und reinigte es daselbst. Troll aber machte grosse Au-
gen/ und behauptete mit den andern/ daß dieses eine
Manns-Geburt gewesen. Und wie darauf Onello
wiederkam/ bestriche er den Patienten an dem Schlaff/
gab ihm etwas zu trincken ein/ und sprach: Nun wol-
an/ stehet wolgemuth auf/ eure Kranckheit ist vor-
über/ und euch schadet nichts mehr. Kommet zu mir in
meine Herberge/ und speiset mit mir.

Als Torrenti den Medicum also reden hörete/
glaubete er seinen Worten/ stund auf/ legete die Klei-

der

Romans II. Buch.
auß/ und weinete von gantzem Hertzen. Jnzwiſchen
forſchete Jener/ ob ihm dann wol zu helffen ſtuͤnde?
Und welcher Geſtalt er wol von der Geburt koͤnte be-
freyet bleiben/ dann er beſorge/ wann es mit ihm zur
Geburt kaͤme/ ſo ſey es mit ihm gethan. Onello ſprach:
Was wollet ihr mir geben/ wann ich eine Kunſt an
euch beweiſe/ die euch auß aller Gefahr ſetzet? Tor-
renti
ſagte ihm 100. Kronen zu/ womit Jener zufrie-
den nach ſeiner Herberge gieng/ und etwas holete/ das
ein Erbrechen wuͤrckete. Er bekam aber auch einen
groſſen Froſch/ welchen er zu ſich ſteckete/ und/ zuſamt
Trollen/ dem er nicht trauete/ und beſorgete/ er moͤchte
ihm mit dem Pferd durchgehen/ ſich wider zu dem Pa-
tient
en/ vel quaſi, erhub/ dieſem gab er das Brech-
Pulver ein/ hielt ihm ein Becken vor/ und wie ſich
Torrenti einmahl ſtarck erbrach/ warff Onello unver-
mercket den Froſch ins Becken/ zeigete ihm denſelben/
und ſprach: Nun haben wir gewonnen Spiel/ hier
ſehet ihr die lebendige Frucht eures Leibes/ es waͤre
ein Soͤhnlein worden/ aber ein Vatter-Moͤrder/ weil
er euch in der Geburt das Leben genommen haͤtte/ dar-
um iſt es beſſer/ daß es ſterbe/ als daß ihr/ mein wer-
ther Freund/ umkommet. Hiermit lieff er mit dem
Becken nach dem voruͤberflieſſenden kleinen Bach/
und reinigte es daſelbſt. Troll aber machte groſſe Au-
gen/ und behauptete mit den andern/ daß dieſes eine
Manns-Geburt geweſen. Und wie darauf Onello
wiederkam/ beſtriche er den Patienten an dem Schlaff/
gab ihm etwas zu trincken ein/ und ſprach: Nun wol-
an/ ſtehet wolgemuth auf/ eure Kranckheit iſt vor-
uͤber/ und euch ſchadet nichts mehr. Kommet zu mir in
meine Herberge/ und ſpeiſet mit mir.

Als Torrenti den Medicum alſo reden hoͤrete/
glaubete er ſeinen Worten/ ſtund auf/ legete die Klei-

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0769" n="751"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Romans <hi rendition="#aq">II.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
auß/ und weinete von gantzem Hertzen. Jnzwi&#x017F;chen<lb/>
for&#x017F;chete Jener/ ob ihm dann wol zu helffen &#x017F;tu&#x0364;nde?<lb/>
Und welcher Ge&#x017F;talt er wol von der Geburt ko&#x0364;nte be-<lb/>
freyet bleiben/ dann er be&#x017F;orge/ wann es mit ihm zur<lb/>
Geburt ka&#x0364;me/ &#x017F;o &#x017F;ey es mit ihm gethan. <hi rendition="#aq">Onello</hi> &#x017F;prach:<lb/>
Was wollet ihr mir geben/ wann ich eine Kun&#x017F;t an<lb/>
euch bewei&#x017F;e/ die euch auß aller Gefahr &#x017F;etzet? <hi rendition="#aq">Tor-<lb/>
renti</hi> &#x017F;agte ihm 100. Kronen zu/ womit Jener zufrie-<lb/>
den nach &#x017F;einer Herberge gieng/ und etwas holete/ das<lb/>
ein Erbrechen wu&#x0364;rckete. Er bekam aber auch einen<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Fro&#x017F;ch/ welchen er zu &#x017F;ich &#x017F;teckete/ und/ zu&#x017F;amt<lb/>
Trollen/ dem er nicht trauete/ und be&#x017F;orgete/ er mo&#x0364;chte<lb/>
ihm mit dem Pferd durchgehen/ &#x017F;ich wider zu dem <hi rendition="#aq">Pa-<lb/>
tient</hi>en/ <hi rendition="#aq">vel qua&#x017F;i,</hi> erhub/ die&#x017F;em gab er das Brech-<lb/>
Pulver ein/ hielt ihm ein Becken vor/ und wie &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#aq">Torrenti</hi> einmahl &#x017F;tarck erbrach/ warff <hi rendition="#aq">Onello</hi> unver-<lb/>
mercket den Fro&#x017F;ch ins Becken/ zeigete ihm den&#x017F;elben/<lb/>
und &#x017F;prach: Nun haben wir gewonnen Spiel/ hier<lb/>
&#x017F;ehet ihr die lebendige Frucht eures Leibes/ es wa&#x0364;re<lb/>
ein So&#x0364;hnlein worden/ aber ein Vatter-Mo&#x0364;rder/ weil<lb/>
er euch in der Geburt das Leben genommen ha&#x0364;tte/ dar-<lb/>
um i&#x017F;t es be&#x017F;&#x017F;er/ daß es &#x017F;terbe/ als daß ihr/ mein wer-<lb/>
ther Freund/ umkommet. Hiermit lieff er mit dem<lb/>
Becken nach dem voru&#x0364;berflie&#x017F;&#x017F;enden kleinen Bach/<lb/>
und reinigte es da&#x017F;elb&#x017F;t. Troll aber machte gro&#x017F;&#x017F;e Au-<lb/>
gen/ und behauptete mit den andern/ daß die&#x017F;es eine<lb/>
Manns-Geburt gewe&#x017F;en. Und wie darauf <hi rendition="#aq">Onello</hi><lb/>
wiederkam/ be&#x017F;triche er den <hi rendition="#aq">Patient</hi>en an dem Schlaff/<lb/>
gab ihm etwas zu trincken ein/ und &#x017F;prach: Nun wol-<lb/>
an/ &#x017F;tehet wolgemuth auf/ eure Kranckheit i&#x017F;t vor-<lb/>
u&#x0364;ber/ und euch &#x017F;chadet nichts mehr. Kommet zu mir in<lb/>
meine Herberge/ und &#x017F;pei&#x017F;et mit mir.</p><lb/>
          <p>Als <hi rendition="#aq">Torrenti</hi> den <hi rendition="#aq">Medicum</hi> al&#x017F;o reden ho&#x0364;rete/<lb/>
glaubete er &#x017F;einen Worten/ &#x017F;tund auf/ legete die Klei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[751/0769] Romans II. Buch. auß/ und weinete von gantzem Hertzen. Jnzwiſchen forſchete Jener/ ob ihm dann wol zu helffen ſtuͤnde? Und welcher Geſtalt er wol von der Geburt koͤnte be- freyet bleiben/ dann er beſorge/ wann es mit ihm zur Geburt kaͤme/ ſo ſey es mit ihm gethan. Onello ſprach: Was wollet ihr mir geben/ wann ich eine Kunſt an euch beweiſe/ die euch auß aller Gefahr ſetzet? Tor- renti ſagte ihm 100. Kronen zu/ womit Jener zufrie- den nach ſeiner Herberge gieng/ und etwas holete/ das ein Erbrechen wuͤrckete. Er bekam aber auch einen groſſen Froſch/ welchen er zu ſich ſteckete/ und/ zuſamt Trollen/ dem er nicht trauete/ und beſorgete/ er moͤchte ihm mit dem Pferd durchgehen/ ſich wider zu dem Pa- tienten/ vel quaſi, erhub/ dieſem gab er das Brech- Pulver ein/ hielt ihm ein Becken vor/ und wie ſich Torrenti einmahl ſtarck erbrach/ warff Onello unver- mercket den Froſch ins Becken/ zeigete ihm denſelben/ und ſprach: Nun haben wir gewonnen Spiel/ hier ſehet ihr die lebendige Frucht eures Leibes/ es waͤre ein Soͤhnlein worden/ aber ein Vatter-Moͤrder/ weil er euch in der Geburt das Leben genommen haͤtte/ dar- um iſt es beſſer/ daß es ſterbe/ als daß ihr/ mein wer- ther Freund/ umkommet. Hiermit lieff er mit dem Becken nach dem voruͤberflieſſenden kleinen Bach/ und reinigte es daſelbſt. Troll aber machte groſſe Au- gen/ und behauptete mit den andern/ daß dieſes eine Manns-Geburt geweſen. Und wie darauf Onello wiederkam/ beſtriche er den Patienten an dem Schlaff/ gab ihm etwas zu trincken ein/ und ſprach: Nun wol- an/ ſtehet wolgemuth auf/ eure Kranckheit iſt vor- uͤber/ und euch ſchadet nichts mehr. Kommet zu mir in meine Herberge/ und ſpeiſet mit mir. Als Torrenti den Medicum alſo reden hoͤrete/ glaubete er ſeinen Worten/ ſtund auf/ legete die Klei- der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/769
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 751. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/769>, abgerufen am 23.11.2024.