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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
bildete ihm die Warheit ein/ wie daß ihn nemlich Je-
ner vexire. Als aber Simon seinen Cammeraden von
ferne erblickete/ nahm er Abschied von ihm/ und wolte
weiter gehen. Der andere aber bache ihn/ mit zu dem
Onello zu gehen/ der nunmehro ein hoch berühmter
Meister worden. Simon stellete sich/ als habe er zu
diesem Mann keine Kundschafft/ gieng doch mit ihm/
und darauf kam Adrian zu ihnen/ der sich über den
Torrenti noch mehr verwunderte/ und ihm seinen Zu-
stand so gefährlich einbildete/ daß der einfältige
Mensch ihren Worten schier Glauben gegeben hätte.
Er berieff sich aber auf den hochverständigen Onello,
und wann der auch also sagen wurde/ alsdann wolle
er ihnen glauben/ und sich von ihm curiren lassen.
Hierauf giengen sie alle 3. zu dem Hauffen Volcks/
und Onello erblickete den Torrenti gar bald/ zu wel-
chem er mit heller Stimme rieff: O Torrenti, ihr mö-
get diese Stunde glückseelig preysen/ an eurem Ange-
sicht sehe ich die Zeichen einer gefährlichen Kranck-
heit/ die euch in wenigen Tagen in den Tod schicken
dörffte/ doch ich wil sie recht erkundigen/ und sehen/ ob
euch zu helffen stehe.

Dieser Worte erschrack Torrenti gar sehr/ tratt
näher zu ihm/ und begehrete seines Raths. Onello
aber sprach: Gehet nach Hauß/ und leget euch in ein
warmes Bette/ decket euch fein hübsch zu/ über eine
Stunde wil ich bey euch seyn/ um eure Kranckheit/ die
höchst-gefährlich/ gebührlich zu untersuchen. Also
gieng er bekümmert nach Hauß- und die 2. übrigen be-
gleiteten ihn/ als einen sehr schwachen Mann. Weil
er auch nicht anders meynete/ als er sey gar kranck/
stellete er sich also an/ daß seine Frau dessen von Her-
tzen erschrack. Sie legten ihn demnach bald in ein
Bette/ und decketen ihn wol zu. Darauf kam Onello,

setzete

Romans II. Buch.
bildete ihm die Warheit ein/ wie daß ihn nemlich Je-
ner vexire. Als aber Simon ſeinen Cammeraden von
ferne erblickete/ nahm er Abſchied von ihm/ und wolte
weiter gehen. Der andere aber bache ihn/ mit zu dem
Onello zu gehen/ der nunmehro ein hoch beruͤhmter
Meiſter worden. Simon ſtellete ſich/ als habe er zu
dieſem Mann keine Kundſchafft/ gieng doch mit ihm/
und darauf kam Adrian zu ihnen/ der ſich uͤber den
Torrenti noch mehr verwunderte/ und ihm ſeinen Zu-
ſtand ſo gefaͤhrlich einbildete/ daß der einfaͤltige
Menſch ihren Worten ſchier Glauben gegeben haͤtte.
Er berieff ſich aber auf den hochverſtaͤndigen Onello,
und wann der auch alſo ſagen wurde/ alsdann wolle
er ihnen glauben/ und ſich von ihm curiren laſſen.
Hierauf giengen ſie alle 3. zu dem Hauffen Volcks/
und Onello erblickete den Torrenti gar bald/ zu wel-
chem er mit heller Stimme rieff: O Torrenti, ihr moͤ-
get dieſe Stunde gluͤckſeelig preyſen/ an eurem Ange-
ſicht ſehe ich die Zeichen einer gefaͤhrlichen Kranck-
heit/ die euch in wenigen Tagen in den Tod ſchicken
doͤrffte/ doch ich wil ſie recht erkundigen/ und ſehen/ ob
euch zu helffen ſtehe.

Dieſer Worte erſchrack Torrenti gar ſehr/ tratt
naͤher zu ihm/ und begehrete ſeines Raths. Onello
aber ſprach: Gehet nach Hauß/ und leget euch in ein
warmes Bette/ decket euch fein huͤbſch zu/ uͤber eine
Stunde wil ich bey euch ſeyn/ um eure Kranckheit/ die
hoͤchſt-gefaͤhrlich/ gebuͤhrlich zu unterſuchen. Alſo
gieng er bekuͤmmert nach Hauß- und die 2. uͤbrigen be-
gleiteten ihn/ als einen ſehr ſchwachen Mann. Weil
er auch nicht anders meynete/ als er ſey gar kranck/
ſtellete er ſich alſo an/ daß ſeine Frau deſſen von Her-
tzen erſchrack. Sie legten ihn demnach bald in ein
Bette/ und decketen ihn wol zu. Darauf kam Onello,

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[749/0767] Romans II. Buch. bildete ihm die Warheit ein/ wie daß ihn nemlich Je- ner vexire. Als aber Simon ſeinen Cammeraden von ferne erblickete/ nahm er Abſchied von ihm/ und wolte weiter gehen. Der andere aber bache ihn/ mit zu dem Onello zu gehen/ der nunmehro ein hoch beruͤhmter Meiſter worden. Simon ſtellete ſich/ als habe er zu dieſem Mann keine Kundſchafft/ gieng doch mit ihm/ und darauf kam Adrian zu ihnen/ der ſich uͤber den Torrenti noch mehr verwunderte/ und ihm ſeinen Zu- ſtand ſo gefaͤhrlich einbildete/ daß der einfaͤltige Menſch ihren Worten ſchier Glauben gegeben haͤtte. Er berieff ſich aber auf den hochverſtaͤndigen Onello, und wann der auch alſo ſagen wurde/ alsdann wolle er ihnen glauben/ und ſich von ihm curiren laſſen. Hierauf giengen ſie alle 3. zu dem Hauffen Volcks/ und Onello erblickete den Torrenti gar bald/ zu wel- chem er mit heller Stimme rieff: O Torrenti, ihr moͤ- get dieſe Stunde gluͤckſeelig preyſen/ an eurem Ange- ſicht ſehe ich die Zeichen einer gefaͤhrlichen Kranck- heit/ die euch in wenigen Tagen in den Tod ſchicken doͤrffte/ doch ich wil ſie recht erkundigen/ und ſehen/ ob euch zu helffen ſtehe. Dieſer Worte erſchrack Torrenti gar ſehr/ tratt naͤher zu ihm/ und begehrete ſeines Raths. Onello aber ſprach: Gehet nach Hauß/ und leget euch in ein warmes Bette/ decket euch fein huͤbſch zu/ uͤber eine Stunde wil ich bey euch ſeyn/ um eure Kranckheit/ die hoͤchſt-gefaͤhrlich/ gebuͤhrlich zu unterſuchen. Alſo gieng er bekuͤmmert nach Hauß- und die 2. uͤbrigen be- gleiteten ihn/ als einen ſehr ſchwachen Mann. Weil er auch nicht anders meynete/ als er ſey gar kranck/ ſtellete er ſich alſo an/ daß ſeine Frau deſſen von Her- tzen erſchrack. Sie legten ihn demnach bald in ein Bette/ und decketen ihn wol zu. Darauf kam Onello, ſetzete

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 749. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/767>, abgerufen am 23.11.2024.