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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
überkommen würden/ nichts mehr/ als seinen Theil/
fordern wolte. Dieses muste er zusagen/ und mit ei-
nem Eyde bekräfftigen. Das Pferd aber nahm Onel-
lo,
der für ihn gebetten hatte/ zu sich/ und versprach
ihm/ solches mit der Zeit von dem/ was er erwerben
würde/ zu seinem Antheil zu bezahlen/ dessen die gantze
Gesellschafft zufrieden war. Die übrigen nenneten
sich Simon und Adrian. Als der folgende Morgen an-
gebrochen war/ langete Onello einen Bündel herfür/
darinn hatte er etliche kleine Gläßlein und Schäch-
telein/ deren Jedes mit etwas Besonders auß einer
Apotheken war angefüllet worden. Er hatte auch et-
liche Pülverlein/ von verschiedener Farbe/ aber solche
bestunden meist auß Aschen/ Erde und zerstossenen
Ziegel-Steinen. Adrian und Simon munterten ihn
auf/ daß er mit ihnen nach jenem Städtlein/ Mussar-
do
genannt/ ritte/ darinn hatten sie am vorigen Tage
mit einem einfältigen jungen Burger/ Namens Tor-
renti,
eine artige Kurtzweil gehabt/ indem sie ihm
durchs Kartenspiel eine gute Quantität Geldes abge-
wonnen hatten. Onello sprach/ daß er diesen Mann
wol kenne/ wisse aber nicht/ daß man sich wegen seines
Armuths groß an ihm zu erholen vermöge. Aber sie
gaben ihm zu verstehen/ daß vor 2. Tagen eine seiner
nächsten Verwanthinnen gestorben/ von welcher er
300. Kronen an Baarschafften geerbet hätte. Wol/
wol/ sprach Onello jetzund/ so ist es hoch nöthig/ daß
wir ihm etwas von dieser Summa ablauren. Darauf
nahmen sie Abrede mit einander/ wie sie es anfangen
wolten/ und also giengen Adrian und Simon ein Je-
der absonderlich zu verschiedenen Thoren in die
Stadt/ Onello aber setzte sich auf das Pferd/ und
Troll muste ihm in diesem Vorhaben/ als ein Diener
folgen. Wie sie in die Stadt kommen waren/ stelleten

sie

Romans II. Buch.
uͤberkommen wuͤrden/ nichts mehr/ als ſeinen Theil/
fordern wolte. Dieſes muſte er zuſagen/ und mit ei-
nem Eyde bekraͤfftigen. Das Pferd aber nahm Onel-
lo,
der fuͤr ihn gebetten hatte/ zu ſich/ und verſprach
ihm/ ſolches mit der Zeit von dem/ was er erwerben
wuͤrde/ zu ſeinem Antheil zu bezahlen/ deſſen die gantze
Geſellſchafft zufrieden war. Die uͤbrigen nenneten
ſich Simon und Adrian. Als der folgende Morgen an-
gebrochen war/ langete Onello einen Buͤndel herfuͤr/
darinn hatte er etliche kleine Glaͤßlein und Schaͤch-
telein/ deren Jedes mit etwas Beſonders auß einer
Apotheken war angefuͤllet worden. Er hatte auch et-
liche Puͤlverlein/ von verſchiedener Farbe/ aber ſolche
beſtunden meiſt auß Aſchen/ Erde und zerſtoſſenen
Ziegel-Steinen. Adrian und Simon munterten ihn
auf/ daß er mit ihnen nach jenem Staͤdtlein/ Muſſar-
do
genannt/ ritte/ darinn hatten ſie am vorigen Tage
mit einem einfaͤltigen jungen Burger/ Namens Tor-
renti,
eine artige Kurtzweil gehabt/ indem ſie ihm
durchs Kartenſpiel eine gute Quantitaͤt Geldes abge-
wonnen hatten. Onello ſprach/ daß er dieſen Mann
wol kenne/ wiſſe aber nicht/ daß man ſich wegen ſeines
Armuths groß an ihm zu erholen vermoͤge. Aber ſie
gaben ihm zu verſtehen/ daß vor 2. Tagen eine ſeiner
naͤchſten Verwanthinnen geſtorben/ von welcher er
300. Kronen an Baarſchafften geerbet haͤtte. Wol/
wol/ ſprach Onello jetzund/ ſo iſt es hoch noͤthig/ daß
wir ihm etwas von dieſer Summa ablauren. Darauf
nahmen ſie Abrede mit einander/ wie ſie es anfangen
wolten/ und alſo giengen Adrian und Simon ein Je-
der abſonderlich zu verſchiedenen Thoren in die
Stadt/ Onello aber ſetzte ſich auf das Pfeꝛd/ und
Troll muſte ihm in dieſem Vorhaben/ als ein Diener
folgen. Wie ſie in die Stadt kommen waren/ ſtelleten

ſie
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[747/0765] Romans II. Buch. uͤberkommen wuͤrden/ nichts mehr/ als ſeinen Theil/ fordern wolte. Dieſes muſte er zuſagen/ und mit ei- nem Eyde bekraͤfftigen. Das Pferd aber nahm Onel- lo, der fuͤr ihn gebetten hatte/ zu ſich/ und verſprach ihm/ ſolches mit der Zeit von dem/ was er erwerben wuͤrde/ zu ſeinem Antheil zu bezahlen/ deſſen die gantze Geſellſchafft zufrieden war. Die uͤbrigen nenneten ſich Simon und Adrian. Als der folgende Morgen an- gebrochen war/ langete Onello einen Buͤndel herfuͤr/ darinn hatte er etliche kleine Glaͤßlein und Schaͤch- telein/ deren Jedes mit etwas Beſonders auß einer Apotheken war angefuͤllet worden. Er hatte auch et- liche Puͤlverlein/ von verſchiedener Farbe/ aber ſolche beſtunden meiſt auß Aſchen/ Erde und zerſtoſſenen Ziegel-Steinen. Adrian und Simon munterten ihn auf/ daß er mit ihnen nach jenem Staͤdtlein/ Muſſar- do genannt/ ritte/ darinn hatten ſie am vorigen Tage mit einem einfaͤltigen jungen Burger/ Namens Tor- renti, eine artige Kurtzweil gehabt/ indem ſie ihm durchs Kartenſpiel eine gute Quantitaͤt Geldes abge- wonnen hatten. Onello ſprach/ daß er dieſen Mann wol kenne/ wiſſe aber nicht/ daß man ſich wegen ſeines Armuths groß an ihm zu erholen vermoͤge. Aber ſie gaben ihm zu verſtehen/ daß vor 2. Tagen eine ſeiner naͤchſten Verwanthinnen geſtorben/ von welcher er 300. Kronen an Baarſchafften geerbet haͤtte. Wol/ wol/ ſprach Onello jetzund/ ſo iſt es hoch noͤthig/ daß wir ihm etwas von dieſer Summa ablauren. Darauf nahmen ſie Abrede mit einander/ wie ſie es anfangen wolten/ und alſo giengen Adrian und Simon ein Je- der abſonderlich zu verſchiedenen Thoren in die Stadt/ Onello aber ſetzte ſich auf das Pfeꝛd/ und Troll muſte ihm in dieſem Vorhaben/ als ein Diener folgen. Wie ſie in die Stadt kommen waren/ ſtelleten ſie

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 747. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/765>, abgerufen am 23.11.2024.