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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
höret hatte/ einen Sestertium geben solte/ und weilen der Vers
21. waren/ bekam er 21. Sestertios, welches unsers Geldes eine
Summa von 5000. Ducaten machet. Von den Syracusanern
lesen wir/ daß selbige in Sicilia etliche Gefangene von Athen
hatten/ als sie aber vernommen/ daß diese etliche Vers von dem
Griechischen Poeten Euripide recitiren und außwendig daher
sagen kunten/ gefiel es ihnen so wol/ daß sie dieselbigen/ zu Ehren
gedachten Poeten/ ohne einigen Entgeld/ oder Ranzion, loßlies-
sen/ und ihnen frey wieder um nach Hauß zu ziehen erlaubten.

Scipio Africanus behielt bey seinen Leb-Zeiten die Statuam
oder Bildnüß deß vortreffichen Poeten Ennii allezeit in seiner
Gegenwart/ und führete sie mit sich im Krieg umher/ befahl
auch/ daß man sie nach seinem Tod auf sein eigen Begräbnüß
setzen muste. Jn den Tusculanis Tullianis wird ihm folgendes
Epitaphium zugeeignet:

Aspicite o cives senis Ennii imaginis formam!

Hic vestrum panxit maxima facta patrum.

Käyser Domitianus machte den Poeten Silium Italicum,
welcher auß Hispania gebürtig/ und ein sehr hurtiger und ge-
lehrter Mann war/ 3. mahl zum Burgermeister in Rom. Aber
zu unsern und unserer Vorfahren Zeiten/ weiß ich schier nicht/
was vor Ehre die Fürsten und Herren dieses verwichenen Seculi,
einem Politiano, einem Pontano, einem Mantuano, einem San-
nazzaro,
oder sonsten noch vielen andern biß auf diese Zeit er-
wiesen haben/ ungeachtet selbige vielen der Alten nichts bevor ge-
geben/ und ihnen die Waag halten können. König Mithridates
(damit wir noch ferner von den Alten reden/) hielte vor-ermelten
Platonem so hoch/ daß/ als er ihm eine künftliche und herrliche
Statuam oder Ehren-Säuten wolte aufrichten lassen/ bewarb er
sich um einen sonderlichen Künftler/ der sich Silo nannte/ daß er
selbige verfertigen solte; Und war es selbiger Zeit eine sehr
grosse Ehre/ einem eine Säule an einen offentlichen Ort zu se-
tzen/ welches man dann Niemand verstattete/ als nur denen/ so
sich durch eine sonderbare Tugendhaffte Verrichtung/ Ritter-
liche That/ oder durch Kunst und Weißheit vor andern berühmt
gemacht hatten. Um dieser Ursach willen vergünstigten auch
die Athenienser den Demostheni eine Ehren-Säule/ und zwar
mit einem solchen Titul/ als keinem andern zuvor jemahls wi-
derfahren/ ungefähr dieses Jnhalts: Wann die Macht und
Gewalt Demosthenis seinem Verstand und Wissenschafft
gleich gewesen wäre/ hätte der König in Macedonia ihme die
Griechen nicht unterwürffig machen mögen.

Josephus

Romans II. Buch.
hoͤret hatte/ einen Seſtertium geben ſolte/ und weilen der Vers
21. waren/ bekam er 21. Seſtertios, welches unſers Geldes eine
Summa von 5000. Ducaten machet. Von den Syracuſanern
leſen wir/ daß ſelbige in Sicilia etliche Gefangene von Athen
hatten/ als ſie aber vernommen/ daß dieſe etliche Vers von dem
Griechiſchen Poeten Euripide recitiren und außwendig daher
ſagen kunten/ gefiel es ihnen ſo wol/ daß ſie dieſelbigen/ zu Ehren
gedachten Poeten/ ohne einigen Entgeld/ oder Ranzion, loßlieſ-
ſen/ und ihnen frey wieder um nach Hauß zu ziehen erlaubten.

Scipio Africanus behielt bey ſeinen Leb-Zeiten die Statuam
oder Bildnuͤß deß vortreffichen Poeten Ennii allezeit in ſeiner
Gegenwart/ und fuͤhrete ſie mit ſich im Krieg umher/ befahl
auch/ daß man ſie nach ſeinem Tod auf ſein eigen Begraͤbnuͤß
ſetzen muſte. Jn den Tuſculanis Tullianis wird ihm folgendes
Epitaphium zugeeignet:

Aſpicite ô cives ſenis Ennii imaginis formam!

Hic veſtrum panxit maxima facta patrum.

Kaͤyſer Domitianus machte den Poeten Silium Italicum,
welcher auß Hiſpania gebuͤrtig/ und ein ſehr hurtiger und ge-
lehrter Mann war/ 3. mahl zum Burgermeiſter in Rom. Aber
zu unſern und unſerer Vorfahren Zeiten/ weiß ich ſchier nicht/
was vor Ehre die Fuͤrſten und Herren dieſes verwichenen Seculi,
einem Politiano, einem Pontano, einem Mantuano, einem San-
nazzaro,
oder ſonſten noch vielen andern biß auf dieſe Zeit er-
wieſen haben/ ungeachtet ſelbige vielen der Alten nichts bevor ge-
geben/ und ihnen die Waag halten koͤnnen. Koͤnig Mithridates
(damit wir noch ferner von den Alten reden/) hielte vor-ermelten
Platonem ſo hoch/ daß/ als er ihm eine kuͤnftliche und herꝛliche
Statuam oder Ehren-Saͤuten wolte aufrichten laſſen/ bewarb er
ſich um einen ſonderlichen Kuͤnftler/ der ſich Silo nannte/ daß er
ſelbige verfertigen ſolte; Und war es ſelbiger Zeit eine ſehr
groſſe Ehre/ einem eine Saͤule an einen offentlichen Ort zu ſe-
tzen/ welches man dann Niemand verſtattete/ als nur denen/ ſo
ſich durch eine ſonderbare Tugendhaffte Verrichtung/ Ritter-
liche That/ oder durch Kunſt und Weißheit vor andern beruͤhmt
gemacht hatten. Um dieſer Urſach willen verguͤnſtigten auch
die Athenienſer den Demoſtheni eine Ehren-Saͤule/ und zwar
mit einem ſolchen Titul/ als keinem andern zuvor jemahls wi-
derfahren/ ungefaͤhr dieſes Jnhalts: Wann die Macht und
Gewalt Demoſthenis ſeinem Verſtand und Wiſſenſchafft
gleich geweſen waͤre/ haͤtte der Koͤnig in Macedonia ihme die
Griechen nicht unterwuͤrffig machen moͤgen.

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[719/0737] Romans II. Buch. hoͤret hatte/ einen Seſtertium geben ſolte/ und weilen der Vers 21. waren/ bekam er 21. Seſtertios, welches unſers Geldes eine Summa von 5000. Ducaten machet. Von den Syracuſanern leſen wir/ daß ſelbige in Sicilia etliche Gefangene von Athen hatten/ als ſie aber vernommen/ daß dieſe etliche Vers von dem Griechiſchen Poeten Euripide recitiren und außwendig daher ſagen kunten/ gefiel es ihnen ſo wol/ daß ſie dieſelbigen/ zu Ehren gedachten Poeten/ ohne einigen Entgeld/ oder Ranzion, loßlieſ- ſen/ und ihnen frey wieder um nach Hauß zu ziehen erlaubten. Scipio Africanus behielt bey ſeinen Leb-Zeiten die Statuam oder Bildnuͤß deß vortreffichen Poeten Ennii allezeit in ſeiner Gegenwart/ und fuͤhrete ſie mit ſich im Krieg umher/ befahl auch/ daß man ſie nach ſeinem Tod auf ſein eigen Begraͤbnuͤß ſetzen muſte. Jn den Tuſculanis Tullianis wird ihm folgendes Epitaphium zugeeignet: Aſpicite ô cives ſenis Ennii imaginis formam! Hic veſtrum panxit maxima facta patrum. Kaͤyſer Domitianus machte den Poeten Silium Italicum, welcher auß Hiſpania gebuͤrtig/ und ein ſehr hurtiger und ge- lehrter Mann war/ 3. mahl zum Burgermeiſter in Rom. Aber zu unſern und unſerer Vorfahren Zeiten/ weiß ich ſchier nicht/ was vor Ehre die Fuͤrſten und Herren dieſes verwichenen Seculi, einem Politiano, einem Pontano, einem Mantuano, einem San- nazzaro, oder ſonſten noch vielen andern biß auf dieſe Zeit er- wieſen haben/ ungeachtet ſelbige vielen der Alten nichts bevor ge- geben/ und ihnen die Waag halten koͤnnen. Koͤnig Mithridates (damit wir noch ferner von den Alten reden/) hielte vor-ermelten Platonem ſo hoch/ daß/ als er ihm eine kuͤnftliche und herꝛliche Statuam oder Ehren-Saͤuten wolte aufrichten laſſen/ bewarb er ſich um einen ſonderlichen Kuͤnftler/ der ſich Silo nannte/ daß er ſelbige verfertigen ſolte; Und war es ſelbiger Zeit eine ſehr groſſe Ehre/ einem eine Saͤule an einen offentlichen Ort zu ſe- tzen/ welches man dann Niemand verſtattete/ als nur denen/ ſo ſich durch eine ſonderbare Tugendhaffte Verrichtung/ Ritter- liche That/ oder durch Kunſt und Weißheit vor andern beruͤhmt gemacht hatten. Um dieſer Urſach willen verguͤnſtigten auch die Athenienſer den Demoſtheni eine Ehren-Saͤule/ und zwar mit einem ſolchen Titul/ als keinem andern zuvor jemahls wi- derfahren/ ungefaͤhr dieſes Jnhalts: Wann die Macht und Gewalt Demoſthenis ſeinem Verſtand und Wiſſenſchafft gleich geweſen waͤre/ haͤtte der Koͤnig in Macedonia ihme die Griechen nicht unterwuͤrffig machen moͤgen. Joſephus

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 719. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/737>, abgerufen am 23.11.2024.