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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
nehmen/ was sein neuer Diener im Schild führete.
Die Helena aber sprang gleich hernach auß dem Bet-
te/ küssete den vermeynten Marggrafen sehr Lieb-
reich/ tratt hernach zur Thür/ und riegelte sie zu/ und
führete ihn/ nachdem sie ihn die Kleider abzulegen ge-
nöthiget/ neben sich ins Bette/ da sie ihn dann seiner
Bitte vollkommen gewährete. Sie wiederholeten die
Lust/ so offt es in deß Venerei Vermögen stunde/ und
hoffete die schöne Helena, Statt eines jungen Edel-
manns/ mit einem Jtaliänischen jungen Marggra-
fen beseeliget zu werden/ durch welchen sie in den Be-
sitz der grossen Güther ihres Ehe-Junckern/ nach ih-
rem Verlangen/ bekräfftiget würde. Als sie aber deß
lustigen und Lieb-reichen Handels endlich satt wor-
den/ muste Venereus aufstehen/ seine Kleider anlegen/
und thun/ wie ihm die listige Helena weiter befohlen
hatte. Solchem nach gieng er in den Garten/ und
fand den Junckern in Frauens-Kleidern ihm mit
aufgesperreten Armen entgegen kommen. Venereus
aber hub einen Prügel auf/ schlug tapffer auf ihn loß/
und sprach: Du leichtfertige Dame, ist das die Treue/
die du deinem wackern Ehe-Juncker schuldig bist.
Zu diesem Ende habe ich dich hieher beschieden/ da-
mit ich vernehme/ wie treu du deinem Manne wärest/
packe dich alsobald deines Weges/ und befleissige dich
hinführo eines züchtigen Wandels/ zu diesem mahl
soll deine Schande nicht durch mich offenbahret wer-
den/ aber ich werde stäts auf dein Thun und Lassen
Acht haben/ und so ich das Geringste mercke/ welches
wider deine Ehre streitet/ und meinem gebietenden
lieben Juncker zu einigem Nachtheil gereichet/ wird
dein Wandel aller Welt offenbahr werden. Hiermit
gab er dem Edelmann noch etliche Streiche auf den
Rucken/ und ließ ihn lauffen. Venereus aber kehrete

an

Deß Academiſchen
nehmen/ was ſein neuer Diener im Schild fuͤhrete.
Die Helena aber ſprang gleich hernach auß dem Bet-
te/ kuͤſſete den vermeynten Marggrafen ſehr Lieb-
reich/ tratt hernach zur Thuͤr/ und riegelte ſie zu/ und
fuͤhrete ihn/ nachdem ſie ihn die Kleider abzulegen ge-
noͤthiget/ neben ſich ins Bette/ da ſie ihn dann ſeiner
Bitte vollkommen gewaͤhrete. Sie wiederholeten die
Luſt/ ſo offt es in deß Venerei Vermoͤgen ſtunde/ und
hoffete die ſchoͤne Helena, Statt eines jungen Edel-
manns/ mit einem Jtaliaͤniſchen jungen Marggra-
fen beſeeliget zu werden/ durch welchen ſie in den Be-
ſitz der groſſen Guͤther ihres Ehe-Junckern/ nach ih-
rem Verlangen/ bekraͤfftiget wuͤrde. Als ſie aber deß
luſtigen und Lieb-reichen Handels endlich ſatt wor-
den/ muſte Venereus aufſtehen/ ſeine Kleider anlegen/
und thun/ wie ihm die liſtige Helena weiter befohlen
hatte. Solchem nach gieng er in den Garten/ und
fand den Junckern in Frauens-Kleidern ihm mit
aufgeſperreten Armen entgegen kommen. Venereus
aber hub einen Pruͤgel auf/ ſchlug tapffer auf ihn loß/
und ſprach: Du leichtfertige Dame, iſt das die Treue/
die du deinem wackern Ehe-Juncker ſchuldig biſt.
Zu dieſem Ende habe ich dich hieher beſchieden/ da-
mit ich vernehme/ wie treu du deinem Manne waͤreſt/
packe dich alſobald deines Weges/ und befleiſſige dich
hinfuͤhro eines zuͤchtigen Wandels/ zu dieſem mahl
ſoll deine Schande nicht durch mich offenbahret wer-
den/ aber ich werde ſtaͤts auf dein Thun und Laſſen
Acht haben/ und ſo ich das Geringſte mercke/ welches
wider deine Ehre ſtreitet/ und meinem gebietenden
lieben Juncker zu einigem Nachtheil gereichet/ wird
dein Wandel aller Welt offenbahr werden. Hiermit
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Rucken/ und ließ ihn lauffen. Venereus aber kehrete

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[700/0718] Deß Academiſchen nehmen/ was ſein neuer Diener im Schild fuͤhrete. Die Helena aber ſprang gleich hernach auß dem Bet- te/ kuͤſſete den vermeynten Marggrafen ſehr Lieb- reich/ tratt hernach zur Thuͤr/ und riegelte ſie zu/ und fuͤhrete ihn/ nachdem ſie ihn die Kleider abzulegen ge- noͤthiget/ neben ſich ins Bette/ da ſie ihn dann ſeiner Bitte vollkommen gewaͤhrete. Sie wiederholeten die Luſt/ ſo offt es in deß Venerei Vermoͤgen ſtunde/ und hoffete die ſchoͤne Helena, Statt eines jungen Edel- manns/ mit einem Jtaliaͤniſchen jungen Marggra- fen beſeeliget zu werden/ durch welchen ſie in den Be- ſitz der groſſen Guͤther ihres Ehe-Junckern/ nach ih- rem Verlangen/ bekraͤfftiget wuͤrde. Als ſie aber deß luſtigen und Lieb-reichen Handels endlich ſatt wor- den/ muſte Venereus aufſtehen/ ſeine Kleider anlegen/ und thun/ wie ihm die liſtige Helena weiter befohlen hatte. Solchem nach gieng er in den Garten/ und fand den Junckern in Frauens-Kleidern ihm mit aufgeſperreten Armen entgegen kommen. Venereus aber hub einen Pruͤgel auf/ ſchlug tapffer auf ihn loß/ und ſprach: Du leichtfertige Dame, iſt das die Treue/ die du deinem wackern Ehe-Juncker ſchuldig biſt. Zu dieſem Ende habe ich dich hieher beſchieden/ da- mit ich vernehme/ wie treu du deinem Manne waͤreſt/ packe dich alſobald deines Weges/ und befleiſſige dich hinfuͤhro eines zuͤchtigen Wandels/ zu dieſem mahl ſoll deine Schande nicht durch mich offenbahret wer- den/ aber ich werde ſtaͤts auf dein Thun und Laſſen Acht haben/ und ſo ich das Geringſte mercke/ welches wider deine Ehre ſtreitet/ und meinem gebietenden lieben Juncker zu einigem Nachtheil gereichet/ wird dein Wandel aller Welt offenbahr werden. Hiermit gab er dem Edelmann noch etliche Streiche auf den Rucken/ und ließ ihn lauffen. Venereus aber kehrete an

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 700. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/718>, abgerufen am 23.11.2024.