Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen Anfangs/ ehe er lesen können, ist diß nur sein einiger Wunsch Letztlich hat ihn auch der schön-gestirnte Himmel zu der nicht
Deß Academiſchen Anfangs/ ehe er leſen koͤnnen, iſt diß nur ſein einiger Wunſch Letztlich hat ihn auch der ſchoͤn-geſtirnte Himmel zu der nicht
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Deß Academiſchen
Anfangs/ ehe er leſen koͤnnen, iſt diß nur ſein einiger Wunſch
geweſen/ den Teutſchen Druck zu lernen. Als ihm aber der liebe
GOTT hierinnen gewillf ahret/ hat er auch zu ſchreiben/ und
etwas weniges in der Lateiniſchen Sprach zu verſtehen begeh-
ret/ und auch hier zu hat GOtt Mittel gegeben/ daß ein Schrei-
ber/ als ſein Befreundter/ welcher ſich bißweilen bey ihm auf ge-
halten/ ihn nicht allein im Schreiben unterrichtet/ ſondern
auch etlicher Maſſen den Weg gezeiget/ wie er zur Lateiniſchen
Sprache kommen koͤnte. Welcher Lehre und Unterweiſung er
embſig gefolget/ und es auch ſo weit gebracht/ daß/ was er in
Lateiniſcher Sprach geleſen/ er etlicher Maſſen verſtehen/ und
ihm zu Nutz machen koͤnnen. Ferner hat er ihm durch Huͤlffe
der Lateiniſchen die Griechiſche/ Hebraͤiſche/ Chaldaͤiſche/ Syri-
ſche/ Arabiſche/ Æthiopiſche/ Abiſſmiſche/ Jndianiſche/ Armeni-
ſche/ Perſiſche/ Tuͤrckiſche/ und viel andere Sprachen mehr be-
kandt gemacht/ und je laͤnger je mehr Beliebung zu allerhand
fremden Schrifften und Sprachen gewonnen/ denenſelben mit
ernſtem Fleiß nach getrachtet/ ſo/ daß er in unterſchiedliche
Fuͤrſtliche und herꝛliche Bibliorecken Buͤcher geſchrieben/ in
welchen auf die dritthalbhundert/ und daruͤber/ Sprachen und
Schrifften enthalten/ welche Sprachen und Schrifften er auß
vielen beruͤhmten Bibliothecken hin und wieder mit groſſer
Muͤhe zuſammen gebracht/ maſſen er ſelber dargethan in ſei-
nem Calender A. 1655. Nebens dieſer Sprachen-Luſt hat er
auch Neigung bekommen zu der nutzlichen Artzney-Kunſt/ und
dieſer wegen ihm gute Buͤcher geſchaffet.
Letztlich hat ihn auch der ſchoͤn-geſtirnte Himmel zu der
edlen Stern-Kunſt angereitzet/ da er dann durch Huͤlffe guter
Buͤcher ſo weit kommen/ daß er nicht allein die Stern-Bilder/
ohne einiges Menſchen Handweiſung/ richtig hat kennen und
unterſcheiden lernen/ ſondern auch die Laͤuffe der Planeten ver-
ſtehen und berechnen koͤnnen. Als er in dem verderblichen
Kriegs-Weſen/ nebens andern Leuten auch um das Seinige
kommen/ hat er nichts mehr betauret/ als ſeine Hebraͤiſche und
Orientaliſche Buͤcher und Schrifften/ wie auch die Artzney-
Buͤcher/ derer uͤber 600. geweſen. Nachdem nun durch GOt-
tes Guͤte der liebe Friede wieder ins Land kommen/ und er ſich
wieder ein wenig erholet/ hat er auf Einrathen guter Freunde
angefangen Calender zu ſchreiben/ und den erſten auf das 1653.
Jahr zu Hof in Vogtland drucken laſſen/ die folgenden aber zu
Nuͤrnberg/ auch damit fortgefahren/ biß an ſein ſeel. Ende/ und
nicht
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