Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen daß man ihn nicht erkennen mögen. Item, er hat bekennet/ daßer deß Ungermanns Hauß-Frauen einmahl/ wie sie auß dem Collegio kommen/ begegnet sey/ bald aber auf die Seiten sich in eine andere Gassen abgeschlagen habe. Es hat sich auch mittler Weile/ als er sich so verheelet/ ein Als nun der Ungermann den Gesellen ins Collegium ge- Als die Adeliche Frau ihrer Erzehlung hiermit geschickte
Deß Academiſchen daß man ihn nicht erkennen moͤgen. Item, er hat bekennet/ daßer deß Ungermanns Hauß-Frauen einmahl/ wie ſie auß dem Collegio kommen/ begegnet ſey/ bald aber auf die Seiten ſich in eine andere Gaſſen abgeſchlagen habe. Es hat ſich auch mittler Weile/ als er ſich ſo verheelet/ ein Als nun der Ungermann den Geſellen ins Collegium ge- Als die Adeliche Frau ihrer Erzehlung hiermit geſchickte
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Deß Academiſchen
daß man ihn nicht erkennen moͤgen. Item, er hat bekennet/ daß
er deß Ungermanns Hauß-Frauen einmahl/ wie ſie auß dem
Collegio kommen/ begegnet ſey/ bald aber auf die Seiten ſich in
eine andere Gaſſen abgeſchlagen habe.
Es hat ſich auch mittler Weile/ als er ſich ſo verheelet/ ein
Jung gefunden/ der ſich in Curland bey ſeinem Vatter an
ſeiner Statt fuͤr ſeinen Sohn angegeben/ welcher/ nachdem er
auf der Luͤgen betroffen/ ſein Leben darob gelaſſen und enthaup-
tet worden.
Als nun der Ungermann den Geſellen ins Collegium ge-
bracht/ und wol verwahret gehalten/ der Meynung/ ſich an ihm/
ſeiner Schmach/ erlittenen Schadens/ und auf gewandter Un-
koſten zu erholen/ wie er von GOttes und deß Rechts wegen
gar wol dar zu befuget/ ſo hat er dem Pfarrer ſolches zu wiſſen
gethan/ daß ſein verlohrner Sohn wieder an den Tag kommen/
welcher unverzuͤglich ſeinem Schwager/ den vorgedachten Edel-
mann von Hohenhuſen/ ſo wol deſſen Ehe-Frau/ welche deß Ent-
lauffenen Mutter Schweſter war/ nach Koͤnigsberg geſchickt/
daß dieſelbige ſehen ſolten/ ob es der rechtſchuldige Geſell waͤre.
Weil er aber von ihnen bald erkandt worden/ hat ihn Unger-
mann auf Interceſſion guter Leute gegen 800. Guͤlden loßgege-
ben und ihnen folgen laſſen. Solches iſt geſchehen den 24. O cto-
bris deß Jahrs 1582. und iſt alſo nach Curland zu ſeinem Vat-
ter geraͤyſet/ daſelbſt er ſich bald das Jahr hernach mit einer
vornehmen von Adel deß Landes hat beweibet/ und ſich haͤußlich
nieder gelaſſen.
Als die Adeliche Frau ihrer Erzehlung hiermit
ein Ende machte/ ſprach Venereus, daß dieſes einzige
Exempel nicht capabel waͤre/ alle Eltern darvon ab-
zuſchrecken/ daß ſie ihre Kinder nicht an fremde Orte
ſenden ſolten/ etwas Rechtſchaffenes zu lernen/ weil
er aber merckete/ daß den Edelleuten dieſes ein ver-
drießlicher Diſcurs werden wolte/ ſchwieg er ſtill dar-
von. Jnzwiſchen gab die alte Mutter gnugſam zu er-
kennen/ daß ſie in ihrer Jugend ſich mit Leſung feiner
Buͤcher und Seribenten groͤſten Theils beluſtiget/ in-
maſſen ſie ſagte/ daß man ehemahlen Leute gehabt/ die
man zwar nicht zur Schulen gehalten/ und gleichwol
geſchickte
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