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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
und allerhand salsche Zeugen auf gesuchet/ da sich dann etliche/
die mit deß Ungermanns Leuten in gutem Vernehmen gewesen/
sich herfür gethan/ wie man noch dergleichen Leute findet/ und
sich gebrauchen lassen.

Dann erstlich hat Jacob Gettermann/ ein Heerpaucker/
außgesaget/ und gezeuget/ er hätte das Blut in der Kammer auf
den Steinen eines Tisches-breit gesehen/ welches sich nicht wolte
abwaschen lassen/ und was der Lügen mehr gewesen.

Zum Andern/ eine Seiffensiederin/ auf dem Steinthamm/
die B[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]ablische genannt/ hat gezeuget/ daß sie die beblutete Klei-
der/ welche der Junge/ als er umgebracht/ angehabt/ gesehen/
auch hätte er solches die Magd vertrauet/ worüber dann die
Magd in äusserste Noth kommen/ unangesehen/ daß sie es nicht
geredet/ wie es wird der Außgang geben/ ist derowegen/ ob sie
zwar unschuldig/ gleichwol gefänglich gehalten worden.

Drittens/ hat sich der Hof-Caplan, M. Joh. Wernerus,
herfür gethan/ und hat auf sich seinen Adjunctum Procuratorem
articuli
ren und öffentlich ablesen lassen/ daß der Junge wäre
umgebracht/ dann der Küchenmeister hätte ihm solches in der
Beicht bekandt.

Als er nun zu solchem Zeugnüß erfordert/ und auf das
Höchste vermahyet worden/ er solte die Warheit sagen/ wie er
es für GOtt zu verantworten getrauete; Da vexirte er bey de
Partheyen/ und stellet zurecht/ daß er auß der Beicht zu schwä-
tzen nicht schuldig/ aggravirte allein den Ungermann mit denen
abgelesenen Articulariis bey dem Richter und gemeinen Mann/
daß Männiglich gedencken muste/ wann der Mann nur reden
möchte/ wurde es wol herauß kommen.

Ob nun wol im Gegentheil Herr Ungermann viel ehrliche
Leute zu Zeugen gehabt/ die den Jungen lebendig auß dem
Hauß haben gehen sehen/ so hat es dannoch nichts geholffen.
Endlich hat der oberste/ allgewaltige Gerichts-Herr der Obrig-
keit Hertz und Gemüth dahin gelencket/ daß sie den guten Unger-
mann der hohen Criminal-Bezüchtigung/ (weil sie nicht zur
Gnüge erwiesen/) loß erkannt/ wiewol nur ab instantia, daß er
auf interim auf freyen Fuß gestellet worden/ weil er sich viel-
fältig obligiret/ dem Pfarrern zu Dürben seinen verlohrnen
Sohn wiederum herbey zu schaffen. Folget nun das Ende
und Außgang.

Nachdem gantzer sieben Jahr der gute Ungermann mit
seiner lieben Ehe-Frauen und gantzem Hauß-Volck allen Be-

drang/

Deß Academiſchen
und allerhand ſalſche Zeugen auf geſuchet/ da ſich dann etliche/
die mit deß Ungermanns Leuten in gutem Vernehmen geweſen/
ſich herfuͤr gethan/ wie man noch dergleichen Leute findet/ und
ſich gebrauchen laſſen.

Dann erſtlich hat Jacob Gettermann/ ein Heerpaucker/
außgeſaget/ und gezeuget/ er haͤtte das Blut in der Kammer auf
den Steinen eines Tiſches-breit geſehen/ welches ſich nicht wolte
abwaſchen laſſen/ und was der Luͤgen mehr geweſen.

Zum Andern/ eine Seiffenſiederin/ auf dem Steintham̃/
die B[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]abliſche genannt/ hat gezeuget/ daß ſie die beblutete Klei-
der/ welche der Junge/ als er umgebracht/ angehabt/ geſehen/
auch haͤtte er ſolches die Magd vertrauet/ woruͤber dann die
Magd in aͤuſſerſte Noth kommen/ unangeſehen/ daß ſie es nicht
geredet/ wie es wird der Außgang geben/ iſt derowegen/ ob ſie
zwar unſchuldig/ gleichwol gefaͤnglich gehalten worden.

Drittens/ hat ſich der Hof-Caplan, M. Joh. Wernerus,
herfuͤr gethan/ und hat auf ſich ſeinen Adjunctum Procuratorem
articuli
ren und oͤffentlich ableſen laſſen/ daß der Junge waͤre
umgebracht/ dann der Kuͤchenmeiſter haͤtte ihm ſolches in der
Beicht bekandt.

Als er nun zu ſolchem Zeugnuͤß erfordert/ und auf das
Hoͤchſte vermahyet worden/ er ſolte die Warheit ſagen/ wie er
es fuͤr GOtt zu verantworten getrauete; Da vexirte er bey de
Partheyen/ und ſtellet zurecht/ daß er auß der Beicht zu ſchwaͤ-
tzen nicht ſchuldig/ aggravirte allein den Ungermann mit denen
abgeleſenen Articulariis bey dem Richter und gemeinen Mann/
daß Maͤnniglich gedencken muſte/ wann der Mann nur reden
moͤchte/ wurde es wol herauß kommen.

Ob nun wol im Gegentheil Herꝛ Ungermann viel ehrliche
Leute zu Zeugen gehabt/ die den Jungen lebendig auß dem
Hauß haben gehen ſehen/ ſo hat es dannoch nichts geholffen.
Endlich hat der oberſte/ allgewaltige Gerichts-Herꝛ der Obrig-
keit Hertz und Gemuͤth dahin gelencket/ daß ſie den guten Unger-
mann der hohen Criminal-Bezuͤchtigung/ (weil ſie nicht zur
Gnuͤge erwieſen/) loß erkannt/ wiewol nur ab inſtantiâ, daß er
auf interim auf freyen Fuß geſtellet worden/ weil er ſich viel-
faͤltig obligiret/ dem Pfarrern zu Duͤrben ſeinen verlohrnen
Sohn wiederum herbey zu ſchaffen. Folget nun das Ende
und Außgang.

Nachdem gantzer ſieben Jahr der gute Ungermann mit
ſeiner lieben Ehe-Frauen und gantzem Hauß-Volck allen Be-

drang/
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[650/0668] Deß Academiſchen und allerhand ſalſche Zeugen auf geſuchet/ da ſich dann etliche/ die mit deß Ungermanns Leuten in gutem Vernehmen geweſen/ ſich herfuͤr gethan/ wie man noch dergleichen Leute findet/ und ſich gebrauchen laſſen. Dann erſtlich hat Jacob Gettermann/ ein Heerpaucker/ außgeſaget/ und gezeuget/ er haͤtte das Blut in der Kammer auf den Steinen eines Tiſches-breit geſehen/ welches ſich nicht wolte abwaſchen laſſen/ und was der Luͤgen mehr geweſen. Zum Andern/ eine Seiffenſiederin/ auf dem Steintham̃/ die B_abliſche genannt/ hat gezeuget/ daß ſie die beblutete Klei- der/ welche der Junge/ als er umgebracht/ angehabt/ geſehen/ auch haͤtte er ſolches die Magd vertrauet/ woruͤber dann die Magd in aͤuſſerſte Noth kommen/ unangeſehen/ daß ſie es nicht geredet/ wie es wird der Außgang geben/ iſt derowegen/ ob ſie zwar unſchuldig/ gleichwol gefaͤnglich gehalten worden. Drittens/ hat ſich der Hof-Caplan, M. Joh. Wernerus, herfuͤr gethan/ und hat auf ſich ſeinen Adjunctum Procuratorem articuliren und oͤffentlich ableſen laſſen/ daß der Junge waͤre umgebracht/ dann der Kuͤchenmeiſter haͤtte ihm ſolches in der Beicht bekandt. Als er nun zu ſolchem Zeugnuͤß erfordert/ und auf das Hoͤchſte vermahyet worden/ er ſolte die Warheit ſagen/ wie er es fuͤr GOtt zu verantworten getrauete; Da vexirte er bey de Partheyen/ und ſtellet zurecht/ daß er auß der Beicht zu ſchwaͤ- tzen nicht ſchuldig/ aggravirte allein den Ungermann mit denen abgeleſenen Articulariis bey dem Richter und gemeinen Mann/ daß Maͤnniglich gedencken muſte/ wann der Mann nur reden moͤchte/ wurde es wol herauß kommen. Ob nun wol im Gegentheil Herꝛ Ungermann viel ehrliche Leute zu Zeugen gehabt/ die den Jungen lebendig auß dem Hauß haben gehen ſehen/ ſo hat es dannoch nichts geholffen. Endlich hat der oberſte/ allgewaltige Gerichts-Herꝛ der Obrig- keit Hertz und Gemuͤth dahin gelencket/ daß ſie den guten Unger- mann der hohen Criminal-Bezuͤchtigung/ (weil ſie nicht zur Gnuͤge erwieſen/) loß erkannt/ wiewol nur ab inſtantiâ, daß er auf interim auf freyen Fuß geſtellet worden/ weil er ſich viel- faͤltig obligiret/ dem Pfarrern zu Duͤrben ſeinen verlohrnen Sohn wiederum herbey zu ſchaffen. Folget nun das Ende und Außgang. Nachdem gantzer ſieben Jahr der gute Ungermann mit ſeiner lieben Ehe-Frauen und gantzem Hauß-Volck allen Be- drang/

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 650. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/668>, abgerufen am 22.11.2024.