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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
Venereo, mit dem Beding/ daß er sie wieder/ wie
gestern/ handthieren möchte. Hierzu war er willig/
und begabe es sich zu allem Unglück/ daß die Adeliche
Wittwe im Fenst er lag/ und von oben herab erblicke-
te/ daß diese Beyde hinter der Hecke ein solches We-
sen hätten. Solchem nach schliche sie gantz behende
herunter/ und überraschete diese Beyde in ihrer unge-
bührlichen Lust. Dessen dann die Magd dergestalt
erschrack/ daß sie sich augenblicklich loß risse/ und auß
dem Garten lieffe. Venereus aber/ der alle Scham-
hafftigkeit bey dergleichen Begebenheiten auß den
Augen setzete/ kehrete sich an nichts/ und die Edel-
Frau warff auch alsobald eine grosse Neigung zu
ihm. Sie winckete ihm/ er solte ihr folgen/ welches er
thate/ und also führete sie ihn in ihre Kammer/ schlosse
solche hinter sich zu/ und begunte dem Venereo von
andern Sachen vorzusagen; Dieser war kein fauler
Bengel/ er thäte ihr einen solchen Gnügen/ daß sie
nach geschehenen Dingen mit einem Seuffzer sprach:
Ach! du Edler Leib/ daß dir die Sprache mangeln
muß. Venereus gedachte/ es sey nunmehro Zeit/ sich
auß der Niedrigkeit zu reissen/ thäte demnach seinen
Mund auf/ und sprach: Schöne Dame! Jch spreche/
wann ihr es verlanget. Mein seltzames Unglück hat
mich gezwungen/ daß ich mich stumm gestellet/ die
Rauber haben mir alles abgenommen/ ich bin sonsten
ein Neapolitanischer Edelmann/ und dieser Orten
gantz unbekandt.

Als ihn die Frau also reden hörete/ erschrack sie/
aber Venereus schwure/ daß sie seinethalben in keine
Nachrede fallen solte. Also gieng er wieder in den
Garten/ und arbeitete hernach/ so viel ihm beliebete/
wann auch der Verwalter ihn hart antreiben wolte/
entschuldigte er sich/ daß er kranck sey. Solches gieng

zwar

Deß Academiſchen
Venereo, mit dem Beding/ daß er ſie wieder/ wie
geſtern/ handthieren moͤchte. Hierzu war er willig/
und begabe es ſich zu allem Ungluͤck/ daß die Adeliche
Wittwe im Fenſt er lag/ und von oben herab erblicke-
te/ daß dieſe Beyde hinter der Hecke ein ſolches We-
ſen haͤtten. Solchem nach ſchliche ſie gantz behende
herunter/ und uͤberraſchete dieſe Beyde in ihrer unge-
buͤhrlichen Luſt. Deſſen dann die Magd dergeſtalt
erſchrack/ daß ſie ſich augenblicklich loß riſſe/ und auß
dem Garten lieffe. Venereus aber/ der alle Scham-
hafftigkeit bey dergleichen Begebenheiten auß den
Augen ſetzete/ kehrete ſich an nichts/ und die Edel-
Frau warff auch alſobald eine groſſe Neigung zu
ihm. Sie winckete ihm/ er ſolte ihr folgen/ welches er
thate/ und alſo fuͤhrete ſie ihn in ihre Kammer/ ſchloſſe
ſolche hinter ſich zu/ und begunte dem Venereo von
andern Sachen vorzuſagen; Dieſer war kein fauler
Bengel/ er thaͤte ihr einen ſolchen Gnuͤgen/ daß ſie
nach geſchehenen Dingen mit einem Seuffzer ſprach:
Ach! du Edler Leib/ daß dir die Sprache mangeln
muß. Venereus gedachte/ es ſey nunmehro Zeit/ ſich
auß der Niedrigkeit zu reiſſen/ thaͤte demnach ſeinen
Mund auf/ und ſprach: Schoͤne Dame! Jch ſpreche/
wann ihr es verlanget. Mein ſeltzames Ungluͤck hat
mich gezwungen/ daß ich mich ſtumm geſtellet/ die
Rauber haben mir alles abgenommen/ ich bin ſonſten
ein Neapolitaniſcher Edelmann/ und dieſer Orten
gantz unbekandt.

Als ihn die Frau alſo reden hoͤrete/ erſchrack ſie/
aber Venereus ſchwure/ daß ſie ſeinethalben in keine
Nachrede fallen ſolte. Alſo gieng er wieder in den
Garten/ und arbeitete hernach/ ſo viel ihm beliebete/
wann auch der Verwalter ihn hart antreiben wolte/
entſchuldigte er ſich/ daß er kranck ſey. Solches gieng

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[636/0654] Deß Academiſchen Venereo, mit dem Beding/ daß er ſie wieder/ wie geſtern/ handthieren moͤchte. Hierzu war er willig/ und begabe es ſich zu allem Ungluͤck/ daß die Adeliche Wittwe im Fenſt er lag/ und von oben herab erblicke- te/ daß dieſe Beyde hinter der Hecke ein ſolches We- ſen haͤtten. Solchem nach ſchliche ſie gantz behende herunter/ und uͤberraſchete dieſe Beyde in ihrer unge- buͤhrlichen Luſt. Deſſen dann die Magd dergeſtalt erſchrack/ daß ſie ſich augenblicklich loß riſſe/ und auß dem Garten lieffe. Venereus aber/ der alle Scham- hafftigkeit bey dergleichen Begebenheiten auß den Augen ſetzete/ kehrete ſich an nichts/ und die Edel- Frau warff auch alſobald eine groſſe Neigung zu ihm. Sie winckete ihm/ er ſolte ihr folgen/ welches er thate/ und alſo fuͤhrete ſie ihn in ihre Kammer/ ſchloſſe ſolche hinter ſich zu/ und begunte dem Venereo von andern Sachen vorzuſagen; Dieſer war kein fauler Bengel/ er thaͤte ihr einen ſolchen Gnuͤgen/ daß ſie nach geſchehenen Dingen mit einem Seuffzer ſprach: Ach! du Edler Leib/ daß dir die Sprache mangeln muß. Venereus gedachte/ es ſey nunmehro Zeit/ ſich auß der Niedrigkeit zu reiſſen/ thaͤte demnach ſeinen Mund auf/ und ſprach: Schoͤne Dame! Jch ſpreche/ wann ihr es verlanget. Mein ſeltzames Ungluͤck hat mich gezwungen/ daß ich mich ſtumm geſtellet/ die Rauber haben mir alles abgenommen/ ich bin ſonſten ein Neapolitaniſcher Edelmann/ und dieſer Orten gantz unbekandt. Als ihn die Frau alſo reden hoͤrete/ erſchrack ſie/ aber Venereus ſchwure/ daß ſie ſeinethalben in keine Nachrede fallen ſolte. Alſo gieng er wieder in den Garten/ und arbeitete hernach/ ſo viel ihm beliebete/ wann auch der Verwalter ihn hart antreiben wolte/ entſchuldigte er ſich/ daß er kranck ſey. Solches gieng zwar

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/654>, abgerufen am 22.11.2024.