Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen Hiermit ward der Zanck unter diesen Dreyen nete/
Deß Academiſchen Hiermit ward der Zanck unter dieſen Dreyen nete/
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Deß Academiſchen
Hiermit ward der Zanck unter dieſen Dreyen
geendiget/ ob gleich ein Jeder bey ſeiner Meynung
beſtaͤndig bliebe. Jm uͤbrigen verfuͤgte ſich der junge
Edelmann am andern Tag nachder Mittags-Mahl-
zeit zu unſerm Venereo, und noͤthigte ihn zu einem
Spatzier-Gang/ welchen dieſer nicht außſchlug/ ſon-
dern ſie giengen mit eiander durch eine Gaſſe/ allwo
an einem Fenſter in einem anſehnlichen Hauß eine
anſehnliche Dame ſtunde/ welche dem Edelmann auf
ſein freundliches Zuwincken wol in etwas/ dem Ve-
nereo aber noch weit hoͤflicher danckete/ wie ſie nun
vollends fuͤr das Thor kamen/ forſchete Venereus,
was dieſe vor eine Dame ſey? Und bekam zur Ant-
wort/ daß ſie ziemlich hoffaͤrtig/ und zwar gerne mit
Manns-Perſonen umgieng/ aber ſie ſey darbey gar
curieus, und wolle/ daß an ihrem Aufwaͤrter ſich nicht
der allergeringſte Mangel ereigne. Jch ſelber/
ſprach er/ habe manche Viſite bey ihr gethan/ aber in
der Letzten ſie ſo kaltſinnig befunden/ daß ich mich
ſcheue/ ihr wieder aufzuwarten. Venereus gedachte/
er wolle ſchon zurechte mit ihr kommen/ betrachtete
aber nicht/ daß das Teutſche Frauenzimmer gantz
anders/ als das Jtaliaͤniſche geartet. Wie ſie dem-
nach wieder zuruck kamen/ und die Jungfer eben an
der Hauß-Thuͤr funden/ ließ ſich der junge Edelmann
in einen Diſcurs mit ihr ein/ und dardurch bekam Ve-
nereus Anlaß/ auch mit ihr ins Geſpraͤch zu kommen.
Sie antwortete ihm uͤberauß freundlich/ daß dieſer
Anlaß dardurch nahm/ zu glauben/ daß ſie ihn von
Hertzen liebe/ deßwegen kitzelte er ſich in ſeinem Her-
tzen/ und bathe um Benennung einer Stunde/ da er
ihr wieder aufwarten moͤge/ ſie nennete ihm eine
Stunde nach der Abend-Mahlzeit deſſelben Tages/
darauf ſchieden ſie von einander/ und Venereus mey-
nete/
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