Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans II. Buch. Klingenfeld beschloß mit folgendem Discurs: Gleich wie in Mit diesem und dergleichen Discursen beschlos- nen
Romans II. Buch. Klingenfeld beſchloß mit folgendem Diſcurs: Gleich wie in Mit dieſem und dergleichen Diſcurſen beſchloſ- nen
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Romans II. Buch.
Klingenfeld beſchloß mit folgendem Diſcurs: Gleich wie in
etlichen Ceremonien die erſten Stellen die Anſehnlichſten/ in an-
dern die Letzten die Fuͤrnehmſten waͤren; Alſo haͤtte man auch
in dieſer Frage/ ob es beſſer ſey zuerſt oder zuletzt von einem Ding
zu reden/ auf unterſchiedliche Umſtaͤnde Acht zu haben. Dann
es finden ſich bißweilen ſolche Sachen/ die in facto beſtuͤnden/
und die nothwendig von dem Jenigen muͤſten vorgetragen wer-
den/ der am beſten darum wuͤſte/ ohne daß man in der Ordnung
zu reden auf die Wuͤrde der Perſonen ſehen koͤnne/ daher kaͤme
es/ wann die Medici uͤber einen Patienten zuſammen kommen/
daß der Jenige erſt redete/ der ihn in ſeiner Cur habe/ waͤre er
auch gleich alter/ als alle die andern; Jedoch mit Vorbehalt/
daß er nichts deſtoweniger ſeine Meynung hernach darvon ſagen
wil/ wann die Reyhe an ihn kommt. Eben ſo verhielte es ſich
auch mit den Advocaten/ die uͤber eine Sache conſultirten/ und
mit andern der gleichen Sachen/ unter welchen die Jenigen/ ſo
die Streitigſten waͤren/ und da ein Jedweder die Parthey neh-
men koͤnte/ die er wolte/ da finden die Jenige/ die zuletzt redeten/
Materie gnug/ und wann ſie es wol thun/ ſo haben ſie ohne Zwei-
fel die meiſte Ehre darvon. Aber ins gemein darvon zu reden/
hat der Jenige/ der zuerſt redet/ viel groͤſſere Freyheit/ und wird
viel beſſer geduldet; Ja/ wann er es auch gleich etwas zu lang
macht/ faͤllet es den Zuhoͤrern nicht ſo verdrießlich/ als wann der
Jenige/ der ihm antwortet/ ſich gar zu weit extendiret/ zumahl/
wann es in ſeiner Wahl geſtanden/ zuerſt oder zuletzt zu reden.
Mit dieſem und dergleichen Diſcurſen beſchloſ-
ſen ſie die Mahlzeit/ ſtunden hernach auf/ und Con-
dado wolte mit ſeinen 2. Gefaͤhrten ſich weiter bege-
ben. Aber der Amtmann ſtellete ſich hart darwider/
und noͤthigte ſie mit inſtaͤndigen Worten/ auf den
Abend zu einer Hauß Mahlzeit/ inmaſſen er auß
allen Umſtaͤnden gnugſam merckete/ daß Condado
ein fuͤrnehmer Jtaliaͤniſcher Herꝛ ſeyn muͤſſe. Weil
nun inſonderheit Belligny und die Lucretia dem Amt-
man das Wort mitthaͤten/ reſolvirete ſich Condado
endlich/ demſelben zu Willen zu ſeyn/ jedoch mit dem
Beding/ daß man ihn am folgenden Tag weiter nicht
aufhalten ſolte. Alſo nahm der Amtmann einen klei-
nen
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