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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
lete mit Wenigem/ daß er von seinen Mißgünstigen
also mißhandelt worden/ die ihn/ weiß nicht wohin/
zu führen/ also auf diesen Karren gebunden/ und be-
sorge er/ daß man ihn auf die Venetianische Gallee
habe verkauffen/ und zum Sclaven machen wollen.
Er stieg vom Karren hernieder/ warff den Fuhrmann
vom Pferd/ spannete eines darvon auß/ und nachdem
er sich gegen Condado und seinen Gefährten/ wegen
seiner Erlösung/ mit allen verbindlichen Worten be-
dancket/ ritte er nach dem nächsten Dorff/ um/ wie er
vorgab/ etwas zu speisen und zu trincken/ weil er sich
sonsten nicht länger aufrecht halten könne.

Der Fuhrmann war froh/ daß er seines Ver-
sprechens entlediget/ dann er sprach: Er hätte nicht
gewust/ was er geführet/ noch wie er mit seinem Ca-
meraden auf dem Karren daran gewesen/ dahero er
stäts in grosser Angst gelebet/ und sich seines Lebens
nimmer versichert halten können. Er ließ den Erlö-
seten gutwillig seines Weges reiten/ und wandelte
mit seinem Karren und dem einen Pferd |nunmehro
allein fort/ liesse auch den Ohnmächtigen auf dem
Weg ligen/ und Condado samt Klingenfeld wolten
sich auch nicht lange allhier aufhalten/ sondern ritten
fort/ und erreichten gegen den Abend das Städtlein
Sumanda, allwo sie trefflich bewirthet wurden/ und
bey einem herrlichen Truuck Veltliner-Wein sich
rechtschaffen ergötzeten. Dieser Ort gefiel ihnen sehr
wol/ dannenhero warteten sie den folgenden halben
Tag allhier/ ob sich etwa einer von ihrer Gesellschafft
bey ihnen einstellen möchte. Als aber keiner kam/
setzten sie sich/ nach gehaltener Mittags-Mahlzeit/ zu
Pferde/ und verliessen nicht allein hier/ sondern auch
an allen vorigen Orten/ wo sie passiret/ bey den Leuten
Nachricht/ welchen Weg sie genommen hätten/ und

daß

Deß Academiſchen
lete mit Wenigem/ daß er von ſeinen Mißguͤnſtigen
alſo mißhandelt worden/ die ihn/ weiß nicht wohin/
zu fuͤhren/ alſo auf dieſen Karren gebunden/ und be-
ſorge er/ daß man ihn auf die Venetianiſche Gallee
habe verkauffen/ und zum Sclaven machen wollen.
Er ſtieg vom Karren hernieder/ warff den Fuhrmann
vom Pferd/ ſpannete eines darvon auß/ und nachdem
er ſich gegen Condado und ſeinen Gefaͤhrten/ wegen
ſeiner Erloͤſung/ mit allen verbindlichen Worten be-
dancket/ ritte er nach dem naͤchſten Dorff/ um/ wie er
vorgab/ etwas zu ſpeiſen und zu trincken/ weil er ſich
ſonſten nicht laͤnger aufrecht halten koͤnne.

Der Fuhrmann war froh/ daß er ſeines Ver-
ſprechens entlediget/ dann er ſprach: Er haͤtte nicht
gewuſt/ was er gefuͤhret/ noch wie er mit ſeinem Ca-
meraden auf dem Karren daran geweſen/ dahero er
ſtaͤts in groſſer Angſt gelebet/ und ſich ſeines Lebens
nimmer verſichert halten koͤnnen. Er ließ den Erloͤ-
ſeten gutwillig ſeines Weges reiten/ und wandelte
mit ſeinem Karren und dem einen Pferd |nunmehro
allein fort/ lieſſe auch den Ohnmaͤchtigen auf dem
Weg ligen/ und Condado ſamt Klingenfeld wolten
ſich auch nicht lange allhier aufhalten/ ſondern ritten
fort/ und erreichten gegen den Abend das Staͤdtlein
Sumanda, allwo ſie trefflich bewirthet wurden/ und
bey einem herꝛlichen Truuck Veltliner-Wein ſich
rechtſchaffen ergoͤtzeten. Dieſer Ort gefiel ihnen ſehr
wol/ dannenhero warteten ſie den folgenden halben
Tag allhier/ ob ſich etwa einer von ihrer Geſellſchafft
bey ihnen einſtellen moͤchte. Als aber keiner kam/
ſetzten ſie ſich/ nach gehaltener Mittags-Mahlzeit/ zu
Pferde/ und verlieſſen nicht allein hier/ ſondern auch
an allen vorigen Orten/ wo ſie paſſiret/ bey den Leuten
Nachricht/ welchen Weg ſie genommen haͤtten/ und

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[540/0556] Deß Academiſchen lete mit Wenigem/ daß er von ſeinen Mißguͤnſtigen alſo mißhandelt worden/ die ihn/ weiß nicht wohin/ zu fuͤhren/ alſo auf dieſen Karren gebunden/ und be- ſorge er/ daß man ihn auf die Venetianiſche Gallee habe verkauffen/ und zum Sclaven machen wollen. Er ſtieg vom Karren hernieder/ warff den Fuhrmann vom Pferd/ ſpannete eines darvon auß/ und nachdem er ſich gegen Condado und ſeinen Gefaͤhrten/ wegen ſeiner Erloͤſung/ mit allen verbindlichen Worten be- dancket/ ritte er nach dem naͤchſten Dorff/ um/ wie er vorgab/ etwas zu ſpeiſen und zu trincken/ weil er ſich ſonſten nicht laͤnger aufrecht halten koͤnne. Der Fuhrmann war froh/ daß er ſeines Ver- ſprechens entlediget/ dann er ſprach: Er haͤtte nicht gewuſt/ was er gefuͤhret/ noch wie er mit ſeinem Ca- meraden auf dem Karren daran geweſen/ dahero er ſtaͤts in groſſer Angſt gelebet/ und ſich ſeines Lebens nimmer verſichert halten koͤnnen. Er ließ den Erloͤ- ſeten gutwillig ſeines Weges reiten/ und wandelte mit ſeinem Karren und dem einen Pferd |nunmehro allein fort/ lieſſe auch den Ohnmaͤchtigen auf dem Weg ligen/ und Condado ſamt Klingenfeld wolten ſich auch nicht lange allhier aufhalten/ ſondern ritten fort/ und erreichten gegen den Abend das Staͤdtlein Sumanda, allwo ſie trefflich bewirthet wurden/ und bey einem herꝛlichen Truuck Veltliner-Wein ſich rechtſchaffen ergoͤtzeten. Dieſer Ort gefiel ihnen ſehr wol/ dannenhero warteten ſie den folgenden halben Tag allhier/ ob ſich etwa einer von ihrer Geſellſchafft bey ihnen einſtellen moͤchte. Als aber keiner kam/ ſetzten ſie ſich/ nach gehaltener Mittags-Mahlzeit/ zu Pferde/ und verlieſſen nicht allein hier/ ſondern auch an allen vorigen Orten/ wo ſie paſſiret/ bey den Leuten Nachricht/ welchen Weg ſie genommen haͤtten/ und daß

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/556>, abgerufen am 22.11.2024.