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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
zur Antwort. Welche Worte ihn zu solchem Eyfer
reitzeten/ daß er zu ihr tratt/ um sie mit Ohrfeigen ab-
zuzahlen; Aber Ragonda stieß ihn zum Hauß hin-
auß/ um dergleichen Inconvenientien vorzubeugen.
Tiboud stund vor der Thür/ und taumelte von einer
Seiten zur andern/ wannenhero einer von der Gesell-
schafft auß Mitleyden zu ihm tratt/ und ihn wieder
ins Hauß leiten wolte/ zu welchem Rogier sprach:
Sehet euch für/ mein Freund/ daß der volle Zapff
nicht auf euch falle/ und euch mit seinen Hörnern ei-
nen gefährlichen Stoß anbringe. Jnzwischen tratt
Ragonda zu unserm la Breche, und wolte sich bey ihm
einflechten; Aber dieser wöhrete mit beyden Händen
von sich/ und sagte/ daß ihr stinckender Athem capabel
wäre/ ihm das Leben zu nehmen/ wofern der Seinige/
als verstärcket durch die Menge deß eingezogenen
Weins/ diesen Gifft nicht zuruck triebe. Man kunte
sonst an ihr/ über den stinckenden Athem/ auch thrä-
nende Augen/ und eine rinnende Nase sehen/ daß es
das Ansehen/ hatte/ als wann alles Essen und Trin-
cken keinen andern/ als diesen Außgang hätten. Die
Artigste von allen Frauens-Personen dieser Gesell-
schafft war eine/ Namens Clytia, aber diese verließ
die Compagnie bald/ und folgete einer Frauen/ die im
Vorbeygehen ihr einen Winck gegeben hatte. Man
verstund in ihrem Abwesen/ daß sie vor wenigen Mo-
naten eine arme Dirne gewesen/ welche in der Wein-
lese-Zeit auf die Dörffer war außgangen/ um einen
Pfenning zu verdienen/ bey welcher Gelegenheit sich
ein gewisser Herr in sie verliebet/ dem sie die beste Fe-
dern außgerupffet habe. Darauf habe sie sich präch-
tig gehalten/ und sey in dem Liebes-Spiel so hoch ge-
stiegen/ daß ihr keine von der Gesellschafft zu verglei-
chen/ als gnugsam versehen mit Anreitzungen/ welche

kräfftig

Deß Academiſchen
zur Antwort. Welche Worte ihn zu ſolchem Eyfer
reitzeten/ daß er zu ihr tratt/ um ſie mit Ohrfeigen ab-
zuzahlen; Aber Ragonda ſtieß ihn zum Hauß hin-
auß/ um dergleichen Inconvenientien vorzubeugen.
Tiboud ſtund vor der Thuͤr/ und taumelte von einer
Seiten zur andern/ wannenhero einer von der Geſell-
ſchafft auß Mitleyden zu ihm tratt/ und ihn wieder
ins Hauß leiten wolte/ zu welchem Rogier ſprach:
Sehet euch fuͤr/ mein Freund/ daß der volle Zapff
nicht auf euch falle/ und euch mit ſeinen Hoͤrnern ei-
nen gefaͤhrlichen Stoß anbringe. Jnzwiſchen tratt
Ragonda zu unſerm la Breche, und wolte ſich bey ihm
einflechten; Aber dieſer woͤhrete mit beyden Haͤnden
von ſich/ und ſagte/ daß ihr ſtinckender Athem capabel
waͤre/ ihm das Leben zu nehmen/ wofern der Seinige/
als verſtaͤrcket durch die Menge deß eingezogenen
Weins/ dieſen Gifft nicht zuruck triebe. Man kunte
ſonſt an ihr/ uͤber den ſtinckenden Athem/ auch thraͤ-
nende Augen/ und eine rinnende Naſe ſehen/ daß es
das Anſehen/ hatte/ als wann alles Eſſen und Trin-
cken keinen andern/ als dieſen Außgang haͤtten. Die
Artigſte von allen Frauens-Perſonen dieſer Geſell-
ſchafft war eine/ Namens Clytia, aber dieſe verließ
die Compagnie bald/ und folgete einer Frauen/ die im
Vorbeygehen ihr einen Winck gegeben hatte. Man
verſtund in ihrem Abweſen/ daß ſie vor wenigen Mo-
naten eine arme Dirne geweſen/ welche in der Wein-
leſe-Zeit auf die Doͤrffer war außgangen/ um einen
Pfenning zu verdienen/ bey welcher Gelegenheit ſich
ein gewiſſer Herꝛ in ſie verliebet/ dem ſie die beſte Fe-
dern außgerupffet habe. Darauf habe ſie ſich praͤch-
tig gehalten/ und ſey in dem Liebes-Spiel ſo hoch ge-
ſtiegen/ daß ihr keine von der Geſellſchafft zu verglei-
chen/ als gnugſam verſehen mit Anreitzungen/ welche

kraͤfftig
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[44/0054] Deß Academiſchen zur Antwort. Welche Worte ihn zu ſolchem Eyfer reitzeten/ daß er zu ihr tratt/ um ſie mit Ohrfeigen ab- zuzahlen; Aber Ragonda ſtieß ihn zum Hauß hin- auß/ um dergleichen Inconvenientien vorzubeugen. Tiboud ſtund vor der Thuͤr/ und taumelte von einer Seiten zur andern/ wannenhero einer von der Geſell- ſchafft auß Mitleyden zu ihm tratt/ und ihn wieder ins Hauß leiten wolte/ zu welchem Rogier ſprach: Sehet euch fuͤr/ mein Freund/ daß der volle Zapff nicht auf euch falle/ und euch mit ſeinen Hoͤrnern ei- nen gefaͤhrlichen Stoß anbringe. Jnzwiſchen tratt Ragonda zu unſerm la Breche, und wolte ſich bey ihm einflechten; Aber dieſer woͤhrete mit beyden Haͤnden von ſich/ und ſagte/ daß ihr ſtinckender Athem capabel waͤre/ ihm das Leben zu nehmen/ wofern der Seinige/ als verſtaͤrcket durch die Menge deß eingezogenen Weins/ dieſen Gifft nicht zuruck triebe. Man kunte ſonſt an ihr/ uͤber den ſtinckenden Athem/ auch thraͤ- nende Augen/ und eine rinnende Naſe ſehen/ daß es das Anſehen/ hatte/ als wann alles Eſſen und Trin- cken keinen andern/ als dieſen Außgang haͤtten. Die Artigſte von allen Frauens-Perſonen dieſer Geſell- ſchafft war eine/ Namens Clytia, aber dieſe verließ die Compagnie bald/ und folgete einer Frauen/ die im Vorbeygehen ihr einen Winck gegeben hatte. Man verſtund in ihrem Abweſen/ daß ſie vor wenigen Mo- naten eine arme Dirne geweſen/ welche in der Wein- leſe-Zeit auf die Doͤrffer war außgangen/ um einen Pfenning zu verdienen/ bey welcher Gelegenheit ſich ein gewiſſer Herꝛ in ſie verliebet/ dem ſie die beſte Fe- dern außgerupffet habe. Darauf habe ſie ſich praͤch- tig gehalten/ und ſey in dem Liebes-Spiel ſo hoch ge- ſtiegen/ daß ihr keine von der Geſellſchafft zu verglei- chen/ als gnugſam verſehen mit Anreitzungen/ welche kraͤfftig

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/54>, abgerufen am 24.11.2024.