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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
selbe gleichwol ein unzüchtiges Gemüth gehabt. Sie
vernahmen aber von Venereo, daß diese Margara eine
geile Dame, die/ zusamt ihrer Mutter/ wie der Ruff
gienge/ auch mit Juden/ welche in der Nacht zu ihnen
kamen/ zu thun hätten. Weßwegen er ihrer gar nicht
würde geachtet haben/ wofern sie seine Dienste nicht
mit einem guten Praesent vergolten hätte. Klingen-
feld begehrte von ihm zu wissen/ welche die übrige
Damen in Padua gewesen/ mit denen er sich ergötzet?
Aber Venereus sprach: Mein Herr/ was ist euch dar-
mit gedienet/ wann ich euch dieselbe melde/ da ich doch
wol weiß/ daß ihr deren keine Kundschafft habet?
Uber dem bin ich/ mittelst eines kräfftigen Eydes/ ver-
bunden/ ihre Namen nicht kund zu machen/ dero-
wegen schonet meiner mit den Paduanischen Damen/
von andern wil ich gerne etwas mittheilen.

Wie Venereus merckete/ daß alle seine Gefähr-
ten schon die Ohren spitzeten/ sprach er: Wann ich
euch alle Ebentheuren meiner weitläufftigen Cour-
toisie
erzehlen wolte/ so hätte lange Zeit darzu vonnö-
then/ darum wil ich nur ein und ander Exempel her-
auß nehmen/ und keine Person specificiren/ es sey
dann/ daß sie von keiner Extraction sey. Als ich mich
zu Sena auf hielte/ und einsmahls selbander auf der
Strassen spatzieren gieng/ begegnete mir ein ansehn-
liches Weib/ mit einem verhülleten Gesichte/ diese
zohe mich sänfftiglich beym Ermel/ steckete mir einen
Ducaten in die Hand/ und sprach mit sachter Stim-
me: Wann ihr Lust habt/ eine fürnehme schöne junge
Frau/ die mit einem alten Ehe-Mann bestraffet wor-
den/ euch diese künfftige Nacht zu vergnügen/ so stellet
euch allein an diesem Ort wieder ein/ eure Mühe soll
euch rechtschaffen belohnet werden.

Das war mir eine seltzame Historie/ weil es mir

aber
J i 2

Romans I. Buch.
ſelbe gleichwol ein unzuͤchtiges Gemuͤth gehabt. Sie
vernahmen aber von Venereo, daß dieſe Margara eine
geile Dame, die/ zuſamt ihrer Mutter/ wie der Ruff
gienge/ auch mit Juden/ welche in der Nacht zu ihnen
kamen/ zu thun haͤtten. Weßwegen er ihrer gar nicht
wuͤrde geachtet haben/ wofern ſie ſeine Dienſte nicht
mit einem guten Præſent vergolten haͤtte. Klingen-
feld begehrte von ihm zu wiſſen/ welche die uͤbrige
Damen in Padua geweſen/ mit denen er ſich ergoͤtzet?
Aber Venereus ſprach: Mein Herꝛ/ was iſt euch dar-
mit gedienet/ wann ich euch dieſelbe melde/ da ich doch
wol weiß/ daß ihr deren keine Kundſchafft habet?
Uber dem bin ich/ mittelſt eines kraͤfftigen Eydes/ ver-
bunden/ ihre Namen nicht kund zu machen/ dero-
wegen ſchonet meiner mit den Paduaniſchen Damen/
von andern wil ich gerne etwas mittheilen.

Wie Venereus merckete/ daß alle ſeine Gefaͤhr-
ten ſchon die Ohren ſpitzeten/ ſprach er: Wann ich
euch alle Ebentheuren meiner weitlaͤufftigen Cour-
toiſie
erzehlen wolte/ ſo haͤtte lange Zeit darzu vonnoͤ-
then/ darum wil ich nur ein und ander Exempel her-
auß nehmen/ und keine Perſon ſpecificiren/ es ſey
dann/ daß ſie von keiner Extraction ſey. Als ich mich
zu Sena auf hielte/ und einsmahls ſelbander auf der
Straſſen ſpatzieren gieng/ begegnete mir ein anſehn-
liches Weib/ mit einem verhuͤlleten Geſichte/ dieſe
zohe mich ſaͤnfftiglich beym Ermel/ ſteckete mir einen
Ducaten in die Hand/ und ſprach mit ſachter Stim-
me: Wann ihr Luſt habt/ eine fuͤrnehme ſchoͤne junge
Frau/ die mit einem alten Ehe-Mann beſtraffet wor-
den/ euch dieſe kuͤnfftige Nacht zu vergnuͤgen/ ſo ſtellet
euch allein an dieſem Ort wieder ein/ eure Muͤhe ſoll
euch rechtſchaffen belohnet werden.

Das war mir eine ſeltzame Hiſtorie/ weil es mir

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[499/0513] Romans I. Buch. ſelbe gleichwol ein unzuͤchtiges Gemuͤth gehabt. Sie vernahmen aber von Venereo, daß dieſe Margara eine geile Dame, die/ zuſamt ihrer Mutter/ wie der Ruff gienge/ auch mit Juden/ welche in der Nacht zu ihnen kamen/ zu thun haͤtten. Weßwegen er ihrer gar nicht wuͤrde geachtet haben/ wofern ſie ſeine Dienſte nicht mit einem guten Præſent vergolten haͤtte. Klingen- feld begehrte von ihm zu wiſſen/ welche die uͤbrige Damen in Padua geweſen/ mit denen er ſich ergoͤtzet? Aber Venereus ſprach: Mein Herꝛ/ was iſt euch dar- mit gedienet/ wann ich euch dieſelbe melde/ da ich doch wol weiß/ daß ihr deren keine Kundſchafft habet? Uber dem bin ich/ mittelſt eines kraͤfftigen Eydes/ ver- bunden/ ihre Namen nicht kund zu machen/ dero- wegen ſchonet meiner mit den Paduaniſchen Damen/ von andern wil ich gerne etwas mittheilen. Wie Venereus merckete/ daß alle ſeine Gefaͤhr- ten ſchon die Ohren ſpitzeten/ ſprach er: Wann ich euch alle Ebentheuren meiner weitlaͤufftigen Cour- toiſie erzehlen wolte/ ſo haͤtte lange Zeit darzu vonnoͤ- then/ darum wil ich nur ein und ander Exempel her- auß nehmen/ und keine Perſon ſpecificiren/ es ſey dann/ daß ſie von keiner Extraction ſey. Als ich mich zu Sena auf hielte/ und einsmahls ſelbander auf der Straſſen ſpatzieren gieng/ begegnete mir ein anſehn- liches Weib/ mit einem verhuͤlleten Geſichte/ dieſe zohe mich ſaͤnfftiglich beym Ermel/ ſteckete mir einen Ducaten in die Hand/ und ſprach mit ſachter Stim- me: Wann ihr Luſt habt/ eine fuͤrnehme ſchoͤne junge Frau/ die mit einem alten Ehe-Mann beſtraffet wor- den/ euch dieſe kuͤnfftige Nacht zu vergnuͤgen/ ſo ſtellet euch allein an dieſem Ort wieder ein/ eure Muͤhe ſoll euch rechtſchaffen belohnet werden. Das war mir eine ſeltzame Hiſtorie/ weil es mir aber J i 2

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/513>, abgerufen am 22.11.2024.