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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
einem Jeglichen seines zu/ nach dem er wil. Sie wu-
sten/ sage ich/ es wären unterschiedliche Gaben zum
gemeinen Nutzen. Einem wurde gegeben durch den
Heiligen Geist zu reden von der Weißheit/ von der
verborgenen Weißheit/ so kein Ohr gehöret/ kein Aug
gesehen/ die auch in keines Menschen Hertz durch die
Gnade der Natur kommen ist. Einem andern die
Gabe kräfftiglichen zu vermahnen/ zu trösten/ und zu
straffen. Einem andern wurde gegeben durch den
Heiligen Geist zu reden von der Erkänntnüß/ daß er
geschickter Weise könne gründlich auß den Schriff-
ten von den hohen Geheimnüssen und Glaubens-
Artickeln handeln und lehren. Einem andern wurde
gegeben der Glaube/ nemlich der Glaube Wunder-
Werck zu thun/ die Krancken zu heilen/ die Todten zu
erwecken/ und die Felsen zu versetzen/ welche Gabe
zwar längst auf gehöret/ und zur Zeit deß Chrysosto-
mus
nicht mehr gewesen; Aber/ an dessen Stelle hat
GOtt gesetzet andere Gaben/ die Blinden in Jrrthü-
men sehend zu machen/ die Lahmen in den Versto-
ckungen wie die Hirsche läuffig/ in der Busse hitzig/
nach dem Gnaden-Brunnen durstig und eyferig zu
machen/ die Gichtbrüchtigen in den guten Wercken
zu denselbigen thätig zu machen/ die Tauben zu dem
Gesetze und Evangelium hörend zu machen/ auch die
Todten in der Verzweiffelung lebendig zu machen/
und dergestalt die schweren Felsen auß der Verdamm-
nüß in den Himmel zu setzen. Ebenfalls richtete sich
ein Jeglicher nach dem/ welches ihm GOtt entweder
in dem Leibe der Mutter angebildet/ oder von oben
herab eingegossen hatte/ und bespiegelte sich tieff in
seinen Gaben.

Wann der Student die freyen Künste und
Sprachen geendet hatte/ berathschlagete er sich mit

seiner
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Romans I. Buch.
einem Jeglichen ſeines zu/ nach dem er wil. Sie wu-
ſten/ ſage ich/ es waͤren unterſchiedliche Gaben zum
gemeinen Nutzen. Einem wurde gegeben durch den
Heiligen Geiſt zu reden von der Weißheit/ von der
verborgenen Weißheit/ ſo kein Ohr gehoͤret/ kein Aug
geſehen/ die auch in keines Menſchen Hertz durch die
Gnade der Natur kommen iſt. Einem andern die
Gabe kraͤfftiglichen zu vermahnen/ zu troͤſten/ und zu
ſtraffen. Einem andern wurde gegeben durch den
Heiligen Geiſt zu reden von der Erkaͤnntnuͤß/ daß er
geſchickter Weiſe koͤnne gruͤndlich auß den Schriff-
ten von den hohen Geheimnuͤſſen und Glaubens-
Artickeln handeln und lehren. Einem andern wurde
gegeben der Glaube/ nemlich der Glaube Wunder-
Werck zu thun/ die Krancken zu heilen/ die Todten zu
erwecken/ und die Felſen zu verſetzen/ welche Gabe
zwar laͤngſt auf gehoͤret/ und zur Zeit deß Chryſoſto-
mus
nicht mehr geweſen; Aber/ an deſſen Stelle hat
GOtt geſetzet andere Gaben/ die Blinden in Jrꝛthuͤ-
men ſehend zu machen/ die Lahmen in den Verſto-
ckungen wie die Hirſche laͤuffig/ in der Buſſe hitzig/
nach dem Gnaden-Brunnen durſtig und eyferig zu
machen/ die Gichtbruͤchtigen in den guten Wercken
zu denſelbigen thaͤtig zu machen/ die Tauben zu dem
Geſetze und Evangelium hoͤrend zu machen/ auch die
Todten in der Verzweiffelung lebendig zu machen/
und dergeſtalt die ſchweren Felſen auß der Verdam̃-
nuͤß in den Himmel zu ſetzen. Ebenfalls richtete ſich
ein Jeglicher nach dem/ welches ihm GOtt entweder
in dem Leibe der Mutter angebildet/ oder von oben
herab eingegoſſen hatte/ und beſpiegelte ſich tieff in
ſeinen Gaben.

Wann der Student die freyen Kuͤnſte und
Sprachen geendet hatte/ berathſchlagete er ſich mit

ſeiner
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[483/0497] Romans I. Buch. einem Jeglichen ſeines zu/ nach dem er wil. Sie wu- ſten/ ſage ich/ es waͤren unterſchiedliche Gaben zum gemeinen Nutzen. Einem wurde gegeben durch den Heiligen Geiſt zu reden von der Weißheit/ von der verborgenen Weißheit/ ſo kein Ohr gehoͤret/ kein Aug geſehen/ die auch in keines Menſchen Hertz durch die Gnade der Natur kommen iſt. Einem andern die Gabe kraͤfftiglichen zu vermahnen/ zu troͤſten/ und zu ſtraffen. Einem andern wurde gegeben durch den Heiligen Geiſt zu reden von der Erkaͤnntnuͤß/ daß er geſchickter Weiſe koͤnne gruͤndlich auß den Schriff- ten von den hohen Geheimnuͤſſen und Glaubens- Artickeln handeln und lehren. Einem andern wurde gegeben der Glaube/ nemlich der Glaube Wunder- Werck zu thun/ die Krancken zu heilen/ die Todten zu erwecken/ und die Felſen zu verſetzen/ welche Gabe zwar laͤngſt auf gehoͤret/ und zur Zeit deß Chryſoſto- mus nicht mehr geweſen; Aber/ an deſſen Stelle hat GOtt geſetzet andere Gaben/ die Blinden in Jrꝛthuͤ- men ſehend zu machen/ die Lahmen in den Verſto- ckungen wie die Hirſche laͤuffig/ in der Buſſe hitzig/ nach dem Gnaden-Brunnen durſtig und eyferig zu machen/ die Gichtbruͤchtigen in den guten Wercken zu denſelbigen thaͤtig zu machen/ die Tauben zu dem Geſetze und Evangelium hoͤrend zu machen/ auch die Todten in der Verzweiffelung lebendig zu machen/ und dergeſtalt die ſchweren Felſen auß der Verdam̃- nuͤß in den Himmel zu ſetzen. Ebenfalls richtete ſich ein Jeglicher nach dem/ welches ihm GOtt entweder in dem Leibe der Mutter angebildet/ oder von oben herab eingegoſſen hatte/ und beſpiegelte ſich tieff in ſeinen Gaben. Wann der Student die freyen Kuͤnſte und Sprachen geendet hatte/ berathſchlagete er ſich mit ſeiner H h 2

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/497>, abgerufen am 22.11.2024.