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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
zweymahl im Jahr eine freye Brodt-Sammlung
durchs gantze Dorff. Wann er auch einem Bauren
andeutete/ daß seine Kuh mit dem Ochsen gelauffen
hätte/ bekam er eine halbe Steyge Eyer/ und ein
Stücklein Fleisch zur Verehrung. Er lebete aber
gleichwol noch kümmerlich darbey/ dahero kaufft er
einen grossen Eymer/ und melckete im Felde die Kühe
derer/ die ihm nicht gnug opfferten/ die Milch aber
verkauffte er deß Edelmanns Frauen/ die ihm ein
Pfund Butter für jeden Eymer voll gab. Solches
brach endlich auch auß/ also ward ihme die Küh-Heer-
de genommen/ und weil er den Edelmann und Pfar-
rer zu Freunden hatte/ brachten sie es durch ihre Auto-
rit
ät dahin/ daß er Commendant über die Schwein-
Heerde ward.

Hierbey gieng es abermahl schmahl her/ dann
er bekam nicht von jedem Stück/ sondern überhaupt
das gantze Jahr hindurch 10. Gülden/ und hatte dar-
bey eine freye Wohnung bey dem Dorff-Schultzen/
wann aber ein Schwein auß seiner Heerde geschlach-
tet ward/ bekam er eine Wurst zum Praesent. Das
war das Beste bey diesem Dienst/ daß er die Schwei-
ne nicht nach Hauß treiben durffte/ sondern/ wann
er gegen Abend-Zeit in sein Horn bließ/ so lieffen die
Schweine von sich selber nach dem Dorff/ und mel-
deten an/ daß ihr Commendant auch auf dem Weg
seye.

Als er nun durch alle Gradus sothaner hohen
Chargen durchgegangen/ ward er zu einer andern er-
hoben. Dann/ als er in diesem Dorff schon 10. Jahr
gelebet/ kamen etliche Soldaten zu Pferd/ welche
durch diese Gegend marchireten/ wie diese meinen
Herrn Vatter am Abend hinter den Schweinen ins
Dorff herein tretten sahen/ da rieff ihm der eine zu:

Glück

Deß Academiſchen
zweymahl im Jahr eine freye Brodt-Sammlung
durchs gantze Dorff. Wann er auch einem Bauren
andeutete/ daß ſeine Kuh mit dem Ochſen gelauffen
haͤtte/ bekam er eine halbe Steyge Eyer/ und ein
Stuͤcklein Fleiſch zur Verehrung. Er lebete aber
gleichwol noch kuͤmmerlich darbey/ dahero kaufft er
einen groſſen Eymer/ und melckete im Felde die Kuͤhe
derer/ die ihm nicht gnug opfferten/ die Milch aber
verkauffte er deß Edelmanns Frauen/ die ihm ein
Pfund Butter fuͤr jeden Eymer voll gab. Solches
brach endlich auch auß/ alſo ward ihme die Kuͤh-Heer-
de genommen/ und weil er den Edelmann und Pfar-
rer zu Freunden hatte/ brachten ſie es durch ihre Auto-
rit
aͤt dahin/ daß er Commendant uͤber die Schwein-
Heerde ward.

Hierbey gieng es abermahl ſchmahl her/ dann
er bekam nicht von jedem Stuͤck/ ſondern uͤberhaupt
das gantze Jahr hindurch 10. Guͤlden/ und hatte dar-
bey eine freye Wohnung bey dem Dorff-Schultzen/
wann aber ein Schwein auß ſeiner Heerde geſchlach-
tet ward/ bekam er eine Wurſt zum Præſent. Das
war das Beſte bey dieſem Dienſt/ daß er die Schwei-
ne nicht nach Hauß treiben durffte/ ſondern/ wann
er gegen Abend-Zeit in ſein Horn bließ/ ſo lieffen die
Schweine von ſich ſelber nach dem Dorff/ und mel-
deten an/ daß ihr Commendant auch auf dem Weg
ſeye.

Als er nun durch alle Gradus ſothaner hohen
Chargen durchgegangen/ ward er zu einer andern er-
hoben. Dann/ als er in dieſem Dorff ſchon 10. Jahr
gelebet/ kamen etliche Soldaten zu Pferd/ welche
durch dieſe Gegend marchireten/ wie dieſe meinen
Herꝛn Vatter am Abend hinter den Schweinen ins
Dorff herein tretten ſahen/ da rieff ihm der eine zu:

Gluͤck
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[470/0484] Deß Academiſchen zweymahl im Jahr eine freye Brodt-Sammlung durchs gantze Dorff. Wann er auch einem Bauren andeutete/ daß ſeine Kuh mit dem Ochſen gelauffen haͤtte/ bekam er eine halbe Steyge Eyer/ und ein Stuͤcklein Fleiſch zur Verehrung. Er lebete aber gleichwol noch kuͤmmerlich darbey/ dahero kaufft er einen groſſen Eymer/ und melckete im Felde die Kuͤhe derer/ die ihm nicht gnug opfferten/ die Milch aber verkauffte er deß Edelmanns Frauen/ die ihm ein Pfund Butter fuͤr jeden Eymer voll gab. Solches brach endlich auch auß/ alſo ward ihme die Kuͤh-Heer- de genommen/ und weil er den Edelmann und Pfar- rer zu Freunden hatte/ brachten ſie es durch ihre Auto- ritaͤt dahin/ daß er Commendant uͤber die Schwein- Heerde ward. Hierbey gieng es abermahl ſchmahl her/ dann er bekam nicht von jedem Stuͤck/ ſondern uͤberhaupt das gantze Jahr hindurch 10. Guͤlden/ und hatte dar- bey eine freye Wohnung bey dem Dorff-Schultzen/ wann aber ein Schwein auß ſeiner Heerde geſchlach- tet ward/ bekam er eine Wurſt zum Præſent. Das war das Beſte bey dieſem Dienſt/ daß er die Schwei- ne nicht nach Hauß treiben durffte/ ſondern/ wann er gegen Abend-Zeit in ſein Horn bließ/ ſo lieffen die Schweine von ſich ſelber nach dem Dorff/ und mel- deten an/ daß ihr Commendant auch auf dem Weg ſeye. Als er nun durch alle Gradus ſothaner hohen Chargen durchgegangen/ ward er zu einer andern er- hoben. Dann/ als er in dieſem Dorff ſchon 10. Jahr gelebet/ kamen etliche Soldaten zu Pferd/ welche durch dieſe Gegend marchireten/ wie dieſe meinen Herꝛn Vatter am Abend hinter den Schweinen ins Dorff herein tretten ſahen/ da rieff ihm der eine zu: Gluͤck

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/484>, abgerufen am 22.11.2024.