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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen

EHe der folgende Tag anbrach/ begab sich mit
Cerebacchio noch eine artige Kurtzweil: Nem-
lich/ es lebete zu Padua ein Jtaliänischer Stu-
dent/ Namens Venereus, auß der Neapolitanischen
Landschafft/ Terra di Ortranto genannt/ der aber/ als
ein ungemeiner Liebhaber deß Frauenzimmers/ sich
mehr auf das Courtisiren/ als auf das Studiren/ lege-
te/ inmassen er auch bey mancher-reichen Damen dar-
durch einen stattlichen Pfenning zu erwerben pflege-
te. Dieser Venereus war bey der Margara angebracht
worden/ daß er mit dem Frauenzimmer überauß schön
umzugehen wisse/ wannenhero sie ihm durch ihre
Magd bedeuten lassen/ daß sie auch/ gleich andern/ ei-
nen Pfenning an ihn wagen wolte. Sie werden deß
Handels einig/ und diese Nacht ward bestimmet/ zur
Ergötzung ihrer Beyden/ da dann die Magd von ih-
rer Jungfrauen Ordre bekommen/ den Venereum um
die bestimmte Stunde heimlich einzulassen/ und zu
ihr in ihre Schlaffkammer zu führen. Die Mutter
aber sandte um dieselbe Zeit die Magd auß/ um etwas
Wildpräth zum bevorstehenden Gast-Gebott von ei-
nem gewissen Freund zu holen. Da sich dann die Mar-
gara
schon bey Tage/ wie gesagt/ zu Bette geleget/ und
sich kranck angestellet hatte. Vorher aber hatte sie ei-
ne schöne kalte Schaale auf ein kleines Tischlein ge-
setzet/ samt einer Flaschen mit köstlichem Limonad-
Wasser/ darneben lag ein Teller/ mit einem guldenen
Pfenning/ der 4. Kronen galt. Wie nun Margara
mercket/ daß ihre Magd außgesandt worden/ stehet
sie selber auf/ leget sich ans Fenster/ und als Venereus
kommet/ schleichet sie hinab/ und machet ihm auf/ füh-
ret ihn auch in ihrem Schlaffkleid mit sich zu Bette/
und leben in aller Vergnügung. Kurtz darauf kommet
die Magd heim/ mit dem Wildpräth/ die sich deß Be-

fehls
Deß Academiſchen

EHe der folgende Tag anbrach/ begab ſich mit
Cerebacchio noch eine artige Kurtzweil: Nem-
lich/ es lebete zu Padua ein Jtaliaͤniſcher Stu-
dent/ Namens Venereus, auß der Neapolitaniſchen
Landſchafft/ Terra di Ortranto genannt/ der aber/ als
ein ungemeiner Liebhaber deß Frauenzimmers/ ſich
mehr auf das Courtiſiren/ als auf das Studiren/ lege-
te/ inmaſſen er auch bey mancher-reichen Damen dar-
durch einen ſtattlichen Pfenning zu erwerben pflege-
te. Dieſer Venereus war bey der Margara angebracht
worden/ daß er mit dem Frauenzim̃er uͤberauß ſchoͤn
umzugehen wiſſe/ wannenhero ſie ihm durch ihre
Magd bedeuten laſſen/ daß ſie auch/ gleich andern/ ei-
nen Pfenning an ihn wagen wolte. Sie werden deß
Handels einig/ und dieſe Nacht ward beſtimmet/ zur
Ergoͤtzung ihrer Beyden/ da dann die Magd von ih-
rer Jungfrauen Ordre bekommen/ den Venereum um
die beſtimmte Stunde heimlich einzulaſſen/ und zu
ihr in ihre Schlaffkammer zu fuͤhren. Die Mutter
aber ſandte um dieſelbe Zeit die Magd auß/ um etwas
Wildpraͤth zum bevorſtehenden Gaſt-Gebott von ei-
nem gewiſſen Freund zu holen. Da ſich dann die Mar-
gara
ſchon bey Tage/ wie geſagt/ zu Bette geleget/ und
ſich kranck angeſtellet hatte. Vorher aber hatte ſie ei-
ne ſchoͤne kalte Schaale auf ein kleines Tiſchlein ge-
ſetzet/ ſamt einer Flaſchen mit koͤſtlichem Limonad-
Waſſer/ darneben lag ein Teller/ mit einem guldenen
Pfenning/ der 4. Kronen galt. Wie nun Margara
mercket/ daß ihre Magd außgeſandt worden/ ſtehet
ſie ſelber auf/ leget ſich ans Fenſter/ und als Venereus
kommet/ ſchleichet ſie hinab/ und machet ihm auf/ fuͤh-
ret ihn auch in ihrem Schlaffkleid mit ſich zu Bette/
und leben in aller Vergnuͤgung. Kurtz darauf kom̃et
die Magd heim/ mit dem Wildpraͤth/ die ſich deß Be-

fehls
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[434/0448] Deß Academiſchen EHe der folgende Tag anbrach/ begab ſich mit Cerebacchio noch eine artige Kurtzweil: Nem- lich/ es lebete zu Padua ein Jtaliaͤniſcher Stu- dent/ Namens Venereus, auß der Neapolitaniſchen Landſchafft/ Terra di Ortranto genannt/ der aber/ als ein ungemeiner Liebhaber deß Frauenzimmers/ ſich mehr auf das Courtiſiren/ als auf das Studiren/ lege- te/ inmaſſen er auch bey mancher-reichen Damen dar- durch einen ſtattlichen Pfenning zu erwerben pflege- te. Dieſer Venereus war bey der Margara angebracht worden/ daß er mit dem Frauenzim̃er uͤberauß ſchoͤn umzugehen wiſſe/ wannenhero ſie ihm durch ihre Magd bedeuten laſſen/ daß ſie auch/ gleich andern/ ei- nen Pfenning an ihn wagen wolte. Sie werden deß Handels einig/ und dieſe Nacht ward beſtimmet/ zur Ergoͤtzung ihrer Beyden/ da dann die Magd von ih- rer Jungfrauen Ordre bekommen/ den Venereum um die beſtimmte Stunde heimlich einzulaſſen/ und zu ihr in ihre Schlaffkammer zu fuͤhren. Die Mutter aber ſandte um dieſelbe Zeit die Magd auß/ um etwas Wildpraͤth zum bevorſtehenden Gaſt-Gebott von ei- nem gewiſſen Freund zu holen. Da ſich dann die Mar- gara ſchon bey Tage/ wie geſagt/ zu Bette geleget/ und ſich kranck angeſtellet hatte. Vorher aber hatte ſie ei- ne ſchoͤne kalte Schaale auf ein kleines Tiſchlein ge- ſetzet/ ſamt einer Flaſchen mit koͤſtlichem Limonad- Waſſer/ darneben lag ein Teller/ mit einem guldenen Pfenning/ der 4. Kronen galt. Wie nun Margara mercket/ daß ihre Magd außgeſandt worden/ ſtehet ſie ſelber auf/ leget ſich ans Fenſter/ und als Venereus kommet/ ſchleichet ſie hinab/ und machet ihm auf/ fuͤh- ret ihn auch in ihrem Schlaffkleid mit ſich zu Bette/ und leben in aller Vergnuͤgung. Kurtz darauf kom̃et die Magd heim/ mit dem Wildpraͤth/ die ſich deß Be- fehls

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/448>, abgerufen am 22.11.2024.