Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen schen formirte/ als wie zu Kokenhausen in Liefflandgeschehen/ da er sich mit einem Lutherischen Prediger in ein Gespräch vom Glauben begeben/ und densel- ben um seine Bekanntnüß gefraget; Aber als der Priester geantwortet/ er lehre/ was der Apostel Pau- lus und Lutherus gelehret/ ihn mit der Knut-Peit- schen abgefertiget/ einen Streich über den Kopff ge- geben/ und mit diesen Worten fortgeschicket: Gehe/ Huren-Sohn/ für den Teuffel/ samt Paul und Lu- ther. Sonst war er nicht stumpff-hirnig/ sondern ver- schmitzt genug/ eine Schluß-Rede zu setzen/ und ziem- lich-scheinbare Folgerungen zu machen/ vermengete und schändete sie aber mit allerhand Schelt- und Schmäh Worten. Massen solches auß der beydes münd- und schrifftlichen Disputation, so er A. 1570. gehalten mit einem gelehrten Reformirten/ Johannes Rohita genannt/ in Gegenwart der Pohlnischen Le- gaten/ König Sigismundi, gnugsam erscheinet. Dar- inn er gewißlich besagtem Reformirten Prediger ziem- lich aufzulösen gibt/ und sonderlich die Beybehal- tung heiliger Gemählten kräfftig schützet; Wiewol in etwas zu weit gehet/ und/ nach der Griechen Weise/ die fast abergläubische Verehrung derselben damit befestigen wil. Aber die Schmäh-Hitze seiner Zun- gen hat alles besudelt/ als wann er den Rohitam mit diesen rauhen und groben Worten anfähret: Etenim cum sis Canis, & Crucis Christi hostis, nolo tecum multis agere. Dann/ weil du nur ein Hund/ und Feind deß Creutzes Christi bist/ mag ich nicht viel Weit- läufftigkeit mit dir machen. Und bald darauf: Ea vo- bis tradidit Lutherus, caetera mentiris. Das hat euch Luther gelehret/ und das übrige leugst du in deinen Halß. Anderswo/ nemlich im 12. Hauptstuck selbi- ger Conferentz/ oder Disputation, lässet er diese schöne Perlen
Deß Academiſchen ſchen formirte/ als wie zu Kokenhauſen in Liefflandgeſchehen/ da er ſich mit einem Lutheriſchen Prediger in ein Geſpraͤch vom Glauben begeben/ und denſel- ben um ſeine Bekanntnuͤß gefraget; Aber als der Prieſter geantwortet/ er lehre/ was der Apoſtel Pau- lus und Lutherus gelehret/ ihn mit der Knut-Peit- ſchen abgefertiget/ einen Streich uͤber den Kopff ge- geben/ und mit dieſen Worten fortgeſchicket: Gehe/ Huren-Sohn/ fuͤr den Teuffel/ ſamt Paul und Lu- ther. Sonſt war er nicht ſtumpff-hirnig/ ſondern ver- ſchmitzt genug/ eine Schluß-Rede zu ſetzen/ und ziem- lich-ſcheinbare Folgerungen zu machen/ vermengete und ſchaͤndete ſie aber mit allerhand Schelt- und Schmaͤh Worten. Maſſen ſolches auß der beydes muͤnd- und ſchrifftlichen Diſputation, ſo er A. 1570. gehalten mit einem gelehrten Reformirten/ Johannes Rohita genannt/ in Gegenwart der Pohlniſchen Le- gaten/ Koͤnig Sigismundi, gnugſam erſcheinet. Dar- iñ er gewißlich beſagtem Reformirten Prediger ziem- lich aufzuloͤſen gibt/ und ſonderlich die Beybehal- tung heiliger Gemaͤhlten kraͤfftig ſchuͤtzet; Wiewol in etwas zu weit gehet/ und/ nach der Griechen Weiſe/ die faſt aberglaͤubiſche Verehrung derſelben damit befeſtigen wil. Aber die Schmaͤh-Hitze ſeiner Zun- gen hat alles beſudelt/ als wann er den Rohitam mit dieſen rauhen und groben Worten anfaͤhret: Etenim cum ſis Canis, & Crucis Chriſti hoſtis, nolo tecum multis agere. Dann/ weil du nur ein Hund/ und Feind deß Creutzes Chriſti biſt/ mag ich nicht viel Weit- laͤufftigkeit mit dir machen. Und bald darauf: Ea vo- bis tradidit Lutherus, cætera mentiris. Das hat euch Luther gelehret/ und das uͤbrige leugſt du in deinen Halß. Anderswo/ nemlich im 12. Hauptſtuck ſelbi- ger Conferentz/ oder Diſputation, laͤſſet er dieſe ſchoͤne Perlen
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Deß Academiſchen
ſchen formirte/ als wie zu Kokenhauſen in Lieffland
geſchehen/ da er ſich mit einem Lutheriſchen Prediger
in ein Geſpraͤch vom Glauben begeben/ und denſel-
ben um ſeine Bekanntnuͤß gefraget; Aber als der
Prieſter geantwortet/ er lehre/ was der Apoſtel Pau-
lus und Lutherus gelehret/ ihn mit der Knut-Peit-
ſchen abgefertiget/ einen Streich uͤber den Kopff ge-
geben/ und mit dieſen Worten fortgeſchicket: Gehe/
Huren-Sohn/ fuͤr den Teuffel/ ſamt Paul und Lu-
ther. Sonſt war er nicht ſtumpff-hirnig/ ſondern ver-
ſchmitzt genug/ eine Schluß-Rede zu ſetzen/ und ziem-
lich-ſcheinbare Folgerungen zu machen/ vermengete
und ſchaͤndete ſie aber mit allerhand Schelt- und
Schmaͤh Worten. Maſſen ſolches auß der beydes
muͤnd- und ſchrifftlichen Diſputation, ſo er A. 1570.
gehalten mit einem gelehrten Reformirten/ Johannes
Rohita genannt/ in Gegenwart der Pohlniſchen Le-
gaten/ Koͤnig Sigismundi, gnugſam erſcheinet. Dar-
iñ er gewißlich beſagtem Reformirten Prediger ziem-
lich aufzuloͤſen gibt/ und ſonderlich die Beybehal-
tung heiliger Gemaͤhlten kraͤfftig ſchuͤtzet; Wiewol
in etwas zu weit gehet/ und/ nach der Griechen Weiſe/
die faſt aberglaͤubiſche Verehrung derſelben damit
befeſtigen wil. Aber die Schmaͤh-Hitze ſeiner Zun-
gen hat alles beſudelt/ als wann er den Rohitam mit
dieſen rauhen und groben Worten anfaͤhret: Etenim
cum ſis Canis, & Crucis Chriſti hoſtis, nolo tecum
multis agere. Dann/ weil du nur ein Hund/ und Feind
deß Creutzes Chriſti biſt/ mag ich nicht viel Weit-
laͤufftigkeit mit dir machen. Und bald darauf: Ea vo-
bis tradidit Lutherus, cætera mentiris. Das hat euch
Luther gelehret/ und das uͤbrige leugſt du in deinen
Halß. Anderswo/ nemlich im 12. Hauptſtuck ſelbi-
ger Conferentz/ oder Diſputation, laͤſſet er dieſe ſchoͤne
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Zitationshilfe: | Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/426>, abgerufen am 22.07.2024. |