Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans I. Buch. sich mit einem sehr kleinen Viatico in die Fremde/ dul-dete sich gewaltig/ litte Hunger und Durst/ Hitz und Kälte/ informirte anderer feinen Leuten Kinder/ biß er einen Pfenning vor sich gebracht/ da zohe er wieder auf Universitäten/ und bekam bald andere Vocation, seine Brüder aber giengen/ gleich wie er/ einer nach dem andern auch in die Fremde/ daß man endlich nicht hat erfahren mögen/ wohin sie gekommen/ ohne daß einer an einem gewissen Ort gestorben/ die andern wissen von einander noch diese Stunde nicht/ wo sie sind geblieben. Die Mutter ist im Anfang ihres Jammer-Standes gestorben/ und die Tochter hat sich verheurathet. Was für eine Ehe aber der Studio- sus, so dieses Unglück angestifftet/ mit seiner Frauen hernach gehabt/ darvon wil ich nichts sagen/ es mö- gen deßfalls andere Leute reden/ die besser/ als ich/ dar- um wissen. Einmahl ist gewiß/ daß er bey weitem nicht capabel war/ dem armen Priester seinen Scha- den zu erstatten. Als Klingenfeld hiermit zu reden aufhörete/ und den B b
Romans I. Buch. ſich mit einem ſehr kleinen Viatico in die Fremde/ dul-dete ſich gewaltig/ litte Hunger und Durſt/ Hitz und Kaͤlte/ informirte anderer feinen Leuten Kinder/ biß er einen Pfenning vor ſich gebracht/ da zohe er wieder auf Univerſitaͤten/ und bekam bald andere Vocation, ſeine Bruͤder aber giengen/ gleich wie er/ einer nach dem andern auch in die Fremde/ daß man endlich nicht hat erfahren moͤgen/ wohin ſie gekommen/ ohne daß einer an einem gewiſſen Ort geſtorben/ die andern wiſſen von einander noch dieſe Stunde nicht/ wo ſie ſind geblieben. Die Mutter iſt im Anfang ihres Jammer-Standes geſtorben/ und die Tochter hat ſich verheurathet. Was fuͤr eine Ehe aber der Studio- ſus, ſo dieſes Ungluͤck angeſtifftet/ mit ſeiner Frauen hernach gehabt/ darvon wil ich nichts ſagen/ es moͤ- gen deßfalls andere Leute reden/ die beſſer/ als ich/ dar- um wiſſen. Einmahl iſt gewiß/ daß er bey weitem nicht capabel war/ dem armen Prieſter ſeinen Scha- den zu erſtatten. Als Klingenfeld hiermit zu reden aufhoͤrete/ und den B b
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Romans I. Buch.
ſich mit einem ſehr kleinen Viatico in die Fremde/ dul-
dete ſich gewaltig/ litte Hunger und Durſt/ Hitz und
Kaͤlte/ informirte anderer feinen Leuten Kinder/ biß er
einen Pfenning vor ſich gebracht/ da zohe er wieder
auf Univerſitaͤten/ und bekam bald andere Vocation,
ſeine Bruͤder aber giengen/ gleich wie er/ einer nach
dem andern auch in die Fremde/ daß man endlich nicht
hat erfahren moͤgen/ wohin ſie gekommen/ ohne daß
einer an einem gewiſſen Ort geſtorben/ die andern
wiſſen von einander noch dieſe Stunde nicht/ wo ſie
ſind geblieben. Die Mutter iſt im Anfang ihres
Jammer-Standes geſtorben/ und die Tochter hat
ſich verheurathet. Was fuͤr eine Ehe aber der Studio-
ſus, ſo dieſes Ungluͤck angeſtifftet/ mit ſeiner Frauen
hernach gehabt/ darvon wil ich nichts ſagen/ es moͤ-
gen deßfalls andere Leute reden/ die beſſer/ als ich/ dar-
um wiſſen. Einmahl iſt gewiß/ daß er bey weitem
nicht capabel war/ dem armen Prieſter ſeinen Scha-
den zu erſtatten.
Als Klingenfeld hiermit zu reden aufhoͤrete/ und
hingegen ein wenig von dem vorgeſetzten Fruͤhſtuͤck
genoſſe/ da kam Troll unverſehens auß der gruͤnen
Lauben herfuͤr/ und ſpielete auf einer Maul-Trum̃el/
welche er allwege bey ſich trug. Der Podeſtà lachete
deß poſſierlichen Knechts/ und forſchete/ wer ihn ſo
wacker haͤtte ſpielen lernen? Apollo, Dauniæ Rex, gab
er zur Antwort/ und hiermit reichete er dem Podeſtà
die Maul-Trum̃el/ und bathe ihn/ er moͤchte ſich auch
ein wenig hoͤren laſſen. Dieſer aber ſprach: Wer da
ſpielet/ da andere Leute eſſen/ der iſt entweder ein Mu-
ſicant, oder ein Narꝛ. Troll hingegen gab ihm dieſe
fertige Replication: Themiſtocles cum in epulis recu-
ſaſſet lyram, habitus eſt indoctior; Welcher Rede alle
Anweſenden von Hertzen lachen muſten. Sie ſtun-
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