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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
men/ sich dannoch durch Droh-Brieffe schrecken las-
sen/ daß sie wiederkehren/ und die Dames ehelichen.
Ja ich weiß eine Academische Jungfrau/ vel quasi,
welche sich mit einem reichen Studioso auß Westpha-
len etwas zu tieff ins Corpus hinein wagete/ da sie
dann auf den Titulum de Ventre inspiciendo gerie-
then/ und vollends auf rusticas Servitutes kamen/
aber es verirrete sich der junge Jurist inter viam &
aquaeductum
dergestalt/ daß er nicht anderst/ als
gantz Schach-matt/ wieder auß dem Jrrgarten ent-
kommen kunte. Er meydete demnach hinführo diese
Gefährlichkeiten/ und wolte nicht mehr auf dieser
See zu Seegel gehen/ aber die Damoiselle war ihm
zu klug/ sie überredete ihn durch Brieffe/ daß etwas
von ihm an ihr behangen blieben/ welches ihr der-
mahleins viel Händel machen würde/ dahero er dann
sich bereden ließ/ und die Jungfrau heurathete; Als
er nun übers Jahr mit ihr nach Hauß kam/ war kein
Mensch in der Stadt/ der diese Dame so freundlich
empfing/ als ihre Schwieger-Mutter. Diese machte
ihr ein Willkomms-Gesicht/ wie eine alte. Topff-
Krämerin/ welcher ein wütender Ochs alle Töpffe
auf dem Marckt zerbricht.

Noch ein ander Exempel Academischer Courtoisie
fället mir bey. Ein Studiosus, der dem vorigen ziemlich
benachbart/ hielte sich zu Schweinfurt auf dem Gräfl.
Tecklenburgis. Gymnasio auf/ schwängerte daselbst
eine Dirne/ unter Zusagung deß ehelichen Bandes/
zoch hernach auf die Academie nach Marburg/ und
hielte sich ziemlich galant, verführete aber gar bald
eines feinen Mannes ehrbare Tochter/ gieng mit ihr
allein/ ins Hauß/ und auß dem Hauß/ ins Feld/ und
in den Wald/ und in Summa, er gieng so offt mit ihr
auß und ein/ biß endlich der anwachsende Bauch-

Hügel

Deß Academiſchen
men/ ſich dannoch durch Droh-Brieffe ſchrecken laſ-
ſen/ daß ſie wiederkehren/ und die Dames ehelichen.
Ja ich weiß eine Academiſche Jungfrau/ vel quaſi,
welche ſich mit einem reichen Studioſo auß Weſtpha-
len etwas zu tieff ins Corpus hinein wagete/ da ſie
dann auf den Titulum de Ventre inſpiciendo gerie-
then/ und vollends auf ruſticas Servitutes kamen/
aber es verirrete ſich der junge Juriſt inter viam &
aquæductum
dergeſtalt/ daß er nicht anderſt/ als
gantz Schach-matt/ wieder auß dem Jrꝛgarten ent-
kommen kunte. Er meydete demnach hinfuͤhro dieſe
Gefaͤhrlichkeiten/ und wolte nicht mehr auf dieſer
See zu Seegel gehen/ aber die Damoiſelle war ihm
zu klug/ ſie uͤberredete ihn durch Brieffe/ daß etwas
von ihm an ihr behangen blieben/ welches ihr der-
mahleins viel Haͤndel machen wuͤrde/ dahero er dann
ſich bereden ließ/ und die Jungfrau heurathete; Als
er nun uͤbers Jahr mit ihr nach Hauß kam/ war kein
Menſch in der Stadt/ der dieſe Dame ſo freundlich
empfing/ als ihre Schwieger-Mutter. Dieſe machte
ihr ein Willkomms-Geſicht/ wie eine alte. Topff-
Kraͤmerin/ welcher ein wuͤtender Ochs alle Toͤpffe
auf dem Marckt zerbricht.

Noch ein ander Exempel Academiſcher Courtoiſie
faͤllet mir bey. Ein Studioſus, der dem vorigen ziemlich
benachbart/ hielte ſich zu Schweinfurt auf dem Graͤfl.
Tecklenburgiſ. Gymnaſio auf/ ſchwaͤngerte daſelbſt
eine Dirne/ unter Zuſagung deß ehelichen Bandes/
zoch hernach auf die Academie nach Marburg/ und
hielte ſich ziemlich galant, verfuͤhrete aber gar bald
eines feinen Mannes ehrbare Tochter/ gieng mit ihr
allein/ ins Hauß/ und auß dem Hauß/ ins Feld/ und
in den Wald/ und in Summa, er gieng ſo offt mit ihr
auß und ein/ biß endlich der anwachſende Bauch-

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[382/0396] Deß Academiſchen men/ ſich dannoch durch Droh-Brieffe ſchrecken laſ- ſen/ daß ſie wiederkehren/ und die Dames ehelichen. Ja ich weiß eine Academiſche Jungfrau/ vel quaſi, welche ſich mit einem reichen Studioſo auß Weſtpha- len etwas zu tieff ins Corpus hinein wagete/ da ſie dann auf den Titulum de Ventre inſpiciendo gerie- then/ und vollends auf ruſticas Servitutes kamen/ aber es verirrete ſich der junge Juriſt inter viam & aquæductum dergeſtalt/ daß er nicht anderſt/ als gantz Schach-matt/ wieder auß dem Jrꝛgarten ent- kommen kunte. Er meydete demnach hinfuͤhro dieſe Gefaͤhrlichkeiten/ und wolte nicht mehr auf dieſer See zu Seegel gehen/ aber die Damoiſelle war ihm zu klug/ ſie uͤberredete ihn durch Brieffe/ daß etwas von ihm an ihr behangen blieben/ welches ihr der- mahleins viel Haͤndel machen wuͤrde/ dahero er dann ſich bereden ließ/ und die Jungfrau heurathete; Als er nun uͤbers Jahr mit ihr nach Hauß kam/ war kein Menſch in der Stadt/ der dieſe Dame ſo freundlich empfing/ als ihre Schwieger-Mutter. Dieſe machte ihr ein Willkomms-Geſicht/ wie eine alte. Topff- Kraͤmerin/ welcher ein wuͤtender Ochs alle Toͤpffe auf dem Marckt zerbricht. Noch ein ander Exempel Academiſcher Courtoiſie faͤllet mir bey. Ein Studioſus, der dem vorigen ziemlich benachbart/ hielte ſich zu Schweinfurt auf dem Graͤfl. Tecklenburgiſ. Gymnaſio auf/ ſchwaͤngerte daſelbſt eine Dirne/ unter Zuſagung deß ehelichen Bandes/ zoch hernach auf die Academie nach Marburg/ und hielte ſich ziemlich galant, verfuͤhrete aber gar bald eines feinen Mannes ehrbare Tochter/ gieng mit ihr allein/ ins Hauß/ und auß dem Hauß/ ins Feld/ und in den Wald/ und in Summa, er gieng ſo offt mit ihr auß und ein/ biß endlich der anwachſende Bauch- Huͤgel

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/396>, abgerufen am 22.11.2024.