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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
schen Grund-Text/ mit Jemand disputiren. Ambro-
sius
über die 1. Ep. an die Corinther bejahet/ die El-
testen an der Würde hätten auf erhabenen Cantzeln
gesessen/ nach ihnen die andere auf niedrigen Bän-
cken/ und die studirende Jugend auf gelegten von
Bintzen/ oder dergleichen geflochtenen Materien und
Decken an der Erden/ daher sassen die Studenten zu
den Füssen ihrer Doctoren und Meistern/ dessen sich
Paulus nicht schämet/ und spricht: Jch bin ein Jü-
discher Mann/ geboren zu Tarsen in Cilicia, und er-
zogen in dieser Stadt/ (Jerusalem/) zu den Füssen
Gamalielis, gelehret mit Fleiß in dem Vätterlichen
Gesetz. Philo berichtet/ die Esseer/ so offt sie in den
Schulen zusammen kommen/ hätten sie eine feine Ord-
nung gehalten/ und die jungen Gesellen sich zu den
Füssen der Alten gesetzet/ und zu fleissiger Aufmer-
ckung ihre Sinne bereitet. Das ist eine ehrbare und
liebliche Zucht gewesen/ und scheinet auß dem Evan-
gelio deß H. Knabens JEsu/ weil er nicht auß der
Doctoren und Professoren der Schulen Mittel gewe-
sen/ habe sich/ nach seiner gewöhnlichen Demuth/ auch
neben andere auf die Matten gesetzet/ mit Ehrerbie-
tung die Eltesten gefraget/ die Antwort sittiglich an-
gehöret/ und darauf seine Gegen-Rede abgeleget/ daß
sie sich selbst verwundern müssen/ über den hohen
Verstand/ und scharffen Antwort.

Ferner schreibet Athenaeus von den Gast-Mahlen
der Philosophen zu Athen/ welchen Theophrastes zu
dem Ende eine merckliche Summa Goldes im Testa-
ment verschaffet/ nicht/ daß sie in solcher Zusammen-
kunfft geiler und leichtfertiger Weise Muthwillen
treiben solten/ sondern/ so sie in den sparsamen Wol-
leben Gespräche unter sich hätten/ dieselbige beschei-
dener/ nüchterer und gelehrter Massen vollführeten.

Er
B 4

Romans I. Buch.
ſchen Grund-Text/ mit Jemand diſputiren. Ambro-
ſius
uͤber die 1. Ep. an die Corinther bejahet/ die El-
teſten an der Wuͤrde haͤtten auf erhabenen Cantzeln
geſeſſen/ nach ihnen die andere auf niedrigen Baͤn-
cken/ und die ſtudirende Jugend auf gelegten von
Bintzen/ oder dergleichen geflochtenen Materien und
Decken an der Erden/ daher ſaſſen die Studenten zu
den Fuͤſſen ihrer Doctoren und Meiſtern/ deſſen ſich
Paulus nicht ſchaͤmet/ und ſpricht: Jch bin ein Juͤ-
diſcher Mann/ geboren zu Tarſen in Cilicia, und er-
zogen in dieſer Stadt/ (Jeruſalem/) zu den Fuͤſſen
Gamalielis, gelehret mit Fleiß in dem Vaͤtterlichen
Geſetz. Philo berichtet/ die Eſſeer/ ſo offt ſie in den
Schulen zuſammen kom̃en/ haͤtten ſie eine feine Ord-
nung gehalten/ und die jungen Geſellen ſich zu den
Fuͤſſen der Alten geſetzet/ und zu fleiſſiger Aufmer-
ckung ihre Sinne bereitet. Das iſt eine ehrbare und
liebliche Zucht geweſen/ und ſcheinet auß dem Evan-
gelio deß H. Knabens JEſu/ weil er nicht auß der
Doctoren und Profeſſoren der Schulen Mittel gewe-
ſen/ habe ſich/ nach ſeiner gewoͤhnlichen Demuth/ auch
neben andere auf die Matten geſetzet/ mit Ehrerbie-
tung die Elteſten gefraget/ die Antwort ſittiglich an-
gehoͤret/ und darauf ſeine Gegen-Rede abgeleget/ daß
ſie ſich ſelbſt verwundern muͤſſen/ uͤber den hohen
Verſtand/ und ſcharffen Antwort.

Ferner ſchreibet Athenæus von den Gaſt-Mahlen
der Philoſophen zu Athen/ welchen Theophraſtes zu
dem Ende eine merckliche Summa Goldes im Teſta-
ment verſchaffet/ nicht/ daß ſie in ſolcher Zuſammen-
kunfft geiler und leichtfertiger Weiſe Muthwillen
treiben ſolten/ ſondern/ ſo ſie in den ſparſamen Wol-
leben Geſpraͤche unter ſich haͤtten/ dieſelbige beſchei-
dener/ nuͤchterer und gelehrter Maſſen vollfuͤhreten.

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B 4
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[23/0033] Romans I. Buch. ſchen Grund-Text/ mit Jemand diſputiren. Ambro- ſius uͤber die 1. Ep. an die Corinther bejahet/ die El- teſten an der Wuͤrde haͤtten auf erhabenen Cantzeln geſeſſen/ nach ihnen die andere auf niedrigen Baͤn- cken/ und die ſtudirende Jugend auf gelegten von Bintzen/ oder dergleichen geflochtenen Materien und Decken an der Erden/ daher ſaſſen die Studenten zu den Fuͤſſen ihrer Doctoren und Meiſtern/ deſſen ſich Paulus nicht ſchaͤmet/ und ſpricht: Jch bin ein Juͤ- diſcher Mann/ geboren zu Tarſen in Cilicia, und er- zogen in dieſer Stadt/ (Jeruſalem/) zu den Fuͤſſen Gamalielis, gelehret mit Fleiß in dem Vaͤtterlichen Geſetz. Philo berichtet/ die Eſſeer/ ſo offt ſie in den Schulen zuſammen kom̃en/ haͤtten ſie eine feine Ord- nung gehalten/ und die jungen Geſellen ſich zu den Fuͤſſen der Alten geſetzet/ und zu fleiſſiger Aufmer- ckung ihre Sinne bereitet. Das iſt eine ehrbare und liebliche Zucht geweſen/ und ſcheinet auß dem Evan- gelio deß H. Knabens JEſu/ weil er nicht auß der Doctoren und Profeſſoren der Schulen Mittel gewe- ſen/ habe ſich/ nach ſeiner gewoͤhnlichen Demuth/ auch neben andere auf die Matten geſetzet/ mit Ehrerbie- tung die Elteſten gefraget/ die Antwort ſittiglich an- gehoͤret/ und darauf ſeine Gegen-Rede abgeleget/ daß ſie ſich ſelbſt verwundern muͤſſen/ uͤber den hohen Verſtand/ und ſcharffen Antwort. Ferner ſchreibet Athenæus von den Gaſt-Mahlen der Philoſophen zu Athen/ welchen Theophraſtes zu dem Ende eine merckliche Summa Goldes im Teſta- ment verſchaffet/ nicht/ daß ſie in ſolcher Zuſammen- kunfft geiler und leichtfertiger Weiſe Muthwillen treiben ſolten/ ſondern/ ſo ſie in den ſparſamen Wol- leben Geſpraͤche unter ſich haͤtten/ dieſelbige beſchei- dener/ nuͤchterer und gelehrter Maſſen vollfuͤhreten. Er B 4

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/33>, abgerufen am 22.11.2024.