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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
die Herbergen besuchete/ daher es endlich geschahe/
daß der Vatter müde ward/ ihm fast alle Tage Geld
zu übermachen/ und etwas genauer nach seines Sohns
Leben zu forschen begunte/ und wie er nun vernommen/
daß sein Sohn fleissiger nach der Herberge/ als nach
der Academie gieng/ verdrosse es den alten Herrn so
sehr/ daß er deßwegen den Sohn gewaltig außhechel-
te/ welcher aber/ mit Angelobung der Besserung/ sei-
nen Vatter zufrieden stellete. Es waren dieses aber
nur Worte/ darauf nichts erfolgete/ dann der Vatter
war so bald nicht wieder weggeräyset/ da fuhr er wie-
der auf seine alte Weise fort. Dieses verursachete
dem alten Vatter so grosse Bestürtzung und Zorn/
daß er ihn für einen Sohn nicht länger erkennen wol-
te/ und hielte von der Zeit an/ seinen Beutel für ihm
verschlossen/ welches Ursache war/ daß der andere/ wie
er sahe/ daß ihm die Wechsel aussenblieben/ seine Bü-
cher/ und was ihm vormahls zu seinem Studiren ge-
dienet/ zu Geld begunte zu machen/ und behielt nichts
übrig/ von allem dem Seinen/ als ein ehrlich Kleid.
Jedoch kunte das Geld/ so er auß seinen Güthern ge-
löset/ nicht lange außhalten/ und sahe daher wol/ daß
er entweder seine Kosten müste mindern/ oder bald in
Armuth gerathen. Wie er nun auf eine Zeit in eine
Herberge bey einem Glaß Bier saß/ dann der Wein
war ihm nun zu theuer worden/ sahe er einen jungen
Kerl hinein kommen/ der Seemanns-Kleider anhat-
te; So bald war dieser nicht in die Herberge kommen/
da foderte er eine Kanne Wein/ und fieng darauf ei-
nen grossen Hauffen Geld auß seinen Schiebsäcken
herauß zu holen/ darunter güldene und silberne Mün-
tze unter einander gemenget war. Wie er dieses ein
paar mahl übergezehlet/ und die güldene Müntze von
der silbernen abgesondert hatte/ stecket er Jedweders

in
U 2

Romans I. Buch.
die Herbergen beſuchete/ daher es endlich geſchahe/
daß der Vatter muͤde ward/ ihm faſt alle Tage Geld
zu uͤbermachen/ uñ etwas genauer nach ſeines Sohns
Leben zu forſchen begunte/ und wie er nun vernom̃en/
daß ſein Sohn fleiſſiger nach der Herberge/ als nach
der Academie gieng/ verdroſſe es den alten Herꝛn ſo
ſehr/ daß er deßwegen den Sohn gewaltig außhechel-
te/ welcher aber/ mit Angelobung der Beſſerung/ ſei-
nen Vatter zufrieden ſtellete. Es waren dieſes aber
nur Worte/ darauf nichts erfolgete/ dann der Vatter
war ſo bald nicht wieder weggeraͤyſet/ da fuhr er wie-
der auf ſeine alte Weiſe fort. Dieſes verurſachete
dem alten Vatter ſo groſſe Beſtuͤrtzung und Zorn/
daß er ihn fuͤr einen Sohn nicht laͤnger erkennen wol-
te/ und hielte von der Zeit an/ ſeinen Beutel fuͤr ihm
verſchloſſen/ welches Urſache war/ daß der andere/ wie
er ſahe/ daß ihm die Wechſel auſſenblieben/ ſeine Buͤ-
cher/ und was ihm vormahls zu ſeinem Studiren ge-
dienet/ zu Geld begunte zu machen/ und behielt nichts
uͤbrig/ von allem dem Seinen/ als ein ehrlich Kleid.
Jedoch kunte das Geld/ ſo er auß ſeinen Guͤthern ge-
loͤſet/ nicht lange außhalten/ und ſahe daher wol/ daß
er entweder ſeine Koſten muͤſte mindern/ oder bald in
Armuth gerathen. Wie er nun auf eine Zeit in eine
Herberge bey einem Glaß Bier ſaß/ dann der Wein
war ihm nun zu theuer worden/ ſahe er einen jungen
Kerl hinein kommen/ der Seemanns-Kleider anhat-
te; So bald war dieſer nicht in die Herberge kom̃en/
da foderte er eine Kanne Wein/ und fieng darauf ei-
nen groſſen Hauffen Geld auß ſeinen Schiebſaͤcken
herauß zu holen/ darunter guͤldene und ſilberne Muͤn-
tze unter einander gemenget war. Wie er dieſes ein
paar mahl uͤbergezehlet/ und die guͤldene Muͤntze von
der ſilbernen abgeſondert hatte/ ſtecket er Jedweders

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U 2
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[307/0319] Romans I. Buch. die Herbergen beſuchete/ daher es endlich geſchahe/ daß der Vatter muͤde ward/ ihm faſt alle Tage Geld zu uͤbermachen/ uñ etwas genauer nach ſeines Sohns Leben zu forſchen begunte/ und wie er nun vernom̃en/ daß ſein Sohn fleiſſiger nach der Herberge/ als nach der Academie gieng/ verdroſſe es den alten Herꝛn ſo ſehr/ daß er deßwegen den Sohn gewaltig außhechel- te/ welcher aber/ mit Angelobung der Beſſerung/ ſei- nen Vatter zufrieden ſtellete. Es waren dieſes aber nur Worte/ darauf nichts erfolgete/ dann der Vatter war ſo bald nicht wieder weggeraͤyſet/ da fuhr er wie- der auf ſeine alte Weiſe fort. Dieſes verurſachete dem alten Vatter ſo groſſe Beſtuͤrtzung und Zorn/ daß er ihn fuͤr einen Sohn nicht laͤnger erkennen wol- te/ und hielte von der Zeit an/ ſeinen Beutel fuͤr ihm verſchloſſen/ welches Urſache war/ daß der andere/ wie er ſahe/ daß ihm die Wechſel auſſenblieben/ ſeine Buͤ- cher/ und was ihm vormahls zu ſeinem Studiren ge- dienet/ zu Geld begunte zu machen/ und behielt nichts uͤbrig/ von allem dem Seinen/ als ein ehrlich Kleid. Jedoch kunte das Geld/ ſo er auß ſeinen Guͤthern ge- loͤſet/ nicht lange außhalten/ und ſahe daher wol/ daß er entweder ſeine Koſten muͤſte mindern/ oder bald in Armuth gerathen. Wie er nun auf eine Zeit in eine Herberge bey einem Glaß Bier ſaß/ dann der Wein war ihm nun zu theuer worden/ ſahe er einen jungen Kerl hinein kommen/ der Seemanns-Kleider anhat- te; So bald war dieſer nicht in die Herberge kom̃en/ da foderte er eine Kanne Wein/ und fieng darauf ei- nen groſſen Hauffen Geld auß ſeinen Schiebſaͤcken herauß zu holen/ darunter guͤldene und ſilberne Muͤn- tze unter einander gemenget war. Wie er dieſes ein paar mahl uͤbergezehlet/ und die guͤldene Muͤntze von der ſilbernen abgeſondert hatte/ ſtecket er Jedweders in U 2

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/319>, abgerufen am 23.11.2024.