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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
schüttelte den Kopff/ und sagte: Cui peccare licet,
peccat minus: ipsa potestas semina nequitiae langui-
diora facit.
Klingenfeld bekräfftigte diese Worte/
und gab für/ daß man in Teutschland und Franckreich
bey weitem nicht so viel Excessen unter dem Frauen-
zimmer erlebete/ als bey dem Jtaliänischen und Tür-
ckischen/ welches sehr eingesperret würde/ und dem-
nach weit lüsterner würde zu den Liebes-Wercken/ als
wann man es nicht also eingesperret hätte. Carola Pa-
tina
wolte ihren Lands-Leuten anjetzo das Wort spre-
chen/ und hielte dem Teutschen für/ ob gleich das ver-
schlossene Frauenzimmer sündigete/ geschähe es doch
in geheim/ daran die andern kein so offenbahres Aer-
gernüß empfünden/ als an dem starcken Fressen und
Sauffen der Teutschen/ welches so häuffig und viel-
fältig/ darzu offentlich geschähe/ daß es kein Wunder/
wann der durchdringende Himmels-Strahl sothane
der lieben Jugend höchst-ärgerliche Leute vor Jeder-
manns Augen offentlich züchtigete.

Cerebacchius fand sich durch diese Worte am
allermeisten getroffen/ nahm demnach die Antwort
auf sich/ welche diese war: Si quoties peccant homi-
nes sua fulmina mittat Jupiter, exiguo tempore iner-
mis erit.
Diese fertige Antwort gefiel der gantzen Ge-
sellschafft auß der Massen wol. Jm übrigen/ ob gleich
der Printz grosse Lust bezeugete/ mit Campanelli in
Vertraulichkeit zu kommen/ fand er doch an demselben
eine ungemeine Eingezogenheit/ welche zwar seiner
zarten Jugend einiger Massen zuzuschreiben/ aber es
schiene noch etwas anders darhinter zu stecken/ wel-
ches jetzo nicht zu errathen war. Hingegen bezeigete
sich Ilmene etwas freymüthiger/ und ließ gnugsam se-
hen/ daß dem Frauenzimmer die Conversation mit ehr-
lichen und höflichen Jünglingen keinen Verdacht

bringen

Deß Academiſchen
ſchuͤttelte den Kopff/ und ſagte: Cui peccare licet,
peccat minùs: ipſa poteſtas ſemina nequitiæ langui-
diora facit.
Klingenfeld bekraͤfftigte dieſe Worte/
und gab fuͤr/ daß man in Teutſchland und Franckreich
bey weitem nicht ſo viel Exceſſen unter dem Frauen-
zimmer erlebete/ als bey dem Jtaliaͤniſchen und Tuͤr-
ckiſchen/ welches ſehr eingeſperret wuͤrde/ und dem-
nach weit luͤſterner wuͤrde zu den Liebes-Wercken/ als
wann man es nicht alſo eingeſperret haͤtte. Carola Pa-
tina
wolte ihren Lands-Leuten anjetzo das Wort ſpre-
chen/ und hielte dem Teutſchen fuͤr/ ob gleich das ver-
ſchloſſene Frauenzimmer ſuͤndigete/ geſchaͤhe es doch
in geheim/ daran die andern kein ſo offenbahres Aer-
gernuͤß empfuͤnden/ als an dem ſtarcken Freſſen und
Sauffen der Teutſchen/ welches ſo haͤuffig und viel-
faͤltig/ darzu offentlich geſchaͤhe/ daß es kein Wunder/
wann der durchdringende Himmels-Strahl ſothane
der lieben Jugend hoͤchſt-aͤrgerliche Leute vor Jeder-
manns Augen offentlich zuͤchtigete.

Cerebacchius fand ſich durch dieſe Worte am
allermeiſten getroffen/ nahm demnach die Antwort
auf ſich/ welche dieſe war: Si quoties peccant homi-
nes ſua fulmina mittat Jupiter, exiguo tempore iner-
mis erit.
Dieſe fertige Antwort gefiel der gantzen Ge-
ſellſchafft auß der Maſſen wol. Jm uͤbrigen/ ob gleich
der Printz groſſe Luſt bezeugete/ mit Campanelli in
Vertraulichkeit zu kom̃en/ fand er doch an demſelben
eine ungemeine Eingezogenheit/ welche zwar ſeiner
zarten Jugend einiger Maſſen zuzuſchreiben/ aber es
ſchiene noch etwas anders darhinter zu ſtecken/ wel-
ches jetzo nicht zu errathen war. Hingegen bezeigete
ſich Ilmene etwas freymuͤthiger/ und ließ gnugſam ſe-
hen/ daß dem Frauenzim̃er die Converſation mit ehr-
lichen und hoͤflichen Juͤnglingen keinen Verdacht

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[296/0308] Deß Academiſchen ſchuͤttelte den Kopff/ und ſagte: Cui peccare licet, peccat minùs: ipſa poteſtas ſemina nequitiæ langui- diora facit. Klingenfeld bekraͤfftigte dieſe Worte/ und gab fuͤr/ daß man in Teutſchland und Franckreich bey weitem nicht ſo viel Exceſſen unter dem Frauen- zimmer erlebete/ als bey dem Jtaliaͤniſchen und Tuͤr- ckiſchen/ welches ſehr eingeſperret wuͤrde/ und dem- nach weit luͤſterner wuͤrde zu den Liebes-Wercken/ als wann man es nicht alſo eingeſperret haͤtte. Carola Pa- tina wolte ihren Lands-Leuten anjetzo das Wort ſpre- chen/ und hielte dem Teutſchen fuͤr/ ob gleich das ver- ſchloſſene Frauenzimmer ſuͤndigete/ geſchaͤhe es doch in geheim/ daran die andern kein ſo offenbahres Aer- gernuͤß empfuͤnden/ als an dem ſtarcken Freſſen und Sauffen der Teutſchen/ welches ſo haͤuffig und viel- faͤltig/ darzu offentlich geſchaͤhe/ daß es kein Wunder/ wann der durchdringende Himmels-Strahl ſothane der lieben Jugend hoͤchſt-aͤrgerliche Leute vor Jeder- manns Augen offentlich zuͤchtigete. Cerebacchius fand ſich durch dieſe Worte am allermeiſten getroffen/ nahm demnach die Antwort auf ſich/ welche dieſe war: Si quoties peccant homi- nes ſua fulmina mittat Jupiter, exiguo tempore iner- mis erit. Dieſe fertige Antwort gefiel der gantzen Ge- ſellſchafft auß der Maſſen wol. Jm uͤbrigen/ ob gleich der Printz groſſe Luſt bezeugete/ mit Campanelli in Vertraulichkeit zu kom̃en/ fand er doch an demſelben eine ungemeine Eingezogenheit/ welche zwar ſeiner zarten Jugend einiger Maſſen zuzuſchreiben/ aber es ſchiene noch etwas anders darhinter zu ſtecken/ wel- ches jetzo nicht zu errathen war. Hingegen bezeigete ſich Ilmene etwas freymuͤthiger/ und ließ gnugſam ſe- hen/ daß dem Frauenzim̃er die Converſation mit ehr- lichen und hoͤflichen Juͤnglingen keinen Verdacht bringen

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/308>, abgerufen am 22.11.2024.