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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
selbe sich deß guten Frühstückes noch nicht entlediget
hätte. Hierüber schüttelte Klingenfeld den Kopff/
sagend: Difficile est tristi fingere mente jocum, nec
bene mendaci risus componitur ore. Cerebacchius

gab keine andere Antwort/ als daß er sagte: Riden-
tem dicere verum, quid vetat?
Als man dieses redete/
merckete Troll/ daß die zwo Jungfrauen gar genau
zuhöreten/ dannenhero wolte er sie auf seine Weise
aufziehen/ und sagte: Meine Jungfrauen/ die Zeit
wird euch lange/ redet nur fein hübsch Latein mit in
der Reige/ so habt ihr eine feine Kurtzweil. Hierauf
gab ihm die eine diesen Bescheid: Primum auscultare
disce, si nescis loqui.
Durch welche Worte der Die-
ner in grosse Bestürtzung verfiel/ dann er bildete ihm
nicht ein/ daß diese Dame Latein verstünde/ wie dann
keiner von den andern solches gedacht hätte. Als der
Printz aber hörete/ daß er eine Fräuliche Muse vor
sich hätte/ bath er ihren Vatter um Verzeyhung/ daß
er sich mit ihr in einen Discurs einlassen möchte/ wel-
ches dem Patina sehr wol gefiel. Also fiengen sie einen
schönen Discurs mit einander an/ und die Jungfrau
wuste auf alle Fragen in Lateinischer Sprache ferti-
gen Bescheid zu geben.

Klingenfeld fragte den Cerebacchium, ob er
wol ehe von dieser Jungfrau gehöret/ und dieser gab
ihm Bescheid/ daß kein Student in gantz Padua, der
nicht von ihr zu sagen wüste/ allermassen sie nicht al-
lein durch ihre löbliche Wissenschafften/ sondern für-
nemlich durch eine herrliche Lateinische Oration, die
sie über den glücklichen Entsatz der Stadt Wien da-
mahl gehalten/ ihren Namen/ welcher Carola Catha-
rina Patina
hiesse/ in aller Welt bekandt gemacht hät-
te. Es ist mir von Hertzen lieb/ sprach Klingenfeld/
daß ich das Glück habe/ dieses hochgelehrte Musen-

Kind

Deß Academiſchen
ſelbe ſich deß guten Fruͤhſtuͤckes noch nicht entlediget
haͤtte. Hieruͤber ſchuͤttelte Klingenfeld den Kopff/
ſagend: Difficile eſt triſti fingere mente jocum, nec
bene mendaci riſus componitur ore. Cerebacchius

gab keine andere Antwort/ als daß er ſagte: Riden-
tem dicere verum, quid vetat?
Als man dieſes redete/
merckete Troll/ daß die zwo Jungfrauen gar genau
zuhoͤreten/ dannenhero wolte er ſie auf ſeine Weiſe
aufziehen/ und ſagte: Meine Jungfrauen/ die Zeit
wird euch lange/ redet nur fein huͤbſch Latein mit in
der Reige/ ſo habt ihr eine feine Kurtzweil. Hierauf
gab ihm die eine dieſen Beſcheid: Primum auſcultare
diſce, ſi neſcis loqui.
Durch welche Worte der Die-
ner in groſſe Beſtuͤrtzung verfiel/ dann er bildete ihm
nicht ein/ daß dieſe Dame Latein verſtuͤnde/ wie dann
keiner von den andern ſolches gedacht haͤtte. Als der
Printz aber hoͤrete/ daß er eine Fraͤuliche Muſe vor
ſich haͤtte/ bath er ihren Vatter um Verzeyhung/ daß
er ſich mit ihr in einen Diſcurs einlaſſen moͤchte/ wel-
ches dem Patina ſehr wol gefiel. Alſo fiengen ſie einen
ſchoͤnen Diſcurs mit einander an/ und die Jungfrau
wuſte auf alle Fragen in Lateiniſcher Sprache ferti-
gen Beſcheid zu geben.

Klingenfeld fragte den Cerebacchium, ob er
wol ehe von dieſer Jungfrau gehoͤret/ und dieſer gab
ihm Beſcheid/ daß kein Student in gantz Padua, der
nicht von ihr zu ſagen wuͤſte/ allermaſſen ſie nicht al-
lein durch ihre loͤbliche Wiſſenſchafften/ ſondern fuͤr-
nemlich durch eine herꝛliche Lateiniſche Oration, die
ſie uͤber den gluͤcklichen Entſatz der Stadt Wien da-
mahl gehalten/ ihren Namen/ welcher Carola Catha-
rina Patina
hieſſe/ in aller Welt bekandt gemacht haͤt-
te. Es iſt mir von Hertzen lieb/ ſprach Klingenfeld/
daß ich das Gluͤck habe/ dieſes hochgelehrte Muſen-

Kind
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[276/0288] Deß Academiſchen ſelbe ſich deß guten Fruͤhſtuͤckes noch nicht entlediget haͤtte. Hieruͤber ſchuͤttelte Klingenfeld den Kopff/ ſagend: Difficile eſt triſti fingere mente jocum, nec bene mendaci riſus componitur ore. Cerebacchius gab keine andere Antwort/ als daß er ſagte: Riden- tem dicere verum, quid vetat? Als man dieſes redete/ merckete Troll/ daß die zwo Jungfrauen gar genau zuhoͤreten/ dannenhero wolte er ſie auf ſeine Weiſe aufziehen/ und ſagte: Meine Jungfrauen/ die Zeit wird euch lange/ redet nur fein huͤbſch Latein mit in der Reige/ ſo habt ihr eine feine Kurtzweil. Hierauf gab ihm die eine dieſen Beſcheid: Primum auſcultare diſce, ſi neſcis loqui. Durch welche Worte der Die- ner in groſſe Beſtuͤrtzung verfiel/ dann er bildete ihm nicht ein/ daß dieſe Dame Latein verſtuͤnde/ wie dann keiner von den andern ſolches gedacht haͤtte. Als der Printz aber hoͤrete/ daß er eine Fraͤuliche Muſe vor ſich haͤtte/ bath er ihren Vatter um Verzeyhung/ daß er ſich mit ihr in einen Diſcurs einlaſſen moͤchte/ wel- ches dem Patina ſehr wol gefiel. Alſo fiengen ſie einen ſchoͤnen Diſcurs mit einander an/ und die Jungfrau wuſte auf alle Fragen in Lateiniſcher Sprache ferti- gen Beſcheid zu geben. Klingenfeld fragte den Cerebacchium, ob er wol ehe von dieſer Jungfrau gehoͤret/ und dieſer gab ihm Beſcheid/ daß kein Student in gantz Padua, der nicht von ihr zu ſagen wuͤſte/ allermaſſen ſie nicht al- lein durch ihre loͤbliche Wiſſenſchafften/ ſondern fuͤr- nemlich durch eine herꝛliche Lateiniſche Oration, die ſie uͤber den gluͤcklichen Entſatz der Stadt Wien da- mahl gehalten/ ihren Namen/ welcher Carola Catha- rina Patina hieſſe/ in aller Welt bekandt gemacht haͤt- te. Es iſt mir von Hertzen lieb/ ſprach Klingenfeld/ daß ich das Gluͤck habe/ dieſes hochgelehrte Muſen- Kind

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/288>, abgerufen am 22.11.2024.